(VOVworld) – Die Sitte der Brüderschaft zwischen alten Dörfern gibt es seit langem in der Region Kinh Bac, nördlich von Hanoi. Trotz Änderungen des Lebens wird diese Sitte heute noch bewahrt.

 

Die Brüderschaftsfeier zwischen Dörfern in Bac Ninh. (Foto: dantri.com.vn)

Zur Region Kinh Bac gehören drei alte Hauptstädte Vietnams, nämlich die Gemeinden in den Provinzen Bac Ninh und Bac Giang und der nördliche Vorort Hanois. Wie andere Dörfer im Norden sind die Dörfer in Kinh Bac mit dem Bild eines Dorftors und einem Bambusbüschel um das Dorf herum verbunden. Jedes Dorf hat eigene Sitten und Regeln. In der Region Kinh Bac hat man noch die Sitte, Brüderschaft zwischen den Dörfern zu schließen. Wenn zwei Dörfer diese Brüderschaft haben, werden sich die Bewohner der beiden Dörfer gegenseitig helfen. Ein Beispiel ist die Brüderschaft zwischen den Dörfern Phuc Linh und Huong Cau in der Gemeinde Huong Lam in Bac Giang. Phuc Linh ist etwa fünf Kilometer vom Dorf Huong Cau entfernt. Die Bewohner beider Dörfer behalten noch weiter die Brüderschaft, die vor vielen Generationen geschlossen wurde, so Ta Dang Thinh, einer der Alten im Dorf Phuc Linh:

„Meine Eltern erzählten früher: unter feudalistischen Dynastien, als das Dorf sehr wenige Bewohner hatte, hatten beide Dörfer diese Brüderschaft geschlossen. So konnten die Bewohner beider Dörfer in der Produktion zusammenarbeiten und sich bei Naturkatastrophen gegenseitig helfen.“

Fast alle Bewohner in Phuc Linh und Huong Cau wissen nicht, seit wann gibt es die Sitte der Brüderschaft zwischen Dörfern gibt. Sie wissen alle aber von Geschichten, die als Beweise für diese Brüderschaft gelten. Eine ist die aus den 80er Jahren, als die Dorfbewohner in Phuc Linh die Straße zum Dorf ausbauen wollten. Morgenfrüh, als die Dorfbewohner aufstanden und sich auf den Straßenbau vorbereiteten, sahen sie bereits Kiesdünen auf der Straße, die genug zum Bau der Straße waren, erzählt Ta Van Thuy, ein Bewohner in Phuc Linh:

„Das Bruderdorf Huong Cau half Phuc Linh mit Kies. Die Dorfbewohner in Huong Cau transportierten Kies in der Nacht, deshalb wussten wir das nicht. Am frühen Morgen sahen wir bereits Kiesdünen entlang der Straße. Wir wussten nicht, wie sie uns geholfen haben. Niemand weiß es.“

Ohne Forderungen aus Phuc Linh hatten die Bewohner von Huong Cau denen in Phuc Linh geholfen. Sie versammelten sich in der Nacht und transportierten Kies dorthin. Die Bewohner in Huong Cau verstanden dies aber als ganz selbstverständlich. Wenn sie eine magere Ernte hätten oder ihr Dorf überflutet würde, würde das Bruderdorf Phuc Linh ihnen sicherlich ebenso helfen. Dazu Hoang Van Lich, der Vorsitzende der Gemeinde Huong Lam:

„Früher, als man noch keine Wasserpumpen bei der Feldarbeit einsetzte, kamen die Bewohner in Phuc Linh nach Huong Cau, um den dortigen Bewohnern bei der Feldentleerung, beim Pflügen und der Aussaat zu helfen. Sie brachten sogar ihre Wasserbüffel zum Pflügen mit.“

Auch bei der Renovierung des Dorftempels in Huong Cau haben die Bewohner in Phuc Linh geholfen. Die Renovierung des Tempels wurde von den Bewohnern in Huong Cau sehr ausführlich diskutiert. Sie konnten sich aber nicht vorstellen, dass das Dorf Phuc Linh auch einen eigenen Plan hatte, um ihnen zu helfen. Auch in der Nacht wurden alle Dachziegel für den Tempel dorthin transportiert. Außerdem halfen die Bewohner in Phuc Linh denen in Huong Cau bei den Bauarbeiten. Ngo Van Kien, ein Bewohner in Phuc Linh erzählt:

„Als wir gehört haben, dass die Dorfbewohner in Huong Cau ihren Dorftempel renovieren wollten, versammelten wir uns, um Dachziegel für sie zu transportieren. Von den Alten bis hinzu Jungen, alle Bewohner in Phuc Linh beteiligten sich aktiv daran.“

Wenn zwei Dörfer eine Brüderschaft geschlossen haben, werden sich die Bewohner beider Dörfer gegenseitig in allen Gelegenheiten helfen. Sie besuchen einander sehr oft. In einigen Gegenden im Norden gibt es noch die Sitte der Brüderschaft zwischen Dörfern, wie beispielsweise im Kreis Viet Yen in Bac Giang, im Kreis Soc Son von Hanoi und in einigen Dörfern in Bac Ninh.