Abtrennung Schottlands von Großbritannien: Chance zur Entwicklung oder Nationalismus

(VOVworld) – Am Donnerstag beteiligen sich mehr als vier Millionen schottische Wähler an der Volksabstimmung über die Zukunft des Landes. Falls mehr als 50 Prozent der Wähler zustimmen, kann ein unabhängiges Land mit 5,3 Millionen Einwohnern entstehen. Die Entscheidung zur Abtrennung Schottlands von Großbritannien würde bestimmte Ergebnisse verursachen.

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Katalanen gehen auf die Straßen, um die Unterstützung für die Unabhängigkeit Schottlands zu zeigen. (Foto: AP/ VOVonline)



Schottland liegt im Norden und beträgt etwa ein Drittel des Festlandes von Großbritannien. In Schottland leben etwa 5,3 Millionen Menschen, 80 Prozent davon sind Schotten. Die Wirtschaft beruht auf Erdöl und Erdgas in der Nordsee. Schottland trägt etwa zehn Prozent des gesamten Bruttoinlandsprodukts des Vereinigten Königreichs bei.

Historische Verbindung und Ursachen der Abtrennung

Seit dem 17. Jahrhundert führen Großbritannien und Schottland eine unabhängige Politik. Ab 1707 sind die Beziehungen zwischen Schottland und Großbritannien durch einen Vertrag verbunden und damit wurde das Vereinigte Königreich von Großbritannien und Nordirland gegründet. Jedoch waren nicht alle Bewohner Schottlands mit diesem Zusammenschluss zufrieden. In den vergangenen Jahren hat sich Schottland mehrmals eine Trennung von Vereinigten Königreich gewünscht. Nach der Finanzkrise in Europa im Jahr 1999 hat Schottland ein eigenes Parlament gegründet, aber alle Entscheidungen in der Wirtschaft werden noch von Großbritannien geleitet und kontrolliert. 2011, als die Schottische Nationalpartei die Kontrolle über das Parlament hatte, wurde der Trend zur Unabhängigkeit geweckt. Im Oktober 2012 haben sich der britische Premierminister David Cameron und der schottische Ministerpräsident Alex Salmond auf eine Volksabstimmung geeinigt.

Laut Umfragen sind derzeit die Rate der Unterstützer einer schottischen Unabhängigkeit und die Rate der Gegner fast gleich. Die Volksabstimmung wird deshalb ein heißes Thema, nicht nur in Großbritannien, sondern auch in ganz Europa. Die Unterstützer sind der Meinung, dass die Abtrennung von Großbritannien Schottland helfen wird, unabhängig in der Wirtschaft zu sein und das Einkommen aus Erdölvorkommen nicht teilen zu müssen. Die Gegner der Unabhängigkeit vertreten die Meinung, dass die Abtrennung von London eine Bedrohung für die schottische Wirtschaft ist.

Negative Einflüsse auf europäische Einigung

Falls mehr als 50 Prozent schottischer Wähler zustimmen, wird Schottland offiziell am 24. März 2016 vom Vereinigten Königreich abgetrennt und seine Unabhängigkeit erklären. Beide Seiten haben dann mehr als ein Jahr Zeit, um über einige Probleme zu diskutieren, wie beispielsweise Staatsschulden, gemeinsame Währung und Grenzkontrollen. Die schottische Regierung müsste eine eigene Verfassung schreiben. Parallel dazu müsste sie über den Eintritt in die Nato und in die EU verhandeln.

Analytikern zufolge muss die Entscheidung für die Unabhängigkeit Schottlands vielleicht einen teuren Preis zahlen. Das Land müsste Instabilitäten in Zinsen, Steuern, Investorenschutz, Finanzen und Währungspolitik begegnen. Das Finanzdefizit Schottlands würde mindestens bei 6,4 Prozent des Bruttoinlandsproduktes liegen. Schottland könnte das Britische Pfund nicht mehr als seine Währung beibehalten, weil die britischen Parteien dagegen protestieren werden. Ohne eine Währungsunion würde eine Nutzung des britischen Pfund in Schottland gesetzwidrig sein. Der britische Premierminister warnte sogar, dass die Entscheidung zur Unabhängigkeit Schottlands keine vorläufige Trennung ist, sondern eine schmerzhafte Scheidung. Denn es gebe keinen Rückweg und das Vereinigte Königreich werde nach mehr als 300 Jahren Existenz für immer aufgelöst.

Mehr Sorgen macht, falls der Trend zum Separatismus siegt, dass die Sicherheit und der Wohlstand der EU negativ beeinflusst werden. Wenn Schottland von Großbritannien getrennt würde, würden die Einflüsse Großbritanniens innerhalb von 28 EU-Ländern geschwächt.

Vorhersehbare Risiken

Obwohl es keine endgültigen Ergebnisse der Volksabstimmung gibt, hat der Markt erste negative Reaktionen gezeigt. Das Britische Pfund hat in der vergangenen Woche im Vergleich zum US-Dollar an Wert verloren. Die Preise der Aktien von zwei großen Banken in Schottland haben sich auf dem europäischen Börsenmarkt gesenkt. Zwei große Bankensysteme, Royal Bank of Scotland und Lloyds Banking Group, drohten ihren Hauptsitz aus Schottland abzuziehen, falls dieses Gebiet von Großbritannien abgetrennt wird. In ganz Schottland sind Unterstützer der Unabhängigkeit und auch die Gegner auf die Straßen gegangen, um ihre Meinungen zu zeigen.

Alle warten aufmerksam auf die Ergebnisse der Volksabstimmung. Wie wird Schottland nach der Abtrennung sein? Man kann noch nichts über die Zukunft Schottlands sagen. Dieses Ereignis wird sicherlich den globalen Markt negativ beeinflussen und wahrscheinlich zu separatistischen Bewegungen in Spanien und Belgien führen. Die Schotten sollten wachsam und vorsichtig mit ihrer Entscheidung für die Zukunft des Landes sein. Denn ihre Stimme kann dazu führen, dass ihr Land einen teuren Preis zahlen muss.

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