Epos- die einzigartige Kulturidentität von Hochland Tay Nguyen

(VOVworld) - Das Hochland Tay Nguyen liegt in Zentralvietnam. Hier leben überwiegend Bewohner der ethnischen Minderheiten M’nong, E De, Ba Na und Ja Rai. Das Gebiet ist die Heimat der Epen, die mündlich von Generation zu Generation übergeben werden.

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Ein Epen-Erzähler im Hochland Tay Nguyen. (Foto: Internet)


In der Geschichte der Weltliteratur sind bekannte Heldenepen entstanden, wie beispielsweise Ilias und die Odyssee von Griechenland oder Ramayana von Indien. Vor 70 Jahren wurde zum ersten Mal eine Erzählung in Versen der Volksgruppe E De im Hochland Tay Nguyen in Zentralvietnam veröffentlicht, die Dam San heißt. Später wurden Epen der Ba Na, der Gia Rai und der M’nong gesammelt. Die Bekanntesten sind Dam San, Khinh Du, Xing Chion oder “die Ernte im Dorf Tiang”. In diesen Epen geht es überwiegend um die Helden, die gegen feindliche Kräfte gekämpft und dadurch ihre Dörfer verteidigt haben.

Die Epen aus dem Hochland von Tay Nguyen werden normalerweise von alten Künstlern bei Festen oder bei besonderen Ereignisse erzählt. Abends versammeln sich die Alten, Jungen und auch Kinder um das Feuer herum, um die Epen zu hören. Der Erzähler kann sitzen oder liegen. Wichtig ist, dass die Atmosphäre feierlich und absolut ruhig sein muss.

Die Epen aus dem Hochland von Tay Nguyen werden überwiegend von Generation zu Generation mündlich überliefert. Abhängig von den Erzählern kann ein Epos in einer oder in mehreren Nächten erzählt werden. Die Erzähler können Epen in Form eines Liedes oder eines Gedichtes interpretieren. Während der Erzählung können sie mit den Bewegungen ihres Körpers die Epen lebendiger machen. Jene, die die Epen erzählen können, gelten deshalb als Schätze der Volksgruppen. Sie sind sowohl Regisseure als auch Schauspieler. Sie sind zugleich Kommentatoren. Durch die Epen können die Menschen mehr über die Sitten und Bräuche ihrer Vorfahren sowie ihre Kulturidentität erfahren. Die Epen besingen außerdem die Liebe sowie die Schönheit der Frauen, sagt Y Won, ein Epensammler:

“Im Epos Dam San zum Beispiel wird die Ehefrau von Dam San ausführlich beschrieben. Das ist eine sanfte und tüchtige Frau. Sie ist auch sehr schön. Das Epos beschreibt sie wie eine Blume. Irgendwo ist sie und zieht die Aufmerksamkeit aller Menschen an.”

Bisher wurden hunderte von Epen aus dem Hochland von Tay Nguyen aufgedeckt. Die Epensammlung ist wirklich eine Enzyklopädie über das Kulturleben der ethnischen Minderheiten im Zentralhochland Vietnams. Es gibt aber immer weniger Menschen, die die Epen erzählen können. Dafür interessieren sich leider nur wenige Menschen. Die Regierung hat deshalb Pläne ausgearbeitet, um die Epen vom Hochland Tay Nguyen breiter vorzustellen. Mehrere Kurse wurden veranstaltet, in denen man unterrichtet wurde, wie ein Epos erzählt wird. Teilnehmer waren überwiegend junge Menschen. Vietnam bereitet derzeit auch Unterlagen vor, um die UN-Kulturorganisation aufzufordern, die Epen aus dem Hochland von Tay Nguyen als immaterielles Kulturerbe der Menschheit anzuerkennen. Vietnam bemüht sich darum, seinen einzigartigen Kulturschatz zu bewahren. 
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