Ritual vom Tauziehen am Tempel-Tran Vu in Hanoi

(VOVWORLD) - Das traditionelle Ritual vom Tauziehen am Tempel-Tran Vu in der Gemeinde Thach ban in Hanoi ist jüngst von der Kultur-Organisation der UNO (UNESCO) als immaterielles Kulturerbe der Menschheit anerkannt worden. Das Besondere dabei ist, dass die Menschen beim Tauziehen sitzen. Dieses Ritual findet jährlich am 3. Tag des 3. Monats nach dem vietnamesischen Mondkalender statt und wird von den Vietnamesen seit Generationen bewahrt und gefördert. 
Ritual vom Tauziehen am Tempel-Tran Vu in Hanoi - ảnh 1 Das traditionelle Ritual vom Tauziehen am Tempel-Tran Vu wurde von der UNESCO als immaterielles Kulturerbe der Menschheit anerkannt. (Foto: nhandan.com.vn) 

Die Beteiligten beim Tauziehen müssen auf dem Boden sitzen. Beide Mannschaften halten sich an einem Rattanseil fest, das zwischen 25 bis 30 Meter lang ist und einen Durchmesser von 5 cm hat. Die Markierung ist eine Holzstehle, die am Boden befestigt ist und rot gestrichen wurde. In die Holzstehle bohrt man ein Loch, das sich etwa 30 cm über dem Boden befindet. Das Rattanseil wird beim Tauziehen durch das Loch bewegt.

Der Geschichte zufolge herrschte damals im Dorf Ngoc Tri in Thach Ban eine große Dürre. Es gab im Dorf insgesamt 12 Wasserbrunnen, aber nur einer hatte Wasser. Der Brunnen befand sich in der Wohngemeinschaft Dia. Die Männer der Wohngemeinschaft Dia erlaubten den Männern der anderen Wohngemeinschaften nicht, Wasser zu holen. Es kam zu Streitigkeiten. Die eine Seite hielten den Wassereimer fest, die andere Seite wollte ihn wegziehen. Nach der Dürre wollen die Menschen im Dorf mit dem Tauziehen an diese schwere Zeit der Dürre erinnern. Dabei wünschen sich die Menschen im Dorf gutes Wetter und ertragreiche Ernte.

Vor dem Tauziehen werden die Männer für das Spiel ausgesucht. Sie müssen zu den Menschen gehören, die mindestens seit fünf Generationen im Dorf leben. Ihre Familienangehörigen sollen vorbildlich und anständig sein. Zum Dorf gehören drei Wohngemeinschaften, Duong, Dia und Cho. Jede Wohngemeinschaft bildet eine Mannschaft fürs Tauziehen. Vor dem Wettkampf müssen die Männer Opfergaben für ihre Vorfahren zum Tempel Tran Vu bringen. Zu einer Mannschaft gehören 15 bis 24 Männer und ein Spielführer. Dazu der Verwalter des Tempels Tran Vu, Ngo Quang Khai.

„Die Zahl der Mannschaftsmitglieder ist jährlich anders. Für dieses Jahr hat jede Mannschaft 19 Männer. Sie sind zwischen 18 und 35 Jahre alt. Jede Wohngemeinschaft hat eigene Kriterien für ihre Mannschaft. Die Mitglieder sind starke Männer mit guter Moral. Sie werden von ihren Mitmenschen respektiert.“

Das Rattanseil wird vor dem Tauziehen an der Holzstehle befestigt. Beim Start wird es dann losgelassen. Die Männer strecken ein Bein aus und beugen das andere. Sie sitzen in zwei Reihen, Gesicht zu Gesicht, nach dem Reißverschlussverfahren rechts und links vom Seil. Mit den Händen halten sie das Seil. Dazu der Teilnehmer Pham Duy Dong aus der Wohngemeinschaft Duong.

„Das Interessante dabei ist, dass die Männer ihre Füße in den Boden drücken dürfen und sich parallel dazu mit den Händen am Seil festhalten. Die Ziehkraft kommt aus dem ganzen Körper.“

Nach dem Startzeichen bringen die beiden Spielführer die Männer in einen Ziehrhythmus. Dazu der Spielführer Nguyen Ngoc Mai.

„Wenn die Menschen beim Tauziehen stehen, gewinnt meistens die kräftemäßig überlegene Mannschaft. Beim Sitzen kann auch die schwächere Mannschaft mit der besseren Taktik gewinnen. Das ist ein Mannschaftssport. Die Teilnehmer müssen auf den Spielführer hören, um ihre Kräfte bestmöglich einzusetzen.“

Beim Tauziehen wird hart aber fair gekämpft. Die meisten Dorfbewohner wünschen, dass die Wohngemeinschaft Duong beim Tauziehen gewinnt, da die meisten Menschen in der Wohngemeinschaft Duong von der Landwirtschaft leben.

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