Die Feier des Donners der Volksgruppe der O Du

(VOVWORLD) - Für die ethnische Minderheit der O Du beginnt ein neues Jahr oder eine neue Anbausaison, wenn der erste Donner am Himmel hallt. Der Donner ist mit allen Aktivitäten im Alltagsleben und mit heiligen Ritualen der O Du verbunden. Die Feier des Donners gilt deshalb als eine ihrer traditionellen Sitten und wird bisher bewahrt.
Die Feier des Donners der Volksgruppe der O Du - ảnh 1Die Vorbereitung auf die Feier des Donners der Volksgruppe der O Du. (Foto: VNA)

Durch die Höhen und Tiefen der Geschichte mussten die O Du im Dorf Vang Mon der Gemeinde Nga My des Kreises Tuong Duong in der zentralvietnamesischen Provinz Nghe An hart arbeiten, um ihren Lebensunterhalt zu verdienen und ihre alte Kultur zu bewahren. Vor langer Zeit hat sich die ethnische Minderheit O Du auf natürliche Phänomene verlassen, um ihre Zeit zu bestimmen. Sie folgt nicht dem üblichen Kalender, sondern beruht auf den  Donner. Laut Mac Thi Tim im Dorf Vang Mon sind die O Du der Auffassung, wenn der Donner ertönt, kommt das neue Jahr. Sie berechnen die Jahreszeit ab dem Tag des ersten Donners. Dazu Mac Thi Tim:

“Angehörigen der O Du lebten früher nur in Wäldern und Bergen. Sie wussten nicht, wann das neue Jahr begann. Es gab keinen Kalender, kein Radio, keine Zeitungen. Sie konnten uns also nur auf den Donner verlassen. Wenn die O Du zum Beispiel am frühen Morgen Donner hörten, konnten sie feiern.”

Unter den ältesten Sitten der O Du ist die Feier des Donners am heiligsten. Wenn Gongs gehoben werden, versammeln sich die Einwohner im Dorf, um Büffel und Schweine zur Verehrung der Götter, in der Hoffnung auf ein friedliches und wohlhabendes neues Jahr, zu schlachten. Die ersten Rituale des Festes bestehen darin, den Titel der Würdenträger im Dorf, wie des Dorfvorstehers, des Dorfältesten oder des Schamanen zu verleihen sowie die erwachsenen Männer umzubenennen. Wenn ein Kind der O Du zur Welt gebracht wird, müssen die Eltern des Kindes bis zum ersten Donner warten, um ihr Kind zu benennen. Ab diesem Zeitpunkt kann das Kind auch älter sein. Von der Geburt bis zum Tod hängen die O Du stark vom Donner ab. Nur wenn der Donner zu hören ist, können die Seelen der Toten als transzendent betrachtet werden. Wenn der Ehemann oder die Ehefrau des Verstorbenen wieder heiraten will, muss er oder sie auch auf den Donner am Jahresanfang warten. Nur wenn es donnert, kann ein Ritual stattfinden, bei dem die Toten um Erlaubnis gebeten werden, damit ihr Ehepartner wieder heiraten kann. 

Die Feier des Donners der Volksgruppe der O Du - ảnh 2Der Schamane führt die Zeremonie. (Foto: VNA)

Während der Feier des Donners betet der Schamane im Namen der Dorfbewohner zu den Vorfahren und Seelen der O Du um gute Wetterbedingungen für den Anbau und die Jagd. Das Fest ist auch eine Gelegenheit für die O Du, ihre Wünsche nach einem friedlichen und wohlhabenden Leben sowie nach einer solidarischen Gemeinde zu äußern. Mac Thi Tim weiter:

“Es gibt heute Donner. Die Dorfbewohner schlachten Schweine und Hühner, um die  Vorfahren und den Gott des Donners zu einem Essen einzuladen. Beim Fest werden auch Can-Schnaps und andere Gerichte serviert. Nach dem Essen und Trinken segnen die Götter das Dorf mit gutem Wetter und Glück.”

Mit der wichtigen Bedeutung, die mit dem spirituellen Leben der O Du verbunden ist, wird das Donnerfest feierlich mit Spezialitäten aus Bergen und Wäldern veranstaltet. Die Opfergaben werden auf einem Rattantablett abgelegt. Der Schamane führt die Gebetszeremonie in Anwesenheit aller Dorfbewohner durch. Lo Van Cuong, ein Angehöriger der O Du, sagte:

“Die wohlhabenden Familien werden für die Gebetszeremonie ein Schwein bereitstellen. Sonst bestehen die Opfergaben aus Hühnern, Eichhörnchenfleisch, Mäusen, Fischen und Schnaps aus schwarzem Klebreis sowie Klebreiskuchen und dem in Bambusrohren gekochten Reis. Mäusefleisch ist unentbehrlich. Alles wird auf zwei Tabletts präsentiert.”

Zusätzlich muss jede O Du-Familie bereits einen kastrierten Hahn haben. Dieser Hahn wird für die Gebetszeremonie geschlachtet. Die Hühnerfüße werden dann den besten Schamanen gebracht, damit sie dadurch vorhersagen können, ob das neue Jahr wohlhabend und glücklich wird. Denn die O Du sind der Auffassung, dass der Hahn das erste Tier ist, das nach dem ersten Donner im Jahr Geräusche macht. Daher gilt der Hahn als Maskottchen, mit dem der Gott des Donners die Botschaft in den ersten Tagen des Jahres sendet. Die Feier des Donners der O Du dauert normalerweise fünf bis sieben Tage. 

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