(VOVWORLD) - Man braucht einen Monat Zeit, um ein Stück Stoff zu weben. Und es kostet zwei bis drei Jahre, eine Tracht zu fertigen. Trotz des großen Aufwands engagieren sich die Frauen der Volksgruppe der Dao im Dorf Chieng Di in der Gemeinde Van Ho in der nordvietnamesischen Provinz Son La sehr dafür, Kleidung total handwerklich herzustellen. Das ist die Art und Weise, wie sie ihre Kulturidentität bewahren können.
Die Frauen der Dao stellen Kleidung total handwerklich her. (Foto: Huyen Trang) |
Um sich auf das Cap-Sac-Fest oder die Namengebungszeremonie für ihren Sohn vorzubereiten, hat Dang Thi Hoa bereits vor drei Jahren Kleidungen für ihren Sohn geschnitten. Das Cap-Sac-Fest ist eines der wichtigen Zeremonien der Dao, die das Aufwachsen eines Jungen kennzeichnen. Während des Rituals trägt der Junge ein neues Kostüm mit aufwändigeren und farbenfroheren Stickereien als üblich. Die dunkelblaue Farbe des Stoffes hat Hoa sorgfältig mit Indigo gefärbt. Die roten und weißen Motive hat Hoa kunstvoll mit Faden gestickt, um Pflanzen, Blumen und Tiere darzustellen, die eng mit dem Leben der Dao verbunden sind. Außerdem hat Hoa das Kostüm mit Münzen verziert, um ihren Wunsch nach einem wohlhabenden Leben darzustellen. Dies sei ein Outfit, das ihr Sohn nur einmal im Leben trage, sagt Dang Thi Hoa:
„Wir dürfen die Tradition der Dao nicht aufgeben. Frauen sollten das Sticken lernen. Diese Bluse und dieses Kleid werde ich mit Indigo färben, bevor ich sie sticke. Es kostet mich drei Jahre lang, dieses Hemd für meinen Sohn zu schneiden. Dieses Stück werde ich anders als andere Hemden sticken, deren Motive eine Bedeutung von Identität unserer Volksgruppe haben.“
Die Dao sind der Auffassung, dass ihre Tracht eine Indigofarbe haben muss. Daher werden sie trotz vieler Schwierigkeiten diese Tradition bewahren. Die Mädchen der Dao lernen im Alter von etwa zehn Jahren von ihren Müttern das Sticken. Sie fertigen ihre eigenen Kostüme an, die sie bei ihrer Hochzeit tragen werden. Die Frauen der Dao werden Kleidungen für alle Mitglieder der Familie herstellen. Das ist ein Maßstab für den Fleiß und die Geschicklichkeit der Frauen der Dao. Wenn sie alt sind, beginnen Frauen der Dao, ihre eigene Kleidung zu nähen, um sich auf das Leben nach dem Tod vorzubereiten. Sie glauben daran, dass ihre Vorfahren sie durch die Bluse mit dem Indigoduft erkennen könnten. Dazu Dang Thi Vinh:
„Als ich noch jung war und gut sehen konnte, habe ich schöne gestrickte Kleidung für meine Kinder hergestellt. Aber jetzt bin ich alt und habe eine Sehschwäche. Ich kann nun Kleidung schneiden, die ich nach dem Tod mitbringen kann. Das ist genug für mich. Schöne Stickmotive sind beispielsweise Vögel oder Hunde.“
Stickmotive Vögel oder Hunde auf der Tracht der Dao. (Foto: Huyen Trang) |
Vögel und Hunde sind grundlegende Motive auf der Tracht der Dao. Auf der Bluse der Frauen der Dao sind oft Motive von Hunden, Schafen oder Affen zu sehen, und auf der Schale die Vogelmotive. Am Tag arbeiten die Frauen der Dao auf Reisfeldern. Nach der Arbeit haben sie Zeit zum Sticken. Früher haben die Dao ihre Tracht zu allen Aktivitäten getragen. Nun tragen sie diese nur zu besonderen Anlässen, sagt die Einheimische Ly Thi Anh:
„Die Stickmotive sind von der Identität unserer Volksgruppe geprägt. Bei Festen und kulturellen Aktivitäten trage ich die Tracht. Aber die Röcke tragen alte Frauen täglich. Diese tragen aber sehr wenige junge Menschen. Durch die Stickerei möchte ich die Geschicklichkeit einer Frau zeigen.“
Jeder Stich, jedes Muster und jede Indigofarbe auf der Tracht steht für die große Mühe und Liebe der Frauen Dao zu Familie, Dorf und Angehörigen. Im modernen Leben gilt die Tracht noch als Stolz der Dao, die die Geschicklichkeit der Frauen darstellt, die zur Bewahrung der Identität dieser Volksgruppe beitragen.