Regengebet – Einzigartiges kulturelles Erbe der Volksgruppe der Jarai

(VOVWORLD) - Das Regengebet ist eine einzigartige kulturelle und religiöse Aktivität, die die typische Identität der Volksgruppe Jarai in der Provinz Gia Lai im Hochland Tay Nguyen widerspiegelt. Das Fest wird von Angehörigen der Jarai bewahrt und gefördert und trägt so zur Bereicherung des kulturellen Schatzes der ethnischen Minderheiten im zentralen Hochland bei. 
Regengebet – Einzigartiges kulturelles Erbe der Volksgruppe der Jarai - ảnh 1Der Gebetsleiter und Bewohner kommen zur Wasserquelle für das Gebet. (Foto: Hoang Qui/VOV-Hochland)

Das Yang Potao Apui-Regengebet in der Gemeinde Chu A Thai in der Provinz Gia Lai findet jedes Jahr im April und Mai statt und ist ein wichtiges religiöses Ritual, das von der Volksgruppe der Jarai seit vielen Generationen bewahrt wird. Die Gemeinde Chu A Thai liegt in einem Gebiet, das als größte Reiskammer in Gia Lai gilt und auch mit den Legenden des Feuerkönigs und des Wasserkönigs in Verbindung gebracht wird. Daher ist das Regengebet eine der wichtigsten Rituale im spirituellen und kulturellen Leben der Jarai.

Vom frühen Morgen an beherrscht in der Region eine geschäftige, aufgeregte Atmosphäre. Viele Menschen versammeln sich am Fuße des heiligen Berges Chu Tao Yang, wo Gebete um Regen zu hören sind. Die Dorfbewohner tragen farbenfrohe Trachten. Die Dorfältesten schmücken den Neu-Baum und bereiten Opfergaben für die Götter vor. Rmah Phiet, Vertreter des Dorfes Plei Tel A, sagt:

“Es ist mir eine Ehre, an der Zeremonie teilzunehmen. Unser Wunsch ist es, die Tradition und Identität der Volksgruppe der Jarai wiederherzustellen.“

Vor der Hauptzeremonie führen die Dorfbewohner drei kleine Rituale durch, darunter: eine Anbetung zur Abwehr böser Geister und der Vogelgrippe rund um das Dorf, ein Gebet für Wasserheilige am Fluss A Yun und eine Anbetung des Dorfes. Die Frauen werden in Gruppen aufgeteilt und sind für das Kochen zuständig. Die jungen Männer sind inzwischen für das Bambusschneiden, den Fischfang im Bach und die Unterstützung der Dorfältesten bei schweren Arbeiten im Rahmen der Gottesdienste verantwortlich. Die offizielle Zeremonie wird von einer Gruppe der Menschen durchgeführt, die im Dorf keine Tabus begehen und einen positiven Einfluss auf die Gemeinschaft haben. Am Tag der Zeremonie dürfen die Dorfbewohner weder arbeiten noch Hacken oder Macheten halten. Die Opfergaben der Hauptzeremonie sind ein schwarzes männliches Schwein ohne weiße Flecken mit einem Gewicht von etwa 20 kg und drei Krüge Jobo-Schnaps. Zu den Gegenständen der Zeremonie gehören eine Bronzeschale, fünf weiße Porzellanschalen und fünf Bambusröhrchen zum Schnaps-Trinken. Traditionell handelt es sich dabei um Gegenstände, die nur für die Gebetszeremonie und nicht für den täglichen Gebrauch verwendet werden.

Regengebet – Einzigartiges kulturelles Erbe der Volksgruppe der Jarai - ảnh 2Nach dem Gebet tanzen die Bewohner und trinken Schnaps. (Foto: Hoang Qui/VOV-Hochland)

Gegen 09:00 Uhr beginnt das Regengebet. Der Zeremonienleiter geht langsam zu den drei Schnaps-Krügen und setzt sich vor sie. Er legt seine Hand auf den ersten Schnaps-Krug und spricht ein Gebet in der Jarai-Sprache, in dem er seine Wünsche für gutes Wetter, Frieden, Gesundheit und Wohlstand für die Dorfbewohner zum Ausdruck bringt. Das Gebet dauert etwa zehn Minuten. Danach nimmt der Zeremonienleiter Wasser aus einer Bronzeschale und füllt jeden Schnaps-Krug. Anschließend nimmt er mit einem Bambusrohr einen Schluck Schnaps. Nach diesem Ritual genießen die Dorfbewohner abwechselnd gemeinsam Schnaps.

Siu Pho, der das Regengebet Yang Potao Apui durchführt, sagt:

„Wir beten um Regen, damit alle gesund und stark sind. Die Menschen werden auch ein gutes Leben haben.“

Nach der Auffassung der Jarai erscheinen bei der Geburt des Menschen alle Arten und Dinge gleichzeitig. Die Jarai glauben, dass die Götter den Menschen das Leben geschenkt und sie beschützt haben, darunter der Wassergott und der Regengott.

Der Legende der Volksgruppe der Jarai zufolge gab es 14 Feuerkönige. Sie besaßen die Fähigkeit, Regen und Wind herbeizurufen und so den Dorfbewohnern zu helfen, die Dürre zu überwinden. Doktor Nguyen Khac Su, ehemaliger Forscher am Institut für Archäologie, sagt:

„Für die Reisbauern im zentralen Hochland Tay Nguyen sind Wasser und Werkzeuge die beiden wichtigsten Faktoren. Feuerkönig spielt eine wichtige Rolle dabei, die Träume der Menschen, insbesondere der Jarai, in den Himmel zu tragen, da ihre Kultur eng mit der Natur verbunden sein.“

Die Anerkennung des Regengebets Yang Pơtao Apui als nationales immaterielles Kulturerbe ist nicht nur ein Beweis für die Bemühungen, die traditionelle Identität zu bewahren, sondern wird auch zu einem einzigartigen kulturellen Symbol des Zentralhochlands Tay Nguyen. Die Zeremonie ist auch der Stolz der Jarai-Gemeinschaft und eröffnet ein großes Potenzial zur Förderung des Kulturtourismus und zur Anziehung von Touristen, die die Schönheit von Gia Lai erkunden möchten.

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