(VOVWORLD) - Die Afrikanische Union (AU) und die Europäische Union (EU) haben sich am Montag und Dienstag zu ihrem 7. Gipfel in Luanda, der Hauptstadt von Angola, getroffen. Damit setzen beide Kontinente einen weiteren Schritt zur Neugestaltung ihrer Beziehungen im neuen Zeitalter – mit Schwerpunkt auf drei Säulen: Wirtschaft, Handel und Sicherheit.
Am EU-Afrika-Gipfel in Luanda in Angola haben Staats- und Regierungschefs von fast allen 27 EU-Ländern und 55 AU-Ländern sowie Führungskräfte der internationalen Organisationen teilgenommen.
Eine ausgewogene strategische Partnerschaft
Im Mittelpunkt des diesjährigen EU-Afrika-Gipfels stand die Vertiefung der Zusammenarbeit zwischen den beiden Blöcken in den Bereichen Industrie, Energiewende, Technologie sowie der effizienten Nutzung kritischer Rohstoffe. Laut der Präsidentin der Europäischen Kommission Ursula von der Leyen brauchen Europa und Afrika einander mehr denn je, da Europa über Erfahrung und Technologie verfügt, während Afrika kritische Rohstoffe besitzt. Allerdings sagte AU-Sprecher Nuur Mohamud Sheekh, Afrika warte nicht auf neue Ankündigungen, sondern auf glaubwürdige, umsetzbare Zusagen. Dies gilt als eine Schwäche der EU, da der Block im Vergleich zu anderen wirtschaftlichen Wettbewerbern wie China, den USA, der Türkei oder den Golfstaaten – bei Investitionen in den Rohstoffsektor Afrikas ins Hintertreffen geraten ist. Zudem bleibt die EU zwar der größte Exportmarkt für die AU-Mitgliedstaaten, doch viele afrikanische Länder sind der Ansicht, dass die bilateralen Handelsbeziehungen noch zahlreiche Ungleichgewichte aufweisen. Der Vorsitzende der AU-Kommission Mahamud Ali Jussuf erklärte,
„Wir fordern ausgewogene Handelspartnerschaften. Ich appelliere an Europa, in die Weiterverarbeitung unserer Rohstoffe in Afrika zu investieren. Ich rufe dazu auf, sämtliche tarifären und nichttarifären Handelshemmnisse abzuschaffen, die den Zugang afrikanischer Produkte zum europäischen Markt behindern. Schließlich setze ich mich für einen stärkeren Multilateralismus ein, der auf Gleichberechtigung und Respekt gegenüber allen Nationen beruht.“
Nach Einschätzung von Beobachtern wird sich die Wettbewerbsfähigkeit Europas in Afrika daran messen lassen, ob die Projekte tatsächlich Arbeitsplätze, Infrastruktur und konkrete Vorteile schaffen. Das Eisenbahn-Projekt Lobito-Korridor mit dem Investitionskapital der EU und der USA gilt derzeit als ein entscheidender Test für dieses Ansehen. Dieser verbindet bereits jetzt per Schiene die Hafenstadt Lobito in Angola mit Gebieten in der Demokratischen Republik Kongo. Ein weiterer Ausbau nach Sambia ist geplant. Darüber hinaus erwartet Afrika von Europa Unterstützung bei der Ausweitung des innerafrikanischen Handels, der derzeit erst 15 Prozent des gesamten Welthandels ausmacht.
Größere Sicherheitsrolle für Afrika
Der Unterschied zwischen dem diesjährigen EU-Afrika-Gipfel und dem Gipfel vor drei Jahren besteht darin, dass sich die Diskussionen stärker auf Sicherheit, Frieden und die zunehmend wichtigere Rolle Afrikas bei globalen Fragen konzentrieren. Dem ägyptischen Premierminister Mustafa Madbuli zufolge haben die jüngsten großen Krisen, wie der Konflikt in Gaza oder die Spannungen in der Schifffahrt im Roten Meer, deutlich gezeigt, wie stark Brennpunkte in Afrika die globale Sicherheit beeinflussen können. Im Bereich Sicherheit und Politik unterstützt UN-Generalsekretär António Guterres, dass Afrika eine gleichberechtigte Stimme im Vergleich zu anderen Kontinenten erhalten sollte.
„Da ein großer Teil der Friedensmissionen der Vereinten Nationen in Afrika stattfindet und zahlreiche Ziele der von uns vorgeschlagenen Reformen – nicht nur im politischen Bereich, sondern auch in Bezug auf internationale Finanzinstitutionen – den Interessen des afrikanischen Kontinents dienen, ist es von entscheidender Bedeutung, Afrika in allen Institutionen eine Stimme zu geben. Die naheliegendste aller Institutionen ist der UN-Sicherheitsrat. Es ist ein Skandal, dass Afrika keine Vertreter im UN-Sicherheitsrat hat. Dies ist ungerechtfertigt und muss so schnell wie möglich korrigiert werden.“
Zum Schluss des Gipfels in Luanda haben die AU und die EU eine gemeinsame Erklärung zu den großen Konflikten weltweit veröffentlicht und sich zugleich verpflichtet, den Multilateralismus zu schützen sowie die globalen Friedensbemühungen voranzutreiben.