Ausweglosigkeit bei Anstrengungen zur Erhöhung des Ölpreises

(VOVworld) – Die Ölförderländer konnten sich auf einem Treffen am Sonntag in Katar nicht auf eine Deckelung der Fördermenge einigen, um den Preisverfall zu stoppen. Dieses Ergebnis steht entgegen der optimistischen Atmosphäre im Vorfeld dieses Treffens. Das Ergebnis offenbart ebenfalls die erheblichen Meinungsverschiedenheiten und Interessen der Ölförderländer.

 

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Ausweglosigkeit bei Anstrengungen zur Erhöhung des Ölpreises.


Der russische Energieminister Alexander Nowak erklärte, dass Saudi-Arabien, Katar, Venezuela und Russland einen gemeinsamen Standpunkt über einen Vereinbarungsentwurf zur Deckelung der Fördermenge erreicht hätten. Einen Tag danach hätten einige Länder vor dem Treffen in Katar ihren Standpunkt geändert. Der internationale Ölmarkt könnte sich dadurch wohl erst Mitte 2017 wieder stabilisieren.

Kein Signal zur Senkung der Ölproduktion

Das Treffen in Doha fand vor dem Hintergrund statt, dass die erdölfördernden Länder im Persischen Golf seit einigen Jahren ihre Produktionsmenge steigern. Nach Statistiken der Webseite Oilprice.com ist die Anzahl der Ölfelder Saudi-Arabiens von 58 im Jahr 2014 auf 67 gestiegen. Saudi-Arabien fördert ebenfalls den Ausbau des Khurais-Ölfeldes. Wenn der Ausbau dieses Ölfeldes im Jahr 2018 beendet wird, können  täglich weitere 300.000 Barrel Öl gefördert werden. Im März erklärte der Geschäftsführer des Ölkonzerns Saudi Aramco, dem größten Ölkonzern in Saudi-Arabien, Amin Nasser, dass Saudi Aramco kein Projekt zur Ölerschließung und -raffinerie aufschieben werde. Der Konzern werde die Ras Tanura-Ölraffinerie erweitern.

Der Irak, der zweitgrößte Erdölförderer und Mitglied der Organisation erdölexportierender Länder (OPEC) steigert ständig seine Ölproduktion. Nach Angaben der staatlichen Öl-Marketing-Organisation SOMO förderte der Irak im März 4,55 Millionen Barrel Erdöl. Kuwait, ein weiteres Mitglied der OPEC, versucht derzeit ebenfalls, seine Ölproduktion zu erhöhen. In seiner jüngsten Rede sagte der Geschäftsführer des Kuwait Ölkonzerns, Jamal Jaafar, dass sein Land in diesem Jahr oder bis 2017 seine Fördermenge von drei Millionen auf 3,165 Millionen Barrel pro Tag erhöhen will.

Währenddessen bekräftigte das iranische Ölministerium, dass sein Land nicht am Plan zur Senkung der Fördermengen teilnehmen werde, solange Teheran die Fördermenge wie vor den Sanktionen erreichen könne.

Während die Golfstaaten nicht die Absicht haben, die Fördermenge zu reduzieren, wird der globale Bedarf an Öl rund 31,46 Millionen Barrel pro Tag erreichen, 60.000 Barrel Öl pro Tag niedriger als geplant.

Negative Auswirkungen auf Ölmarkt und Wirtschaft

Aufgrund des gescheiterten Treffens in Katar ist der internationale Ölpreis Anfang dieser Woche stark gesunken. Auf dem asiatischen Markt ist der Preis der West Texas Intermediate (WTI), also ein leichtes, schwefelarmes Rohöl aus den USA, im Mai auf 36,16 US-Dollar pro Barrel gefallen, 2,2 US-Dollar niedriger als früher. Im Juni wird ein Barrel Brent nur 40,87 US-Dollar kosten.

Der niedrige Ölpreis beeinträchtigt Länder wie Venezuela, Russland und andere OPEC-Mitglieder, deren Staatshaushalte vom Öleinkommen abhängig sind. Nach Schätzungen von Kuwait Financial Centre “Markaz” müssten die Golfstaaten bis 2020 Kredite im Wert von 285 bis 390 Milliarden US-Dollar aufnehmen, um das Haushaltsdefizit aufgrund des niedrigen Ölpreises zu kompensieren. Zahlreiche Länder sollen die Sparpolitik umsetzen, vor allem die Golfstaaten. Wegen des Preisverfalls demonstrieren tausende Mitarbeiter der Ölbranche in Kuwait gegen die Lohnsenkung. Der Vorsitzende der Union der Öl-Mitarbeiter Kuwaits, Saif al-Qahtani, erklärte, dass die Proteste andauern, bis die Forderungen der Arbeiter erfüllt werden. Währenddessen kritisierte Kuwaits Regierung die Demonstrationen scharf. Sie forderte den Kuwait Ölkonzern auf, Arbeitskräfte zu mobilisieren, um die Produktion aufrechtzuerhalten.

Der Wunsch nach einer Deckelung der Fördermenge verwirklicht sich nicht. Das bedeutet mehr Angebot als Nachfrage. Schätzungsweise gibt es täglich überflüssige 1,5 Millionen Barrel Öl. Der derzeitige Ölpreis ist auf 60 Prozent im Vergleich zum Jahr 2014 gesunken. Falls die Förderländer in den Verhandlungen zur Deckelung der Fördermenge nicht einlenken, wird eine Erholung des internationalen Ölmarktes nicht realisierbar sein. 

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