(VOVWORLD) - Während des Technologiebooms, vor allem der starken Entwicklung der künstlichen Intelligenz (KI), sind grenzüberschreitende Betrugsaktivitäten komplizierter geworden. Sie gelten als globale Bedrohung im digitalen Zeitalter.
Auf der jüngsten 93. Generalversammlung in der marokkanischen Stadt Marrakesch hat die Internationale Kriminalpolizeiliche Organisation (Interpol) eine Resolution verabschiedet. Mit dieser Resolution rief die Organisation zu einer globalen Kooperationskampagne zur Verhinderung dieser Kriminalitätsform auf, die sich derzeit mit alarmierender Geschwindigkeit verbreitet.
Alarmierende Zahlen
Laut einem Interpol-Bericht haben sich der grenzüberschreitende Betrug und die Cyberkriminalität derzeit in großem Ausmaß und Einfluss verstärkt. 2023 haben sie einen globalen Schaden von etwa 8 Billionen US-Dollar verursacht, die in diesem Jahr voraussichtlich auf 10,5 Billionen US-Dollar betragen könnte. Interpol hat vor allem vor Bedrohungen aus transnationalen Betrugszentren gewarnt. Es handelt sich um organisierte Verbrechen, die sich auf Online-Betrug spezialisieren und sich mithilfe von Hochtechnologie Vermögenswerte aneignen oder Kryptowährungen manipulieren. Diese Zentren breiten sich in vielen Regionen weltweit aus, darunter in Südostasien, Afrika und im Nahen Osten. Die Opfer des Online-Betrugs wurden in 66 Nationen gemeldet, die den globalen Umfang und die Komplexität dieser Kriminalitätsform widerspiegeln.
In ihrer jüngsten Operation hat Interpol in Zusammenarbeit mit den zuständigen Behörden in 18 afrikanischen Ländern mehr als 1.200 Cyberkriminelle festgenommen, die fast 88.000 Opfer ins Visier genommen hatten. Dabei wurden fast 97 Millionen US-Dollar beschlagnahmt und mehr als 11.400 Infostealer-Infrastruktur zerstört.
Laut UN-Generalsekretär Antonio Guterres hat die grenzüberschreitende Kriminalität, einschließlich Betrug, die Konflikte verschärft, staatliche Institutionen demoliert und ist zu einer realen Bedrohung gegenüber dem Frieden und der internationalen Sicherheit geworden:
„Die transnationale organisierte Kriminalität ist überall dort, wo sie tätig ist, eine gravierende Bedrohung für Frieden, Sicherheit und nachhaltige Entwicklung und sie operiert überall, in reichen und armen Ländern, im Norden sowie im Süden, in entwickelten Staaten und in Entwicklungsländern. Und der Cyberspace ist eine Goldgrube für Kriminelle.“
Angesichts des wachsenden grenzüberschreitenden Betrugs werden die internationalen Kooperationsmechanismen derzeit verstärkt. Bemerkenswert war die Unterzeichnungszeremonie des UN-Übereinkommens zur Bekämpfung der Cyberkriminalität, die Ende Oktober in Hanoi stattfand.
Förderung von KI-Einsatz
Derzeit verstärken Cyberkriminelle die Nutzung von künstlicher Intelligenz und Deepfake-Technologie, um umfangreiche Betrugsfälle durchzuführen. Laut Interpol sollten die Länder beim Umgang mit technologischen Herausforderungen in Kapazitäten zur Datenanalyse stärker investieren. Außerdem sollten sie die behördenübergreifende Zusammenarbeit vorantreiben und den Strafverfolgungsbehörden spezialisierte Fortbildung anbieten. Dabei sei der KI-Einsatz in der Ermittlung und Beseitigung von grenzüberschreitenden Hightech-Kriminellen besonders wichtig, sagt Interpol-Generalsekretär Valdecy Urquiza:
„Interpol unterstützt diesen Kampf mit drei unterschiedlichen Strategien. Erstens helfen wir den Strafverfolgungsbehörden zu verstehen, wie Kriminelle die KI nutzen. Zweitens geht es aber auch darum zu erkennen, dass die Polizei selbst von KI profitieren kann und sollte. Wir entwickeln daher spezielle Werkzeuge und Dienstleistungen, die Strafverfolgungsbehörden bei ihren Ermittlungen unterstützen können, insbesondere bei komplexen Fällen. Wenn große Datenmengen ausgewertet werden müssen, kann KI dabei helfen. Und der dritte Aspekt unserer KI-Strategie besteht darin, Leitlinien zu entwickeln und den Austausch zwischen Strafverfolgung und Zivilgesellschaft über den verantwortungsvollen Einsatz von KI durch die Polizei zu fördern.“
Interpol hat außerdem den Austausch globaler Datenbanken über gefälschte Websites und Identitäten der Cyberkriminellen intensiviert. Auch regionale und globale Razzien in kriminellen Hotspots werden verstärkt. Ferner sollten die Länder Notfallverfahren zur Suche, Rettung und Rückführung von Opfern einrichten und bei Veranstaltung von globalen Kampagnen zur Erhöhung des Bewusstseins koordinieren.