(VOVWORLD) - Am 6. Januar (US-Zeit) hat das Kapitol in der Hauptstadt Washington, in dem sich der US-Kongress befindet, Momente erlebt, die als historisch gelten. Zum ersten Mal seit mehr als 200 Jahren wurde das Hauptquartier der Legislative der weltweit größten Macht von Protestanten gestürmt. Eine wichtige Sitzung der beiden Kammern zur Zählung der Wahlleuten der US-Präsidentschaftswahlen 2020 wurde damit für mehrere Stunden unterbrochen.
 Präsident Donald Trump redet vor Demonstranten am 6. Januar. (Foto: AP)
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Vor der Sondersitzung des US-Kongresses haben sich Hunderte von Anhängern von Präsident Donald Trump versammelt, um das Treffen auf eine Weise unter Druck zu setzen, die für Präsident Trump von Vorteil ist. Die Situation geriet außer Kontrolle, als viele extremistische Demonstranten versuchten, in den Konferenzraum einzudringen, was zu einem ernsthaften Chaos im Sitz des US-Kongresses führte.
Beispielloses Chaos im US-Kapitol
Die Demonstranten durchbrachen die Schutzbarrieren und stürmten in den Kongressraum, als die Abgeordneten lediglich zwölf von insgesamt 538 Wahlleuten zählten. Diese Aktion stoppte die Auszählung der Stimmen und verursachte hier ein beispielloses Chaos. Schüsse fielen und alle Abgeordneten wurden unter dem Schutz des Sicherheitspersonals aus dem Parlamentsgebäude durch einen Tunnel evakuiert. Dieser Vorfall gilt als der schwerwiegendste Einbruch ins Hauptquartier des US-Kongresses seit 1814. In diesem Jahr hatte die britische Armee während eines Gefechts diesen Ort angegriffen.
Die Weltgemeinschaft hat unverzüglich besorgt auf das Ereignis in den USA reagiert. Auf Twitter äußerte der Präsident der UN-Generalversammlung, Volkan Bozkir, tiefe Besorgnis über die Gewalt, die den demokratischen Prozess in den USA stört. Der kanadische Premierminister, Justin Trudeau, nannte inzwischen den Sturm auf das Kapitol einen “Angriff auf die Demokratie”. Die Gewalt werde niemals den Willen des Volkes verhindern, bekräftigte der kanadische Regierungschef. Der Generalsekretär des nordatlantischen Militärbündnisses (NATO), Jens Stoltenberg, bezeichnete die gewaltsamen Demonstrationen in Washington als “schockierende Szenen” und bekräftigte zugleich, dass das Ergebnis der demokratischen Wahlen in den USA respektiert werden müsse. Der britische Ministerpräsident, Boris Johnson, rief währenddessen zum sofortigen Stopp der Gewalttätigkeiten in Washington auf.
Historische Erklärung
Ein Paar Stunden nach dem Sturm auf das Kapitol war die Ordnung wiederhergestellt. Die Abgeordneten der beiden Kammern setzten ihre historische Mission fort, nämlich die Vervollständigung der Auszählung von 538 Wahlmännern, um den endgültigen Sieger der US-Präsidentschaftswahlen 2020 zu bestimmen.
Am 7. Januar um 4 Uhr (US-Zeit) erklärte Vize-Präsident und zugleich Präsident des US-Senats, Mike Pence, Joe Biden habe mit 306 Wahlleuten die Präsidentschaftswahl gewonnen. Der amtierende Präsident Donald Trump gewann 232 Wahlmänner. Diese Erklärung beendete offiziell alle Kontroversen über die Präsidentschaftswahlen, die in der US-amerikanischen Geschichte als beispiellos angesehen wurden. Donald Trump kündigte sofort eine ordnungsgemäße Übergabe an die neue Regierung am kommenden 20. Januar an. Er veröffentlichte auch auf Twitter ein Video, in dem er die Krawalle im Sitz des Kongresses scharf verurteilte und gleichzeitig versprach, die Macht an die Regierung des designierten Präsidenten Joe Biden reibungslos zu übertragen.
Die Erklärung von Donald Trump hat die Besorgnis der Öffentlichkeit über das Chaos, das in Washington sowie in den USA wieder stattfinden kann, teilweise verringert.