Hochzeit der Volksgruppe der Kinh

(VOVworld) – Im spirituellen Leben der Vietnamesen ist die Hochzeit eine besonders wichtige Angelegenheit. Das Ritual einer Hochzeit wird je nach Region anders veranstaltet und als typischste Sitte des vietnamesischen Volkes betrachtet. Heutzutage hat sich dieses Ritual infolge der Entwicklung der modernen Gesellschaft teilweise verändert, es spielen aber dennoch einige traditionelle Dinge die Hauptrolle in der Hochzeit der Volksgruppe der Kinh.

 

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Das Ehepaar auf einem Hochzeitsfoto. (Foto: nhahanghuongsen.com.vn)

Nach vietnamesischer Auffassung ist die Heirat eine der drei wichtigsten Angelegenheiten des Lebens, neben dem Kauf von Büffeln und dem Hausbau. Normalerweise wählt man das Jahr für die Heirat nach dem Alter des Mädchens. Für eine Hochzeit heute muss man drei Schritte durchlaufen und zwar den Hochzeitsantrag, die Verlobungsfeier und den Hochzeitsschmaus. Etwa einen Monat vor der Hochzeit besucht die Familie des Bräutigams die Familie der Braut. Dabei wird offiziell um die Erlaubnis gebeten, dass er sie heiraten darf. Dazu teilt Vu Thi Thanh Tam, eine Mitarbeiterin des ethnologischen Museums Vietnams, mit.

„Durch den Hochzeitsantrag können beide Seiten besser den jeweiligen Familienzustand verstehen. Dabei darf die Familie der Braut die Daten für Verlobung und Hochzeitsfeier festlegen. Anschließend überreicht der Bräutigam Betellaub und Betelnüsse an die Familien der Braut – ein Symbol für den unzerbrechlichen Bund der Ehe.“

Nach dem Hochzeitsantrag folgt dann die Verlobungsfeier, die etwa eine Woche vor der Hochzeit stattfindet. Dabei wird die Hochzeit des jungen Paares offiziell bekannt gegeben. Die traditionellen Gaben für diese Feier seien unter anderem Betelblätter, Arekanüsse, Kuchen aus jungem Klebreis, Tee, Schnaps und Zigaretten, sagt Tam.

„Die Hochzeitsgaben sind am Altar der Familie der Braut ausgestellt. Danach wird ein kleiner Teil der Gaben an die Familie des Bräutigams ausgeteilt. Die restlichen Gaben werden dann in denselben kleinen Teilen verteilt. Die Familie der Braut wird diese Gaben zusammen mit den Hochzeitskarten benutzen, um Freunde und Verwandte zur Hochzeit einzuladen.“

Schließlich findet die Hochzeitsfeier statt. Zur traditionellen Hochzeitsfeier gehören verschiedene Rituale. Zuerst findet das Ritual zum Treffen der Braut statt. Bevor die Braut abgeholt wird, muss die Mutter des Bräutigams mit einigen Angehörigen zur Familie der Braut gehen. Sie überbringen eine Holzschachtel mit Betelblättern, Arekanüssen und eine Flasche Schnaps, um mitzuteilen, dass die Delegation der Familie des Bräutigams bald kommen werde. Anschließend kommt die Delegation, um die Braut abzuholen. In Vietnam sollte normalerweise die Mutter des Bräutigams nicht bei der Abholung der Braut dabei sein. Ein Familienmitglied des Bräutigams muss die Familie der Braut dann darum bitten, die Braut freizugeben. Wenn das junge Ehepaar bei der Familie des Bräutigams ankommt, müssen beide zuerst Räucherstäbchen auf dem Altar anzünden und dann die Angehörigen treffen. Anschließend darf die Braut in ihr Zimmer hinein gehen, wo eine neue Matte und Decke schon auf dem Bett schön angeordnet wurden. Dazu sagt Tam.

„Mit dem Wunsch, dass das neue Ehepaar ein gutes Eheleben und viele Kinder haben wird, bittet die Familie des Bräutigams eine Frau darum, das Bett für das junge Paar zu richten. Nur eine gesunde Frau, die selbst schon viele Kinder geboren hat, darf das Bett erstmalig herrichten. Nachdem die junge Ehefrau das neue Bett „eingesessen„ hat, werden schliesslich alle Angehörigen, Freunde und Teilnehmer der Hochzeitsfeier zu einer Party geladen.“

Eine Hochzeit im Mekong-Delta ist grundsätzlich wie die Hochzeit im Norden organisiert, deren Rituale kosten aber mehr Zeit und sind ein bisschen komplizierter. Beispielsweise muss unbedingt das Familienoberhaupt die Delegation der Familie des Bräutigams bei der Abholung der Braut leiten, dann folgt der Ehestifter. Neben dem Bräutigam gibt es außerdem Trauzeugen. Am Ende der Delegation stehen Großeltern, Eltern und Verwandte. Dazu sagt Vo Mai Phuong, die ebenfalls Mitarbeiterin des Museums der Ethnologie Vietnams ist:

„Der Prozess zur Abholung der Baut im Mekong-Delta ist fast gleich wie im Norden. Jedoch gibt es dabei ein festes Prinzip, dass der Bräutigam auf dem Weg zu seinem Haus die Hand der Braut in allen Situationen unbedingt halten muss. Sollten sie sich die Hand nicht reichen, gibt es der Tradition zufolge eine Hürde, die sie trennen könnte.“

Die heutige Hochzeit der Vietnamesen ist im Vergleich zu der Hochzeit damals viel einfacher geworden. Aber die wichtigsten Traditionen bestehen nach wie vor. Je nach Ort und Familienzustand wird die Hochzeit auf unterschiedliche Art und Weise veranstaltet, die aber für jeden Menschen als der wichtigste und unvergesslichste Moment im Leben gilt.
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