Chance und Herausforderung für den Irak

Bis Ende dieses Jahres werden alle im Irak stationierten US-Soldaten das Land verlassen. Nach dem vollständigen Abzug der US-Soldaten wird der Irak allein für seine Sicherheit sorgen müssen. Zweifellos eine große Herausforderung für die Iraker, trotz der langfristigen Hilfszusage der USA.



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Abzug der US-Soldaten aus dem Irak (Foto: Zeit.de)


Laut dem Sicherheitsabkommen zwischen den USA und dem Irak werden alle im Irak stationierten US-Soldaten bis Ende 2011 abgezogen. Die USA wollten zwar ursprünglich eine kleine Anzahl von Soldaten im Irak lassen, da beide Länder aber keine Einigung über den Sonderstatus dieser US-Soldaten erreichten, müssen alle US-Soldaten den Irak verlassen. Der Sonderstatus hätte unter anderem bedeutet, dass die im Irak stationierten US-Soldaten sich gerichtlich nicht im Irak verantworten müssen. Die irakische Regierung hatte das nicht akzeptiert. So bleiben also nur rund 150 US-Soldaten unter Leitung der US-Botschaft für Trainingsmissionen und Waffentransporte an die irakische Armee.

Anfang Dezember wurde bereits die größte US-Militärbasis im Irak, das Camp Victory, den Irakern übergeben. Der stellvertretende Befehlshaber der US-Armee im Irak, General Thomas Spoehr nannte eine aktuelle Zahl von 34.000 US-Soldaten. Zur Hochzeit des Krieges im Jahr 2007 waren es mal 170.000. Iraks Ministerpräsident Nuri el Maliki erklärte, die irakischen Sicherheitskräfte seien bereit, das Land zu übernehmen und es bestehe keine große Gefahr für die Sicherheit im Irak nach dem Rückzug der US-Soldaten. Experten fürchten allerdings, Maliki sei hier zu optimistisch. Denn es fehlt den irakischen Sicherheitskräften fast alles, von der Ausrüstung bis zur ausreichenden Ausbildung. Selbstmordattentate sind immer noch an der Tagesordnung. Allein im Oktober gab es im Irak rund 250 Tote durch solche Selbstmordanschläge. Ziel der Anschläge waren dabei nicht nur die irakischen Sicherheitskräfte, sondern auch hochrangige Politiker - darunter Ministerpräsident Maliki selbst. Das liegt unter anderem am Streit der Religionsgruppen im Irak: Die meisten aktuellen irakischen Regierungsmitglieder gehören den Schiiten an. Nur sieben der insgesamt 42 Minister sind Sunniten. Und der irakische Präsident Jalal Talabani ist Kurde. Präsident, Premier und Ex-Premier haben eigene Sicherheitskräfte, und damit sozusagen eigene Armeen. Es besteht die Gefahr, dass aus dieser Situation ein Konflikt mit drei Parteien entstehen könnte.

Der Abzug der US-Soldaten aus dem Irak wird prinzipiell von beiden Seiten begrüßt. Für die Amerikaner bedeutet der Abzug das Ende eines Kriegs, der fast zehn Jahre dauerte und rund 4500 US-Soldaten das Leben kostete. Außerdem gab Amerika rund 800 Milliarden USD für den Krieg aus. 32.000 Soldaten verletzten sich im Einsatz und müssen teilweise dafür bis heute entschädigt werden. Für die Iraker wiederum bedeutet der Abzug der US-Soldaten die Unabhängigkeit, und damit die Chance, die Zukunft des Landes selbst in die Hand zu nehmen. Das ist ein Vorteil für die Iraker. Ob sie diesen Vorteil nutzen können, hängt allerdings davon ab, ob sich die verschiedenen Gruppen im Land langfristig einigen und versöhnen.

                                                                                                            Doan Trung

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