Sechs Tage gemeinsames Leben – eine Ehe für immer

(VOVworld) - Der Vietnamkrieg ist grausam gewesen. Millionen Vietnamesen wurden getötet, dadurch verloren Frauen ihre Männer, Kinder ihre Eltern sowie Eltern ihre Kinder. Für die Menschen waren dies schmerzhafte Trennungen, die nicht vergessen und nie wieder gut gemacht werden können.

 

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Xo liest den Brief ihres Mannes. (Foto: Lan Anh)



“Mein Schatz, dieser Brief soll deinen Schmerz lindern. Er bringt Dir vielleicht die schlechteste Nachricht in Deinem bisherigen Leben. Du musst vielleicht ohne mich weiter leben, obwohl wir erst vor kurzem geheiratet haben. Verzeihe mir, mein Schatz.“ Das ist ein Abschnitt aus einem kurzen Brief von Le Van Huynh an seine Frau Dang Thi Xo, bevor er starb. Der Vietnamkrieg ist fast 40 Jahre her, doch vergessen hat Frau Xo ihren Mann nicht. Noch immer strömen ihr die Tränen aus den Augen, wenn sie über ihn spricht.

„Bevor wir heirateten, kannten wir uns drei Jahre. Wir hatten auch nicht viele Gelegenheiten uns zu treffen. Huynh studierte in der Provinz Yen Bai. Er kam selten nach Hause, nur zwei oder drei Mal im Jahr.“

Frau Xo ist 63 Jahre alt. Wenn sie über ihren Mann spricht, erinnert sie sich an die Zeit, als sie ein zwanzigjähriges, junges, hübsches Mädchen war. Sie sagte, damals gab es viele Jungen, die ihr den Hof machten. Doch sie liebt Huynh, den Studenten der Bauhochschule. Ihre Hochzeit war bescheidend, sagt Xo.

„Wir planten, dass wir uns erst heiraten, wenn mein Mann fertig mit seinem Studium war. Doch beide Familien wollten, dass wir bereits 1972 heiraten. Mein Mann hatte zum Jahreswechsel drei freie Tage, an denen wir heirateten. Huynh war im zweiten Semester. Huynh kam noch einmal für drei Tage zurück bevor er für immer ging.“

Insgesamt hat Frau Xo sechs Tage mit ihrem Mann zusammengelebt. Nachdem der Tod ihres Mannes bekannt geworden war, wollten sie viele ihrer Bekannten überreden, nochmals zu heiraten. Doch seit 40 Jahren lebt sie allein und ehrt ihren Mann, sagt Xo.

„Bevor er zur Armee ging, sagte er mir, falls er als Kriegsversehrter zurück käme, sollte ich ihn bitte nicht beleidigen. Ich sagte ihm, er solle unbesorgt sein. Ich liebe ihn für immer.“

Xo sagt, sie wäre auch einverstanden gewesen, wenn ihr Mann ohne Beine oder ohne Arme zurückkäme. Hauptsache sei, dass er lebe. Die letzte Erinnerung an ihn sei der Brief, den er ihr kurz vor seinem Tod schrieb.

 „Wir haben keine Hochzeitsfotos gemacht. Ich bat ihn, ein Foto zu machen, aber es gab keine Gelegenheit. Als er zur Armee ging, sagte er mir, dass ich ein Klassenfoto von ihm nehmen  und sein Bild herausschneiden solle. Nun haben wir ein Foto von ihm auf dem Altar.“

Jedes Mal, wenn Xo Sehnsucht nach ihrem Mann hat, nimmt sie den Brief ihres Mannes vom Altar und liest ihn. Viele Nächte konnte sie nicht schlafen und hat nur geweint. Xo wolle den Grab ihres Mannes finden, sagt sie.

„Wir haben uns geschworen, dass wir uns ewig lieben. Er schrieb mir, dass ich seine Gebeine zurück in die Heimat bringen soll. Das war sein Wunsch. Ich bin nun erleichtert, da ich den letzten Wunsch meines Mannes erfüllt habe.“

Xo hat den letzten Wunsch ihres Mannes erfüllt. Der Brief ihres Mannes an sie hat sie dem Museum in der zentralvietnamesischen Provinz Quang Tri übergeben. So liegt nun die Kopie des Briefes auf dem Altar. Xo sagt, der Tod ihres Mannes sei der schwerste Verlust in ihrem Leben. Sie wolle ihres Mannes würdig weiter leben.

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