Lebendschach in der südvietnamesischen Provinz Binh Dinh

(VOVworld) – Lebendschach ist eine Schachform, bei der Schach mit lebenden Figuren gespielt wird. Anders als Schach mit Figuren aus Holz oder Horn sind die lebenden Schachspiele viel attraktiver und lebendiger, weil sie Taktik und Strategie wie in einem realistischen Kampf beinhalten. In der südvietnamesischen Provinz Binh Dinh ist das Lebendschach ein unentbehrlicher Teil der Feste, die zum Anfang des neuen Jahres nach dem Mondkalender veranstaltet werden.

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Blick auf ein lebendes Schachspiel. (Foto: tuoitre.vn)


Die Kreisstadt An Nhon ist seit langem als ein Ort bekannt, in dem sich viele traditionelle Kungfu-Schulen befinden. Sie ist auch die Heimat vieler herausragender Schachspieler, die bei Wettbewerben im In- und Ausland bereits viele Preise gewonnen haben. Die Bewohner in An Nhon pflegen seit hunderten von Jahren die Tradition, am 5. und 6. Tag des neuen Jahres nach dem Mondkalender das Fest des Lebendschachs zu organisieren.

Auf einem großen Hof findet gerade ein chinesisches lebendes Schachspiel statt. Der Junge im Kostüm eines Blausoldaten weicht gerade dem Schlag eines Mädchens aus, das die Kleidung eines Rotsoldaten trägt. Die Zuschauer verfolgen das Spiel aufmerksam und sind begeistert von der hervorragenden Kampfkunst der Soldaten beider Seiten.

In jedem lebenden Schachspiel ist ein Betrachter unentbehrlich. Jedesmal, wenn die Figuren ihre Bewegungen beenden, liest der Betrachter einen Vers oder singt eine Liedzeile. Bei wichtigen Schachspielen übernimmt aber die Herrenfigur diese Aufgabe. Quang, ein Lebendschachsliebhaber erklärt:

“Die Ausdrucksweise der Herrenfigur muss vielfältig sein. Im Fall eines Aufmarsches muss die Herrenfigur das Schwert ziehen. Parallel dazu erklingen Trommelschläge. Wenn ihre Soldaten attackiert werden, muss die Herrenfigur für einige Sekunden schwanken. Gemäß der Entwicklung des Spiels wird die Herrenfigur anschließend das Siegeslied oder das Lied der Niederlage singen.”

Die Person, die die Rolle des Herren spielt, muss verschiedene Lieder und Gedichte kennen. Gemäß des konkreten Falls wählt er der Spielsituation entsprechend einen Vers oder ein Lied aus.

Kungfulehrer Minh Hoang aus Hanoi reist jedes Jahr am Anfang des neuen Jahres nach dem Mondkalender in die Kreisstadt An Nhon in Binh Dinh, um die lebenden Schachspiele anzuschauen. Hoang erzählt, dass er sich nicht nur für die Spiele begeistere, sondern auch für die Kampfkunst, die hinter jeder Schachpartie stecke. Hoang zufolge gibt es im chinesischen Schach sieben Figuren, nämlich König oder Herr, Offiziere, Turm, Wagen, Kanone, Pferd und Bauern. Jede Figur habe ihre eigene Bewegung, so Hoang:

“Kungfu im lebenden Schachspiel wurde erforscht und zur Kampfkunst entwickelt. Außer dem König, den Offizieren und den Türmen, die den Fluss nicht überqueren, haben die restlichen Figuren eigene Kampfmethoden. Ich kann wirklich behaupten, dass Kungfu im lebenden Schach einzigartig und vielfältig ist.”

Die lebenden Schachspiele sind eine Kombination zwischen Tradition, Verstand und Kungfu. Sie begeistern nicht nur die Erwachsenen, sondern auch die Kinder. Minh Anh, der achtjährige Sohn von Kungfulehrer Minh Hoang spendet den Spielen begeisterten Applaus:

“Ich habe während der Spiele das Lied über die Heldin Hai Ba Trung gehört. Ich will, dass mein Vater mir Kungfu und die Art und Weise, wie das Schach gespielt wird, beibringt. Ich will später auch an lebenden Schachspielen teilnehmen.”

Jedes lebende Schachspiel dauert etwa zwei Stunden. Wenn es nach zwei Stunden nicht beendet ist, ziehen die Organisatoren das Los, um den Sieger zu ermitteln. Gemeinsam mit den Klängen der Trommeln geht dann das Fest der lebenden Schachspiele zu Ende.

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