Tauziehen, das 10. immaterielle Weltkulturerbe in Vietnam

VOVworld) – Die UN-Kulturorganisation UNESCO hat vor kurzem in einer Sitzung in der namibischen Stadt Windhoek offiziell Tauziehrituale und –spiele in Vietnam, Kambodscha, Südkorea sowie auf den Philippinen als ein immaterielles Kulturerbe der Menschheit anerkannt. Das ist eine gute Nachricht für die Menschen in vielen Gebiete in Vietnam, wo dieses traditionelle Spiel bewahrt wird.

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Das Tauziehen wird das 10. immaterielle Weltkulturerbe in Vietnam. (Foto: anninhthudo.vn)


Die Tauziehrituale und -spiele sind vor langer Zeit entstanden und werden bislang in vielen Gebiete der Nassreiskultur, vor allem in ostasiatischen und südostasiatischen Ländern gepflegt. Erstmals hat Vietnam in Zusammenarbeit mit Kambodscha, den Philippinen und Südkorea die Dokumente verfasst, um die UN-Kulturorganisationen UNESCO aufzufordern, die Tauziehrituale und -spiele als das immaterielle Kulturerbe der Menschheit anzuerkennen. Obwohl dieses Spiel in jedem Land unterschiedlich durchgeführt wird und verschiedene geschichtliche und kulturelle Eigenschaften darstellt, hat es doch Gemeinsamkeiten: es findet normalerweise am Anfang des neuen Jahres statt. Mit diesen Ritualen betet man für eine gute Ernte und für gutes Wetter. In Kambodscha wird das Tauziehen oft von drei Volksgruppen durchgeführt, die um den Tonle Sap, den Großen See, leben. Auf den Philippinen ist das Tauziehen in Hungduan populär, das für die unendlichen Reisfelder bekannt ist. In Südkorea wird das Tauziehen inzwischen in vielen Regionen gespielt. Dazu Doktor Nguyen Van Huy, der sich auch für die Vorbereitung der Dokumente engagiert hat.

“Die Tauziehrituale und -spiele stellen unsere ostasiatische Kultur dar. Durch die Rituale betet man um gute Ernten, Gesundheit und Frieden. Diese Kultur gibt es schon seit langem.”

Das Tauziehen ist in Vietnam populär und ist an vielen Orten zu sehen. Vor allem die traditionellen Tauziehrituale und -spiele werden bislang in den Provinzen Lao Cai, Vinh Phuc und Bac Ninh sowie in Hanoi bewahrt. In diesen Orten ist das Tauziehen bei traditionellen Feste unentbehrlich.

Die Tauziehrituale sind in jedem Gebiet unterschiedlich. In manchen Regionen werden die Spieler in zwei Gruppen eingeteilt. Sie benutzen ein Seil für das Spiel. Im Kreis Soc Son in Hanoi wird aber ein Bambus angewendet, der bereits monatelang vor dem Fest vorbereitet wurde. Allein in Hanoi wird traditionell das Tauziehen in der Sitzhaltung zum Fest des Tempels Tran Vu am 3. Tag des 3. Monats nach dem Mondkalender veranstaltet. Das Fest findet im Dorf Ngoc Tri des Stadtbezirks Long Bien. Laut Le Van Cu, der für die Verwaltung des Tempels verantwortlich ist, ist dieses Spiel eine unentbehrliche Kulturaktivität bei Festen. Cu freut sich sehr darüber, dass das Tauziehen als Weltkulturerbe anerkannt wurde:

“Wir sind über diese Nachricht sehr freut. Wir sind auch stolz auf die traditionellen Tauziehrituale und -spiele in der Sitzhaltung, die unsere Vorfahren hinterlassen haben. Bei uns gibt es seit langem drei Gruppen, die sich am Tauziehen beteiligen, nämlich Team Duong, Team Cho und Team Dia. Vor und nach dem Spiel organisieren wir Rituale zum Beten der Heiligen.”

Die Alten im Dorf Ngoc Tri erzählen, dass die Tauziehrituale und -spiele in der Sitzhaltung von einer alten Geschichte stammen. Damals erlebte das Dorf Ngoc Tri eine verheerende Dürre. Elf von insgesamt zwölf Brunnen im Dorf waren ausgetrocknet. Die Dorfbewohner mussten um den letzten Brunnen herum sitzen, um das Wasser zu schützen. Das Tauziehen in der Sitzhaltung entstand, um an diese Geschichte zu erinnern. Bei diesem Spiel muss die Person, die hinten sitzt, den Rücken der Person, die vor ihr sitzt, umarmen. Sie bilden zwei Menschenseile. Doktor Nguyen Van Huy weiter:

“Die tiefe Bedeutung der Tauziehrituale und -spiele ist, dass man auf eine bessere Zukunft für sich selbst und für seine Nachbarn hofft. Der Sieg beim Spiel ist nicht wichtig. Wichtig ist, dass die Teilnehmer alle beim Spiel fröhlich sind. Dies bildet die Kultureigenschaft der Dorfbewohner. Ich denke, das ist der Grund, warum die immaterielle Kultureigenschaft des Tauziehens geehrt wird.”

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