(VOVworld) - Für einen Monat im Jahr wird der Tagesrhythmus von Muslimen zusätzlich zu den Gebetszeiten von Sonnenaufgang und Sonnenuntergang bestimmt. Tagsüber sind die Gläubigen dann dazu angehalten, weder Nahrung noch Getränke zu sich zu nehmen, und sich stattdessen in Selbstdisziplin und Enthaltsamkeit zu üben. Für Muslime in vielen Ländern hielt der diesjährige Ramadan jedoch Unruhe und Gewalt bereit.
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Ein Bombenanschlag im Irak in den ersten Tagen des Fastenmonats Ramadan. (Foto: AFP) |
Der Ramadan ist der neunte Monat des islamischen Mondkalenders und der islamische Fastenmonat. Er beginnt Ende Juli und endet Ende August. Im Ramadan ist den Moslems von Sonnenauf- bis Sonnenuntergang Essen, Trinken sowie Rauchen untersagt. Für die Muslime bedeute der Ramadan Zeit für Solidarität mit den Schwachen und Armen in der Welt. Doch der diesjährige Ramadan wurde in vielen Ländern wie in Syrien, im Irak, im Libanon und in Afghanistan von Unruhen und Gewalt überschattet.
Vor zwei Jahren begann der sogenannte “Arabische Frühling” im Nahen Osten. Im Irak wurden im diesjährigen Fastenmonat mehrere Bombenanschläge verübt. Dabei kamen mehr als 400 Menschen ums Leben, rund 1000 weitere wurden verletzt. Die Attentäter stammen aus dem Terrornetzwerk al-Qaida oder haben Beziehungen dazu.
In Syrien dauern die Kämpfe seit 17 Monaten zwischen Rebellen und Regierungstruppen an. Auch im Fastenmonat kam es zu heftigen Kämpfen in fast allen Teilen des Landes. Allein am 19. August wurden mindestens 60 Menschen getötet. Der Bürgerkrieg in Syrien forderte bisher rund 23.000 Menschenleben. Etwa 70.000 Syrer flüchteten in die Nachbarländer. Der Syrien-Konflikt steckt derzeit in der Sackgasse. Die Friedensmission der Vereinten Nationen zog nach vier Monaten ohne Erfolg aus Syrien ab.
Die Regierung in Damaskus macht die Sunniten für den Krieg im Land verantwortlich. Der Konflikt weitet sich nun auch in der libanesischen Stadt Tripoli aus. Insgesamt wurden seit Montagabend sieben Menschen getötet und rund 100 Menschen verletzt. Viele Länder rufen ihre Bürger auf, den Libanon unverzüglich zu verlassen.
Im diesjährigen Ramadan verdichtete sich der Verdacht, dass Israel den Iran angreifen würde. Am 17. August demonstrierten rund 1500 Palästinenser im Gazastreifen gegen die Besetzung von Jerusalem durch Israel. Der Iran ruft jährlich vor allem Schiiten zu Demonstrationen gegen Israel im Fastenmonat auf. Zuvor kündigten der israelische Premierminister Benjamin Netanjahu und Verteidigungsminister Ehud Barak an, dass Israel einen militärischen Angriff gegen den Iran nicht ausschließe. Der Chef der libanesischen Hisbollah, Hassan Nasrallah drohte mit harten Vergeltungsschlägen, falls diese den Iran angreifen sollten.
Für die Muslime verlor der diesjährige Ramadan eindeutig seine ursprüngliche Bedeutung. Gewalt und Unruhe statt Beten und Frieden herrschten im diesjährigen Fastenmonat. Opfer waren meist Zivilisten. Die Weltöffentlichkeit fragt sich, wann die Muslime ihren Ramadan im Frieden feiern können.