Ein Jahr nach den Erdbeben in der Türkei

(VOVWORLD) - Vor einem Jahr haben die verheerenden Erdbeben in der Türkei das Leben von mehr als 53.000 Menschen gekostet. Nach wie vor sind die Beseitigung der Folgen und der Wiederaufbau des Lebens der Bewohner schwierig. Hunderttausende Erdbebenopfer leben noch in Zelten und Containerhäusern. 
Ein Jahr nach den Erdbeben in der Türkei - ảnh 1Neue Wohngebäude für Obdachlose wurden nach dem Erdbeben in Hatay in der Türkei gebaut. 

Am 6. Februar 2023 haben die Erdstöße der Stärke 7,8 und 7,5 den Osten der Türkei und den Norden Syriens erschüttert. Sie zählen zu den verheerendsten Naturereignissen des 21. Jahrhunderts. Dabei kamen mehr als 53.000 Menschen ums Leben. Hunderttausende Häuser wurden zerstört. Zahlreiche Menschen werden noch vermisst.  

Schmerzhafte Erinnerungen

Ein Jahr nach den Erdbeben haben zahlreiche Familien in der Türkei den Schmerz der Verluste noch nicht überwunden. Neben dem Verlust von Häusern und Verwandten müssen noch immer Menschen in den betroffenen Regionen unter den Folgen des Bebens leiden. In der am stärksten betroffenen südosttürkischen Provinz Hatay leben noch immer Hunderttausende in Zelt- und Containerdörfern, die in verschiedenen Teilen der Provinz errichtet wurden. Die Überlebende Fatma Kirici hat bei den Erdbeben ihre Tochter verloren:

„Meine Tochter war damals 20 Jahre alt und war erst 45 Tage verheiratet. Seitdem ich sie verloren habe, kann ich nicht mehr nach Hause zurückkehren. Ich habe Angst, obwohl mein Haus nur leicht beschädigt wurde. “

Die Erdbeben haben außerdem das Vertrauen zahlreicher Menschen in der Türkei in die Zukunft erschüttert. Viele Familien wissen noch nicht, wie sie das Leben wieder aufbauen können, darunter die Familie von Cevdet Donmez in der Stadt Antakya:

„Ich habe keine Hoffnung mehr auf Leben. Wir haben plötzlich alles verloren. Wie können wir diesen Schock überwinden und die gute Zukunft für unsere Kinder gewährleisten? Ich weiß es wirklich nicht.“    

In den vergangenen Tagen wurden in der Türkei zahlreiche Gedenkzeremonien für die Opfer veranstaltet. In Hatay erinnerten sich tausende Menschen bei der Zeremonie „Die letzten schönen Tage in Hatay“ an die guten Bilder der Provinz und deren Hauptstadt Antakya zum Zeitpunkt vor dem Erdbeben. 

Der türkische Präsident Recep Tayyip Erdoğan besuchte am Dienstag die ebenfalls vom Beben getroffene Provinz Kahramanmaraş. Dort soll er den Verlauf des Baus neuer Wohnungen für die Überlebenden überprüfen und eine Gedenkzeremonie leiten.  

Bauverlauf beschleunigen

In der Türkei wird derzeit der Bau von neuen Wohnungen für die von Erdbeben betroffenen Menschen intensiviert. Nach Angaben des türkischen Ministeriums für Umwelt und Städtebau wurden bei den Erdbeben im vergangenen Jahr insgesamt 680.000 Häuser zerstört und schwer beschädigt. Währenddessen gab die türkische Katastrophenschutzbehörde AFAD bekannt, dass 689.000 Menschen derzeit noch in Zelten und Container unterbringen müssen.

Der Bau von Wohnsiedlungen in der Türkei steht derzeit vor vielen finanziellen Herausforderungen und technischen Kriterien, weil die Behörden nach dem Erdbeben die Regelung der Bausicherheit verschärfen. Jedoch kündigte der türkische Präsident bei der Übergabe von mehr als 7.200 neuen Häusern an die Bewohner in Hatay an, dass die Behörden ihre Verpflichtung erfüllen würden. Demnach sollten bis Februar 2024 319.000 Wohnungen und Anfang 2025 680.000 Wohnungen gebaut werden, so Erdogan weiter:

„Wir werden in den nächsten zwei Monaten den Bewohnern in den von Erdbeben betroffenen Gebieten 75.000 Wohnungen übergeben. Danach setzen wir uns zum Ziel, den Bewohner monatlich 15.000 bis 20.000 Wohnungen zur Verfügung zu stellen. Bis Ende dieses Jahres sollten insgesamt 200.000 Wohnungen an die Bewohner übergeben werden.“

Beobachtern zufolge könnte der Verlauf des Wohnungsbaus für die Familien der Erdbebenopfer in der Türkei in den nächsten Monaten beschleunigt werden, während die lokalen Behörden vor den Kommunalwahlen am 31. März unter Druck stehen. Außerdem wird die Anklage gegen viele Bauunternehmen, Immobilienfirmen und Beamte für die Stadtentwicklung verstärkt. Laut der Türkei liegt einer der Hauptgründe der Erdbebenfolgen in der schlechten Qualität der Gebäude, die den technischen Kriterien nicht entsprachen.  

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