Europäische Industriestrategie wird diskutiert

(VOVWORLD) - Das Gipfeltreffen der Europäischen Union ist am Donnerstag in Brüssel eröffnet worden. Während des zweitätigen Gipfels werden die Spitzenpolitiker der EU-Mitgliedsländer über den EU-Austritt Großbritanniens sowie über eine Europäische Industriestrategie diskutieren. Letztere gilt als eine der Bemühungen der EU zur Verstärkung der Solidarität innerhalb des Blocks, nachdem auch der Prozess zur Gründung einer gemeinsamen Armee der EU erste Fortschritte gemacht hat.
Europäische Industriestrategie wird diskutiert - ảnh 1 (Symbolfoto: VNA)

Die Idee einer Europäischen Industriestrategie wurde von Deutschland und Frankreich initiiert. Europa hat sich weltweit am frühsten industrialisiert. Seit langem sind europäische Industrieprodukte bekannt für gute Qualität. Die stärksten Industriezweige Europas sind die Metallurgie, der Maschinenbau, die Chemieindustrie, die Lebensmittelverarbeitung und die Warenproduktion.

Erhöhung der Wettbewerbsfähigkeit

Laut der deutschen Bundeskanzlerin Angela Merkel haben sie und Frankreichs Präsident Emmanuel Macron die Diskussion über eine Europäische Industriestrategie angestoßen, weil sie in der Zukunft Arbeit in strategischen Handelsbereichen in Europa gewährleisten wollen. Merkel erwähnte strategische Forschungs- und Innovationsprojekte, zum Beispiel mit Blick auf die Elektromobilität. Dort gehe es etwa um ein Konsortium, das sich mit der Entwicklung von Batteriezellen beschäftigen könnte. Die deutsche Bundeskanzlerin äußerte ihre Hoffnung, gemeinsam mit ihrem französischen Amtskollegen bei diesem Gipfel die europäischen Länder von der Idee zum Aufbau einer europäischen Industriestrategie überzeugen zu können.

Es ist nicht das erste Mal, dass Deutschland und Frankreich die Idee einer europäischen Industriestrategie erwähnt haben. Im Februar einigten sich beide Spitzenpolitiker darauf, eine neue EU-Industriepolitik zu verfolgen, um EU-Firmen beim Wettbewerb mit Konkurrenten zu unterstützen. Demnach wollten beide Länder verstärkt Investitionen in Innovationsprogramme und Wettbewerbsregelreformen fördern. Sie wollen auch Mechanismen etablieren, um die in der EU entwickelten Technologien zu schützen.

Deutschland und Frankreich haben vorgeschlagen, dem Europäischen Rat ein Veto-Recht hinsichtlich der Entscheidungen der Europäischen Kommission gegen die Monopolbildung zu geben. Beide Länder sind der Meinung, dass die derzeitigen Regeln über die Zusammenschlüsse von Unternehmen geändert werden sollten, um die Wettbewerbsfähigkeit europäischer Firmen zu erhöhen.

Seit einigen Jahren hat die Europäische Kommission der europäischen Industriepolitik besondere Aufmerksamkeit geschenkt. Sie rief europäische Länder auf, die Wichtigkeit der Industrie beim Wachstum und bei der Schaffung von Arbeitsplätzen zu erkennen. Die Kommission erklärte, dass die Anwendung der digitalen Technologien sehr dringlich sei, um die Arbeitsproduktivität in der EU zu erhöhen.

In ihrem Bericht über Industriepolitik 2012 hat die Europäische Kommission sechs Prioritäten bestimmt. Drei davon betreffen die Industrie 4.0. Dies sind fortgeschrittene Fertigungstechnologien, Schlüsseltechnologien, smarte Netzwerke und digitale Infrastruktur.

Herausforderungen

Die Industrie 4.0 fordert europäische Länder nicht zur Investition in Technologien, sondern auch zur Entwicklung der Industrie auf. Die EU braucht neue Industriebranchen mit modernen Ausrüstungen und Hochtechnologie-Zentren. Jedoch ist es nicht einfach, die Zustimmung der Staats- und Regierungschefs der EU-Länder für eine solche europäische Industriestrategie zu gewinnen. Dies liegt an den unterschiedlichen Orientierungen bei der Industrieentwicklung jedes Landes und an den unterschiedlichen Industriestärken jedes Gebiets.

Europa gilt als Wiege der Industrierevolutionen. Die Idee zum Aufbau einer europäischen Industriestrategie ist nicht schlecht, aber es braucht sicherlich noch mehrere Gipfel, bis die Mitgliedsländer sich auf eine Strategie einigen.

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