Strategie von NATO nach der Zustimmung Ungarns zum Beitritt Schwedens

(VOVWORLD) - Am Montag hat das ungarische Parlament nach langem Hinhalten dem Beitrittsantrag Schwedens zur Organisation des Nordatlantikvertrags NATO zugestimmt. Damit wurde endlich die letzte große Hürde auf dem Weg zur angestrebten NATO-Mitgliedschaft Schwedens abgebaut. Nach Meinungen der Experten könnte mit dem bevorstehenden Beitritt Schwedens die NATO ihr letztes Puzzlestück einfügen und möglicherweise ehrgeizigere Ziele verfolgen. 

Mit 188 Ja-Stimmen und 6 Nein-Stimmen unterstützte das ungarische Parlament am Montag offiziell den Beitritt Schwedens zur NATO. Dies ist das letzte NATO-Mitgliedsland, das Schwedens Beitrittsantrag genehmigt hat.

Das letzte Puzzlestück der NATO

Mit der Unterstützung von 31 NATO-Mitgliedsländern ist der Weg für Schweden in das westliche Verteidigungsbündnis frei. Für Schweden ist es ein historisches Ereignis, weil das Land damit auch seine Neutralität in den vergangenen zwei Jahrhunderten aufgeben wird. Dem schwedischen Ministerpräsidenten Ulf Kristersson zufolge ist dies eine natürliche Wahl für sein Land angesichts der aktuellen geopolitischen Veränderungen in Europa.

„Schweden lässt nun 200 Jahre Neutralität und Bündnisfreiheit hinter sich. Es ist ein großer Schritt. Das müssen wir ernst nehmen. Die NATO-Mitgliedschaft bedeutet, dass Schweden einer großen Gruppe demokratischer Nationen beitritt, die sich für Frieden und Freiheit sowie eine äußerst erfolgreiche Zusammenarbeit engagieren.“ 

Der NATO-Beitritt Schwedens bekommt die Unterstützung der Mehrheit des Volkes. Die Umfragen in Schweden zeigten, dass nach dem Ausbruch des Konflikts zwischen Russland und der Ukraine im Februar 2022 etwa zwei Drittel der schwedischen Bevölkerung die NATO-Mitgliedschaft befürworteten.

Laut dem Experten Robert Dalsjo vom schwedischen Verteidigungsforschungsinstitut ist der NATO-Beitritt Schwedens der letzte Schritt des Landes, um die frühere Außenpolitik aufzugeben und sich in einer zunehmend instabilen Welt stärker zu integrieren. Der NATO-Beitritt Schwedens könne die Militärstärke dieses Verteidigungsbündnisses intensivieren, weil das Land über sehr leistungsfähige Streitkräfte und eine erstklassige Verteidigungsindustrie verfüge. 

„Die NATO hat nun ein weiteres arbeitsfähiges Mitglied, das dazu beitragen kann, die Unsicherheit in Nordeuropa zu beseitigen. Dies ist das letzte Puzzlestück, das die Position der NATO in der gesamten Arktis- und Ostseeregion festigt. Für Schweden bedeutet dies seine Sicherheit innerhalb des Bündnisses. Das Land wird durch die nuklearen Abschreckungsfähigkeiten der Vereinigten Staaten unterstützt.“

Eine ehrgeizigere NATO? 

Die NATO-Führungskräfte und die Mitgliedstaaten des Bündnisses, darunter NATO-Generalsekretär Jens Stoltenberg und der US-Außenminister Antony Blinken, betrachten dieses Ereignis als einen Sieg der NATO und als einen „strategischen Misserfolg“ Russlands, das immer gegen die Ausweitung der NATO in Europa war. Beobachter glauben, dass die Aufnahme von zwei neuen Mitgliedern mit dem hohen wirtschaftlichen und militärischen Potenzial, nämlich Finnland im April 2023 und Schweden, einige Leiter des Bündnisses dazu ermutigen werde, mutigere Schritte zu machen. Darunter könnte der Prozess zur Aufnahme der Ukraine in die NATO beschleunigt werden. Auf der Münchner Sicherheitskonferenz 2024 erklärte der designierte Präsident Finnlands Alexander Stubb, dass ein Beitritt der Ukraine zur NATO nur eine Frage der Zeit sei. Der französische Präsident Emmanuel Macron hat sogar angekündigt, dass die NATO eine direkte Intervention in der Ukraine nicht ausschließen werde.

Mit der bevorstehenden Aufnahme Schwedens wird die NATO die strategisch bedeutendste Erweiterung seit dem Ende des Kalten Krieges abschließen, da Nordeuropa und die Arktis seit vielen Jahren als Schwachstelle in der Verteidigungsstrategie dieses Militärbündnisses betrachtet werden. Diese Wende kann neue Ambitionen der NATO fördern, aber auch die Sicherheitslage in Europa und der Welt unvorhersehbarer machen. 

Mehr zum Thema
Weiteres