(VOVWORLD) - Eins der wichtigen internationalen diplomatischen Ereignisse in dieser Woche ist der zweitägige Besuch der US-Vizeaußenministerin Wendy Sherman im chinesischen Tianjin. Der Besuch fand zu einem Zeitpunkt statt, an dem sich die Beziehungen zwischen zwei Großmächten der Welt auf dem niedrigsten Niveau in den verganTigenen Jahrzehnten befinden. Der Besuch wurde erwartet, Perspektiven zur Verbesserung dieser Beziehungen in der kommenden Zeit zu öffnen.
US-Vizeaußenministerin Wendy Sherman (3.v.l) beim Gespräch in Tianjin. (Foto: Reuters) |
Die Reise nach Tianjin ist bisher der erste China-Besuch einer ranghohen Vertreterin der US-Regierung seit dem Amtsantritt von Präsident Joe Biden. Dieser Besuch fand zu einem Zeitpunkt statt, an dem die Beziehungen zwischen den USA und China in verschiedenen Bereichen, von Diplomatie bis zu Handel angespannt sind. Deswegen erwartete man, dass diese Reise die Beziehungen auf dem niedrigsten Niveau zwischen beiden Ländern in den vergangenen Jahrzehnten verbessern könnte. In der Tat haben beide Länder noch keine gemeinsame Stimme in zahlreichen Fragen.
Keine gemeinsame Stimme
Schwerpunkte des Besuches der US-Vizeaußenministerin Sherman sind separate Gespräche mit Chinas Außenminister Wang Yi und Vize-Außenminister Xie Feng. Ähnlich wie beim hochrangigen USA-China-Gespräch im US-amerikanischen Alaska im März fanden die Gespräche in Tianjin in einer angespannten Atmosphäre statt.
Nach den Gesprächen zitierten chinesische Medienanstalten die Aussagen von Außenminister Wang Yi und Vize-Außenminister Xie Feng mit der harten Kritik. Demnach warfen chinesische Politiker den USA vor, eine „Zwangspolitik“ durchzuführen. China forderte die USA auf, die Einmischung in Taiwan- und der Xinjiang-Frage zu stoppen. Außerdem gab Peking zwei Listen mit Bedingungen, die Washington erfüllen soll. Es sieht vor, dass Washington Sanktionen gegen chinesische Beamte aufheben, Visa-Beschränkungen gegen chinesische Studenten bestimmter Fachrichtungen zurücknehmen und Konfuzius-Institute und Staatsmedien in den USA frei gewähren zu lassen.
Seinerseits erwiderte der Sprecher des US-Außenministeriums Ned Price, dass US-Vizeaußeministerin Sherman bei den Gesprächen Menschenrechte in Hongkong, Xinjiang und in Tibet erwähnt habe. Gleichzeitig habe sich die US-Vizeaußeministerin tief besorgt über Pekings Handlungen in der Cybersicherheit, in Taiwan sowie im Ostmeer und im ostchinesischen Meer zeigen. Darüber hinaus wurden Untersuchungen des Ursprungs des Coronavirus dabei angesprochen, gegen die China ständig protestiert.
Analytikern zufolge zeigten Meinungsverschiedenheiten bei den jüngsten Gesprächen, dass es schwer für beide Seiten sei, eine gemeinsame Stimme zu finden. Chancen für die Verbesserung der Beziehungen zwischen beiden Ländern bleiben allerdings noch.
Dialoge hervorheben
Trotz harter Standpunkte zeigten sowohl die USA, als auch China ihren Bedarf an Dialogen.
US-Vizeaußenministerin Sherman erklärte, dass die USA starke Konkurrenz zwischen beiden Ländern begrüße, aber keine Konflikte mit China suchen wollte. Ihr zufolge ist die Beziehung zwischen den USA und China die weltweit wichtigste bilaterale Beziehung. Deswegen seien die USA bereit, Gespräche und offene Dialoge mit China zu führen, hieß es.
Der staatlichen Nachrichtenagentur Chinas (Xinhua) zufolge betrachtete Chinas Außenminister Wang Yi den China-Besuch der US-Vizeaußenministerin als Teil von bilateralen Gesprächen und Dialogen. Beide Seiten sollten ihre Verständigung verstärken und Missverständnisse durch Dialoge vermeiden.
Diese Signale zeigen, dass sowohl die USA, als auch China Dialoge hervorheben und sich zur Suche nach einer gemeinsamen Stimme anstrengen. Man sei davon überzeugt, dass sich die USA-China-Beziehungen in der kommenden Zeit verbessern können.