Der weißrussische Ministerpräsident Michail Mjasnikowitsch hat am
Dienstag seinen Vietnambesuch begonnen. Es ist sein erster Besuch in Vietnam. Zwischen
beiden Ländern geht es vor allem um Handel und Investitionen.
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Premiers Nguyen Tan Dung und Michail Mjasnikowitsch (Foto: Chinhphu.vn)
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Meeresfrüchte, Reis, Elektro-Geräte und Textilien lauten die
Exportschlager von Vietnam nach Weißrussland. Aus Weißrussland kommen im
Gegenzug Düngemittel, Maschinen und Autoteile. Seit dem August 2010 gibt es ein
detailliertes Wirtschaftskooperationsprogramm zwischen beiden Regierungen. Zum
Beispiel hat Weißrussland in den vergangenen Jahren Vietnam bei der Beamten-
und Expertenausbildung geholfen. Auch verschiedene Wissenschaftliche Organisationen
beider Länder kooperieren. Es gibt Verträge mit weißrussischen Baufirmen, um
vietnamesische Gastarbeiter nach Weißrussland zu schicken. Sie sollen dort
helfen, einen Sport- und Unterhaltungskomplex in der Hauptstadt Minsk zu bauen.
Derzeit leben bereits etwa 600 Vietnamesen in Weißrussland, eine noch relativ
kleine Zahl, wenn man das mit anderen Ländern vergleicht. Präsident Lukaschenko
hatte vor fünf Jahren entschieden, dass Vietnamesen, die seit 1992 im Land
leben, eine langfristige Aufenthaltserlaubnis bekommen dürfen.
Auch auf städtischer Ebene gibt es Kooperation, beispielsweise zwischen
Hanoi und Minsk, oder auch zwischen Ho Chi Minh Stadt und Minsk. Die
mittelvietnamesische Stadt Da Nang hat eine Partnerschaft mit der weißrussischen
Stadt Grodno. Der Hanoier Volkskomitee-Vorsitzende Nguyen The Thao reiste im
Mai 2010 nach Weißrussland. Auf staatlicher Ebene gibt es außerdem Verbindungen
in Verteidigung, Gesundheitsversorgung und Tourismus. Dazu hatte auch der Vietnambesuch
des weißrussischen Präsidenten Alexander Lukaschenko 2008 beigetragen.
Der weißrussische Ministerpräsident Mjasnikowitsch plant eine ganze
Reihe von Abkommen und Zusammenarbeitsvereinbarungen. Das betrifft Handel, und Bildung
genauso wie die Justiz. Die Autofabrik Minsk will ein Vertretungsbüro in
Vietnam eröffnen. Im Rahmen des Besuchs wird auch ein binationales Unternehmerforum
stattfinden. 20 Spitzenunternehmer aus Bau, Maschinenbau und Ölproduktion werden
auf insgesamt 100 vietnamesische Unternehmer treffen. Mjasnikowitsch will
offenbar die freundschaftlichen Beziehungen zu Vietnam verstärken. Diese
existieren offiziell seit 1998, als Weißrussland eine Botschaft in Vietnam
eröffnete. Inoffiziell aber gab es schon lange vorher gute Beziehungen, als
Weißrussland noch ein Teil der Sowjetunion war. Fünf Jahre später folgte auch
Vietnam und öffnete 2003 seine Botschaft in Minsk.
Seitdem gab es immer wieder gegenseitige Delegationen, dazu Absprachen
auf internationalen Foren wie der UNO und der Bewegung der blockfreien Staaten,
der beide Länder angehören. Das Handelsvolumen zwischen Weißrussland und
Vietnam in den vergangenen neun Monaten dieses Jahres betrug mehr als 150
Millionen US-Dollar. Das ist ein deutlicher Anstieg im Vergleich zum Vorjahr.
Innerhalb von nur zwölf Monaten ist der Handel damit nämlich um das
Zweieinhalbfache angestiegen. Der aktuelle Besuch soll sicherlich dazu
beitragen, dass dies künftig noch mehr wird.
Anh Huyen