(VOVWORLD) - Der Gemeindetourismus wird derzeit von Volksgruppen in vielen Provinzen in Vietnam umgesetzt. In der nordvietnamesischen Provinz Quang Ninh hat sich dieses Modell in den Gebieten ethnischer Minderheiten in den letzten Jahren stark entwickelt. Es hilft den Menschen, ein stabiles Einkommen zu haben. Das Modell trägt zugleich dazu bei, die Armut zu verringern und die kulturelle Identität zu bewahren.
 Die Küstenprovinz Quang Ninh. |
An Wochenenden sind die Einwohner im Dorf Thuong in der Gemeinde Ky Thuong damit beschäftigt, Übernachtungsgäste zu empfangen. Das Dorf ist in letzter Zeit ein beliebtes Reiseziel von Touristen aus dem In- und Ausland. Um hierher zu gelangen, müssen Besucher ca. 60 km Waldwege mit vielen kurvigen und nebligen Abschnitten passieren. Aber im Gegenzug können sie die majestätische natürliche Schönheit mit Urwäldern bewundern, die von Angehörigen der Volksgruppe der Dao bewahrt werden. Sie können auch in kleinen Bächen rudern und köstliche einheimische Gerichte genießen, wie zum Beispiel: Bachfische oder gegrilltes Hähnchen.
Die natürlichen Vorteile im Dorf Thuong wurden von Ly Tai Ngan, einem Angehörigen der Dao, und seinen Mitarbeitern genutzt, um ein gemeinschaftsbasiertes Tourismusmodell namens Am Vap Farm umzusetzen. Das Modell bietet viele lokale Kulturprodukte unter den Holz-Stelzenhäusern an. Dazu Ly Tai Ngan:
„Die Einheimischen standen diesem Tourismusmodell zunächst eher skeptisch gegenüber. Aber dann machen sie mit, weil sie Produkte wie Taro, Gemüse und Honig direkt an Touristen verkaufen können. Sie pflücken auch Heilkräuter im Wald und liefern den Tourismusunternehmen. Damit können sie mehr verdienen.“
Do Duc Uyen, ein Mitglied der Volksgruppe der Tay und Mitglied der Kräutergenossenschaft Tue Lam in der Gemeinde Vo Ngai im Kreis Binh Lieu, beschäftigt sich nicht direkt mit dem Unterkunfts- oder Homestay-Modell. Er entschied sich dafür, ätherische Öle aus Sternanis, Zimt und Grapefruit herzustellen. Das sind Produkte des Programms „Eine Gemeinde - Ein Produkt“ (OCOP) der Provinz Quang Ninh. Die Kräutergenossenschaft Tue Lam präsentiert oft diese Produkte auf Messen und verkauft sie auf Festivals. Die Produkte seien beliebt, sagt Do Duc Uyen:
„Auf dem Festival der Goldenen Ernte hat jeder Stand einen Umsatz von umgerechnet 80 bis 120 Euro pro Tag. Das ist ein großer Umsatz für uns. Wenn wir Waren verkaufen können, ermutigen wir die Einwohner auch, mehr Heilkräuter und Gewürze zu sammeln und zu kaufen, um diese an uns weiterzuverkaufen. Früher mussten wir kleine Menge von diesen Materialen aus verschiedenen Quellen kaufen.“
In der Vergangenheit wollten viele Menschen Ky Thuong nicht nochmal besuchen, aufgrund der schwierigen Verkehrsbedingungen. Mit der Betonstraße, die die Stadt Ha Long mit Ky Thuong verbindet, sowie den kulturellen Werten der ethnischen Minderheiten werden nun die Besucher zur Rückkehr ermutigt. Durch das Modell des Gemeinschaftstourismus können die Einheimischen nun selbstbewusst kommunizieren und wissen, wie sie handeln müssen, um die Umwelt zu schützen, die Lebensmittelhygiene zu gewährleisten und ihre einzigartigen kulturellen Werte zu verbreiten.
Um den Gemeinschaftstourismus professionell und methodisch zu entwickeln, hat der Kreis Binh Lieu mit einem Tourismusunternehmen zusammengearbeitet, um den Dorfbewohnern notwendige Fähigkeiten beizubringen. Phung Huu Ngoc Anh ist Direktor der Reisefirma Hanoi, die gerade Gemeinschaftstourismusprojekte in Binh Lieu umsetzt. Er sagt:
„Wir bieten Schulungen vor Ort und bringen den Dorfbewohnern direkt bei, wie sie Gemeinschaftstourismus betreiben. Wir möchten die Hausarchitektur der Volksgruppen Dao Thanh Phan, Tay und San Chi bewahren. Wir wünschen uns, dass auch künftige Generationen unter diesen Dächern aufwachsen können und den Besuchern helfen, die Kultur und die Sprache ihrer Volksgruppe besser zu verstehen.“
Es gibt noch viel zu tun bei der Entwicklung des Gemeinschaftstourismus in Binh Lieu. Doch trägt dieses Tourismusmodell dazu bei, den Touristen die einzigartige Kultur der ethnischen Minderheiten vorzustellen.