Erhalt der Epen der M'Nong

Wie andere Volksgruppen hat die Volksgruppe der M'Nong einen vielfältigen Schatz von Epen. Dazu gehört das “Ot N’Rong", das älteste Epos, das den Entwicklungsprozess der Gesellschaft der M'Nong widerspiegelt und bis heute überliefert wird. Angesichts seiner einzigartigen kulturellen Werte hat die Kulturbranche Vietnams mit den betroffenen Provinzen kooperiert, um die Kulturschätze des Volkes zu erhalten.

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Frauen der M’Nong erzählen einander Epen. (Foto: baodaknong.org.vn)



Ein Epos ist eine Erzählung in Gedichtform, das schon lange existiert und mündlich von Generation zu Generation weitergegeben wird. Die Erzähler von Epen müssen eine besondere Erinnerungsfähigkeit besitzen. Die M’Nong sind der Auffassung, dass die Menschen, die viele Epen auswendig erzählen können, diese Fähigkeit von den Heilligen geschenkt bekommen haben. Es gibt ein Epos, das bis zu zehntausend Sätze enthält, und man drei oder vier Nächte  für die komplette Erzählung braucht. Dieu Klung aus dem Dorf Tul A der Gemeinde Ea Wel kann viele Epen erzählen. Im Alter von 70 kann er sich noch an mehr als 100 Epen erinnern:

“Die Epen sind vor langer Zeit entstanden. Aber in welchem Jahr genau, weiß ich auch nicht, weil es keine Dokumente darüber gibt. Sie wurden mündlich überliefert. Ich habe sie früher von meinen Eltern gehört und auswendig gelernt.”

Die Epen-Erzähler müssen solche Fähigkeiten besitzen: sie müssen viele Inhalte der Epen erkennen und eine gefühlvolle Stimme haben, um die Aspekte der Epen richtig zu übermitteln und dadurch das Interesse der Hörer zu wecken. Wenn man Epen erzählt, muss man sich hinlegen, seine Hand auf die Stirn legen, sowie die Augen schließen, um sich auf das Epos konzentrieren zu können.

Die M'Nong nennt die Epen als “Ot N’Rong”, das lange Gedichte, das Bedeutung in vielerlei Hinsicht hat. Das Epos ist eigentlich eine Enzykopädie über die Geschichte der Menschen. Es enthält Auffassungen über den Himmel, die Erde, die Heiligen und den Glauben. Es geht außerdem um die Menschen, ihre Beziehungen in der Gemeinschaft, und um Sitten und Bräuche. Das Epos spiegelt auch die Entstehung, die Entwicklung der Gemeinde der M'Nong wider. Sie ist eine wohlhabende Gesellschaft, in der  die Menschen die Natur beherrschen, die Kriege hassen, das friedliche Leben lieben und nach einem guten Leben streben.

Die Epen werden durch mündliche Erzählungen weitergegeben, deren Inhalte überwiegend im Gedächtnis der alten Menschen sind. Daher gilt die Erhaltung der Epen als eine dringliche Aufgaben. Vietnam hat derzeit der Weltkulturorganisation UNESCO vorgeschlagen, die Erzählung von Epen in Tay Nguyen als immaterieller Kulturschatz der Menschheit anzuerkennen. Das Epos “Ot N’Rong” der M'Nong wurde als ein Epos mit Weltrekordlänge geschätzt. Seit 2005 hat das Kulturforschungszentrum Vietnams mit den betroffenen Provinzen zusammengearbeitet, um Kurse über Erzählungen von Epen vor Ort für Jugendliche der ethnischen Minderheiten zu organisieren. Luong Thanh Son, die Direktorin des Museums für Volksgruppe der Provinz Dak Lak teilt mit:

“Um die Epen zu erhalten, gibt es verschiedene Maßnahmen. Beispielsweise soll die Kulturbranche die Verwaltungsarbeit besser organisieren, um die Erhaltung effektiver durchzuführen. Ich habe vor kurzem den Kreis Chu M’gar besucht und gesehen, dass sich die Gemeinde der M’Nong viel Mühe bei der Veranstaltung von Trainingskursen für die Kinder macht. Sie hat sich außerdem um die Künstler gekümmert und sie als lebende menschliche Schätze betrachtet. Ich glaube, dass man die Aufmerksamkeit des Staates für diese Sache nicht mit der Bemühung der örtlichen Gemeinde vergleichen kann. Deshalb ist es wichtig, etwas zu tun, damit die Bewohner hier ihre traditionelle Kultur lieben und dadurch ihr Engagement dafür verstärken.”

In der heutigen Gesellschaft spielt das Epos noch eine wichtige Rolle im Leben der M’Nong. Es hilft der jungen Generation dabei, mehr über die Herkunft zu erfahren und auf die Tradition und Kultur ihres Volkes stolz zu sein. Dies macht die Sammlung und Erhaltung von Epen bedeutender. Die beste Art und Weise für die Erhaltung liegt darin, alle Bedingungen zu schaffen, damit das Epos stets eng mit dem Leben der heimischen Gemeinde verbunden ist.

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