Einflüsse der Ölpreissenkung auf die Weltwirtschaft

(VOVworld) – Erstmals seit mehr als fünf Jahren fällt der Preis des Rohöls auf dem Weltmarkt unter 60 US-Dollar pro Barrel. Diese Tendenz zeigt noch kein Ende. Obwohl die Senkung des Ölpreises bestimmte positive Wirkungen auf die Weltwirtschaft hat, verbergen sich dahinter auch Risiken.

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Investoren auf dem US-Börsenmarkt sind besorgt über die negativen Einflüsse durch die Ölpreissenkung. (Foto: AFP/VNA)


Erdöl und Erdgas waren schon immer strategische Warensorten. Die Steigerung und Senkung des Preises dieser Waren hat deshalb sowohl geo-strategisch als auch geo-ökonomisch einen großen Einfluss auf die Länder, die diese Rohstoffe exportieren ebenso wie auf die Länder, die von den sinkenden Kosten profitieren.

Hintergrund

Die Senkung des Ölpreises begann nach der Sitzung der Organisation Erdöl exportierender Länder, OPEC, am 28. November im österreichischen Wien. Die OPEC-Länder, die bis zu 40 Prozent des Erdöls auf dem Weltmarkt produzieren, haben sich in dieser Sitzung entschieden, die Ölkapazität aufrechtzuerhalten. Währenddessen sinkt die Nachfrage der Weltwirtschaft. Dies wirkt sich stark auf den Ölpreis aus. Weitere Gründe sind die Erhöhung der in den USA erschlossenen Ölkapazität sowie die scharfe Konkurrenz durch Naturgase.

Der OPEC-Generalsekretär Abdalla Salem el-Badri erklärte aber, dass das Ölangebot im Vergleich zur Nachfrage nicht so viel gestiegen ist und keine Halbierung des Ölpreises, wie sie sich jetzt zeigt, verursachen könne. Spekulation könne deshalb Hintergrund der Senkung des Ölpreises sein.

Verlust und Gewinn

Im Hinblick auf die Wirtschaft profitieren vor allem die Länder, die Erdöl und Erdgas importieren müssen, wie beispielsweise Japan, China, Südkorea und die USA von der Senkung des Ölpreises. Die Preissenkung hilft auch der Weltwirtschaft, sie wächst zusätzlich 0,5 Prozent.

Die lang andauernde Preissenkung dieser strategischen Warensorte hat allerdings auch negative Auswirkungen auf viele Volkswirtschaften in der Welt. Prognosen des Internationalen Währungsfonds, IWF, zufolge ist Russland davon am schwersten betroffen. Weil das Erdöl bis zu 80 Prozent des gesamten russischen Exportwerts ausmacht und etwa 50 Prozent zum Bruttoinlandsprodukt dieses Landes beiträgt. Seit der Ölpreiskrise musste der russische Staatshaushalt einen Verlust von mehr als 100 Milliarden US-Dollar hinnehmen. Der Wertverlust der russischen Währung hat sich dramatisch beschleunigt. So bekamen Anleger am Devisenmarkt am Montagmorgen für einen US-Dollar nur noch 60,49 Rubel, ein Absturz um mehr als 45 Prozent innerhalb eines Jahres.

Auch der Iran, Venezuela und Nigeria sind von der Senkung des Ölpreises stark betroffen. Sie können ihren Haushalt nur ausgleichen, wenn der Ölpreis bei mindestens 120 US-Dollar pro Barrel liegt.

Geldgeber wollen auch nicht mehr in Ölquellen investieren, die neu entdeckt wurden. In den USA haben die Erdölfirmen ihre Tätigkeit auf 29 Bohrinseln eingestellt. In den gesamten USA laufen derzeit nur 1546 Ölplattformen, im Oktober waren es noch 1609.

Negative Einflüsse sind auch auf dem US-Börsenmarkt zu beobachten. Der Dow-Jones-Index verlor 1,2 Prozent auf 17.391 Punkte. Der S&P-500 fiel seit Anfang Dezember um 4,9 Prozent.

Vorhersage über Ölpreis in der kommenden Zeit

Laut der Internationalen Energieagentur, IEA, kann der Ölkonsum im Jahr 2015 weltweit um 230.000 bis 900.000 Barrel pro Tag sinken. Einige Experten sagen voraus, dass der Ölpreis auf 50 bis 55 US-Dollar pro Barrel fallen kann, falls die Organisation Erdöl exportierender Staaten, OPEC, die tägliche Kapazität nicht reduziert. In der jüngsten Erklärung am Montag bekräftigte die OPEC trotzdem, dass sie noch auf die derzeitige Kapazität beharrt.

Langfristig verlangt die Schwankung des Ölpreises von den Staaten Flexibilität, um die Nachteile zu beschränken, als sich der Preis dieser Warensorte weiter tief senkt.

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