Friedensfrühling: Besorgnisse und Konsequenzen

(VOVWORLD) - Nach dem Abzug der US-Truppen aus dem Nordosten Syriens hat sich ein Zusammenstoß zwischen der türkischen Armee und kurdischen Kräften in diesem Gebiet ereignet. Der türkische Staatschef erklärte, dass die Militäroffensive “Friedensfrühling” in einer 30 Kilometer tiefen Zone auf der syrischen Seite der Grenze durchgeführt werde. Dies könne allerdings Unruhen auslösen und Spannungen im Nahen Osten verschärfen. Es könnte zu einem Krieg kommen. 
Friedensfrühling: Besorgnisse und Konsequenzen - ảnh 1Türkischer Panzer in der Nähe der syrischen Grenze. (Foto: VNA)

Die Kurden in Nordsyrien, vor allem die Kurdenmiliz YPG, sind ein Grund für Meinungsverschiedenheiten und Interessenskonflikte zwischen den USA und der Türkei. Die Türkei will die YPG-Miliz, eine US-Verbündete in Syrien, vernichten. Die Regierung in Ankara sieht Kämpfer der YPG-Miliz als Unterstützer der verbotenen PKK. Wenn die Türkei die YPG vernichten würde, könnte sie die Willensstärke der Kurden in der Türkei, Syrien, im Irak und im Iran schwächen, die einen unabhängigen Staat mit eigenem Territorium der Kurden aufbauen wollen. 

Die Offensive der türkischen Armee gegen die Kurden im Nordosten Syriens nach dem Abzug der US-Soldaten ist nicht überraschend. Die Türkei war zuvor schon zweimal auf syrisches Gebiet vorgerückt, um Kämpfer der YPG-Miliz zu attackieren. Deswegen war der Abzug der US-Truppen aus Syrien eine große Chance für die Türkei, die dritte Militäroffensive gegen die YPG durchzuführen. Mit der Offensive will die Türkei eine 30 Kilometer tiefe Sicherheitszone auf der syrischen Seite der Grenze errichten, um die Sicherheit zu schützen. Ankara will einen Teil der 3,6 Millionen in der Türkei lebenden syrischen Flüchtlinge dorthin umzusiedeln.

Analytikern zufolge zeigt die türkische Offensive “Friedensfrühling” einen ambitionierten Plan des Präsidenten Recep Tayyip Erdogan im Nachbarland. Erdogans Regierung will seinen Einfluss in Syrien aufrechterhalten und ihre Rolle in der Region erhöhen.

Dieser Einmarsch könnte allerdings Konsequenzen auslösen. Der deutschen Welle zufolge könne die militärische Operation der Türkei gegen die Kurden neben dem Blutvergießen Unruhen im Nahen Osten in den kommenden Jahren verursachen.

Außerdem könnten rund 11.000 IS-Kämpfer aus dem Gefängnis entkommen, falls es zu Unruhen kommt. Inzwischen haben die demokratischen Kräfte Syriens (SDF), darunter die YPG-Miliz, Angriffe gegen versteckte IS-Anhänger geführt. Anführer der syrischen Kurden warnten davor, dass die SDF IS-Häftlinge nicht mehr daran festhalten würden, falls eine Invasion durch die Türkei geschieht.

Wegen der militärischen Operation der Regierung in Ankara mussten hunderttausende Zivilisten im von den SDF kontrollierten Gebiet in Südsyrien und im Gebiet der Kurden im Irak flüchten. Diese Militäroffensive würde die ethnischen Konflikte in den kommenden Jahren verschärfen. Die Regierung in Ankara müsste den langfristigen Aufständen der Kurden begegnen, hieß es.

Man weiß nicht, ob die türkische Offensive einen Friedensfrühling bringt, wie  das Motto verheißt. Es löst zuerst Unruhen in der Region aus und dann einen starken Protest der Weltgemeinschaft. Zum Abschluss der Sitzung des UN-Sicherheitsrates in der Nacht zum Freitag forderten fünf EU-Mitglieder, nämlich Frankreich, Deutschland, Großbritannien, Belgien und Polen, in einer gemeinsamen Erklärung den Stopp der türkischen Militäroffensive gegen die syrischen Kurden.

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