(VOVworld) - Mehr als 50 Millionen Ägypter sind aufgerufen, bis zum Donnerstagabend aus zwölf Kandidaten einen Nachfolger des gestürzten Präsidenten Husni Mubarak zu bestimmen. Dies ist die erste demokratische Präsidenschaftswahl in Ägypten, nachdem der ehemalige Präsident Husni Mubarak vor 15 Monaten gestürzt wurde. Analysten zufolge wird kein Kandidat die absolute Mehrheit erreichen.
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Schlange stehen bei der Präsidentenwahl in Ägypten. (Foto: Amel Pain)
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Diese Präsidentschaftswahl hat eine entscheidende Bedeutung für die Zukunft von Ägypten. Erstens wird nach mehr als einem Jahr seit dem Sturz Husni Mubaraks ein neuer Präsident gewählt. Zweitens soll das Wahlergebnis die Übergangsphase beenden. Das bedeutet zugleich ein Ende des zurzeit regierenden Militärrates. Die Wahl zeigt auch die ersten Schritte der Demokratisierung Ägyptens. Seit 1952 wurde das Land von vier Präsidenten geführt. Die Ägypter gingen bislang aber zu keiner Wahl. Es gab nur Volksabstimmungen über das Prestige der Staatsoberhäupter. Nun besteht die Chance, den Präsidenten demokratisch zu wählen.
Laut Umfragen im Vorfeld wird aber kein Kandidat in der ersten Wahlrunde die absolute Mehrheit erreichen. Mehr als ein Drittel von insgesamt 50 Millionen Wahlberechtigten sind noch nicht entschieden, wen sie wählen werden. Solle ein Erstrundensieg nicht erreicht werden, wird es voraussichtlich am 16. und 17. Juli eine Stichwahl der beiden Erstplatzierten geben.
Als Favoriten für die 2. Runde gelten der ehemalige Generalsekretär der Arabischen Liga Amr Mussa, der ehemalige Ministerpräsident Ahmed Schafik sowie das frühere Mitglied der Muslimbruderschaft Abdel Moneim Abdul Futuh und der Vorsitzende der Partei für Freiheit und Gerechtigkeit Mohammed Mursi, die auch zur Organisation der Muslimbruderschaft gehört. Die Wahl scheint Beobachtern zufolge eine Konkurrenz zwischen den Islamisten und Sympatisanten aus dem Mubarak-Establishment zu sein. Man befürchtet deshalb, dass die Macht gespalten wird, egal wer die Wahl gewinnt.
Das Wahlergebnis ist noch unklar. Die Schwierigkeiten, die der neue Präsident lösen muss, sind aber deutlich. Die gewalttätigen Demonstrantionen und die politischen Unruhen in der vergangenen Zeit haben der ägyptischen Wirtschaft geschadet. Die Auslandsdirektinvestitionen in Ägypten sind im vergangenen Jahr um mehr als zwei Drittel gesunken. Das Handelsbilanzdefizit betrug mehr als 2,3 Milliarden US-Dollar. Auch der Umsatz durch den Tourismus sank um ein Drittel im Vergleich zum Vorjahr. Eine neue Verfassung wird wegen der Meinungsverschiedenheiten zwischen den Parteien noch nicht erarbeitet.
Das Wahlergebnis wird an diesem Samstag erwartet. Egal wie es aus geht, bedeutet die Wahl für die Ägypter Hoffnung auf eine bessere Zukunft.