Unruhe in Afghanistan nach Rückzug der US-Soldaten und der Verbündeten

(VOVWORLD) - Die Taliban haben nach dem Rückzug der Soldaten der USA und der Verbündeten ihre Angriffe in Afghanistan wie befürchtet verstärkt und ihre Gebietskontrolle ausgeweitet.
Unruhe in Afghanistan nach Rückzug der US-Soldaten und der Verbündeten - ảnh 1Alle US-Soldaten werden Ende August Afghanistan verlassen. (Foto: ABC News)

Nach Angaben eines Offiziers der Taliban hat die islamische Aufstandsgruppe (Taliban) etwa 85 Prozent der Landesgebiete in Afghanistan unter ihrer Kontrolle. Diese zweifelhafte Information wurde sofort von den afghanischen Behörden dementiert. Trotzdem verschafft sie eine vorher ungeahnte Gefahr, dass die Taliban nach dem Abzug der Soldaten der USA und der Verbündeten die Kontrolle in ganz Afghanistan hätten.

Taliban verstärken Offensive und erweitern Kontrollgebiete 

Bisher haben die USA 90 Prozent ihrer Soldaten aus Afghanistan abgezogen. Während dessen verstärkten die Taliban ihre Angriffe in Afghanistan und gewannen viele Landesgebiete. Am vergangenen Wochenende verstärkten die Taliban ihre Offensive mit schweren Waffen gegen die Regierungssoldaten im Westen von Herat. Damit haben die Taliban die Kontrolle an Grenzübergängen mit dem Iran und Turkmenistan übernommen. Ein anderer Offizier der Taliban sagte, die Taliban hätten die Kontrolle in fast ganzer Provinz Herat übernommen. Nur noch die Provinzhauptstadt und die Stadtbezirke Gozara und Injil sind unter Kontrolle der Regierungssoldaten.

Die afghanische Regierung bestätigte, dass die Taliban ihre Angriffe in ganz Afghanistan verstärkt haben. Dank dem Widerstand der Regierungssoldaten sei es bisher noch nicht dazu gekommen, dass die Taliban wichtige Städte in Afghanistan erobern konnten.

Man bezweifle die Kampffähigkeit der Regierungssoldaten ohne Unterstützung der USA und der Verbündeten. Rund 1000 Regierungssoldaten seien innerhalb von wenigen Tagen des Kampfes gegen die Taliban nach Tadschikistan geflüchtet. Hunderte Regierungssoldaten wurden inzwischen von den Taliban festgenommen.  

Bedenkliche Aussichten

Der Sprecher des US-Verteidigungsministeriums John Kirby gab am Sonntag an, dass das Pentagon Bedenken über die Lage in Afghanistan geäußert hätten. Die USA seien über die Sicherheitslage und die Gewalt sowie die Offensive der Taliban in Afghanistan besorgt, hieß es. Trotzdem sagte er, dass die afghanischen Soldaten ihr Land verteidigen könnten. Die afghanische Armee habe Spezialeinheiten mit modernen Waffen. Auch die afghanische Luftwaffe sei in der Lage, gegen den Aufstand der Taliban in Afghanistan zu kämpfen. Es sei Zeit, ihre Fähigkeiten zu zeigen.

Beobachter sind aber der Meinung, dass die afghanischen Regierungstruppen ohne internationale Hilfe es schwer gegen die Taliban haben. Analytiker stimmten mit Berichten der US-Geheimdienste überein, dass die afghanische Regierung innerhalb von sechs Monaten von den Taliban besiegt werden könne. US-Präsident Joe Biden sagte jüngst, dass die letzten US-Soldaten am 31. August Afghanistan verlassen werden. 

Der ehemalige US-Präsident George W. Bush hatte am 7. Oktober 2001, wenige Tage nach der Terrorattacke am 11. September in New York, die US-Angriffe gegen die Taliban-Regierung in Afghanistan befohlen. Der Krieg in Afghanistan ist bisher der längste Krieg in der modernen Geschichte der USA.

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