Dorf Lai Xa, in welchem die Fotografie Vietnams bewahrt wird

(VOVWORLD) - Lai Xai ist eines der einzigartigen Handwerksdörfer in Vietnam. Hier beschäftigen sich viele Menschen mit der Fotografie. Die Fotografie in Vietnam stammt ursprünglich aus diesem Dorf.
Dorf Lai Xa, in welchem die Fotografie Vietnams bewahrt wird - ảnh 1Gebet zum Todestag des Vorfahrens Khanh Ky im Dorf Lai Xa. (Foto: Ngoc Anh) 

Das Dorf Lai Xa im Kreis Hoai Duc befindet sich etwa 15 Kilometer nördlich vom Zentrum in Hanoi. Die Fotografie im Dorf Lai Xa ist Ende des 19. Jahrhunderts entstanden. Laut den historischen Dokumenten des Dorfes war Nguyen Dinh Khanh einer der Begründer dieses Berufs. Unter dem Pseudonym Khanh Ky gehört er zu den vier bekanntesten Fotografen in der vietnamesischen Enzyklopädie. Hierzu zählen Dang Huy Tru, Khanh Ky, Vo An Ninh und Dinh Dang Dinh. Eine seiner hervorragenden Leistungen war es, dass er einen Beruf aus dem Ausland zu einem traditionellen Beruf des Dorfes gemacht hat. Und anschließend hatte er die Fotografie im ganzen Land verbreitet. Khanh Ky war außerdem ein Patriot und engagierte sich für die Bewegung Dong Kinh Nghia Thuc, was übersetzt in etwa Freie Schule Tonkin heißt. Demnach bot diese Schule Kurse für alle an, die die moderne Schrift, also das heutige lateinische Alphabet der Vietnamesen, lernen wollten. Khanh Ky hatte sich für die Revolution eingesetzt und Fotoläden in Toulouse und Paris eröffnet. Nguyen Minh Nhat, ein Fotograf im Dorf Lai Xa, erinnert sich.

„Nachdem Khanh Ky die Fotografie im Dorf verbreitet hatte, eröffneten seine Angehörigen und die Dorfbewohner Fotoläden überall in Vietnam, Laos, China und sogar in Deutschland. Dutzende Lehrlinge sind mit ihm nach Frankreich gereist. Heute gibt es viele Fotoläden von Dorfbewohnern in zahlreichen Gebieten. Die Fotoläden, die früher von den Vorfahren in vielen Provinzen eröffnet wurden, werden bis heute von ihren Kindern weitergeführt. Vier Generationen in meiner Familie haben sich bereits mit der Fotografie beschäftigt. Gerade wurden fünf Personen aus unserem Dorf als Meister in diesem Beruf anerkannt.“

Mitte des 20. Jahrhunderts war die Blütezeit der Fotografie im Dorf Lai Xa. Die Dorfbewohner haben rund 200 Fotoläden im ganzen Land sowie im Ausland eröffnet. Dazu sagt Dang Van Tich, ein Dorfältester.

„Im Jahr 1890 war Khanh Ky 16 Jahre alt und hatte im Fotoladen Du Chuong eines Chinesen in Hanoi gelernt. Zwei Jahre später eröffnete er seinen Fotoladen in der Straße Hang Da in Hanoi. Danach lud er seine Angehörigen ein, mit ihm in seinem Fotoladen zu arbeiten und später motivierte er das ganze Dorf Lai Xa, sich für diesen Beruf zu engagieren. Deshalb gilt das Jahr 1892 als Gründungsjahr der Fotografie in Lai Xa. Im Jahr 1913 hatten hunderte ausländische Fotografen Porträtfotos des französischen Präsidenten gemacht. Khanh Ky hatte die schönsten Fotos gemacht, die dann für die französischen Zeitungen ausgewählt wurden.“

Dorf Lai Xa, in welchem die Fotografie Vietnams bewahrt wird - ảnh 2 Besucher in der Fotosausstellung im Dorf Lai Xa. (Foto: Ngoc Anh)

Als Fotograf in Lai Xa muss man unbedingt alle Phasen, vom Fotografieren bis hin zur Entwicklung des Films und der Herstellung von Bildern auf Fotopapier, kennen. Und vor allem muss man wissen, wie die Entwicklerflüssigkeit entsprechend der jeweiligen Jahreszeiten zu mischen ist. Mit dieser eigenen Technik und einem geheimen Rezept für die Entwicklerflüssigkeit können Fotografen in Lai Xa trotz des schlechten Wetters dutzende Fotos mit der Filmkamera machen. Dazu sagt Dang Van Tich.

„Die Fotos in anderen Gebieten werden nur wenige Male in die Entwicklerflüssigkeit gelegt. Aber wir legen die Fotos dutzende Male in die Flüssigkeit. Die Farben auf unseren Fotos bleiben so bis zu hunderten von Jahren erhalten. Nach dem Fotografieren benutzen wir einen Pinsel, um die Fotos sowohl auf dem Film als auch auf dem Papier schöner und langlebiger zu machen. Die Bewohner in Lai Xa haben eine große Leidenschaft für die Fotografie. Vu Dinh Hong, ein Dorfbewohner, wurde ausgewählt, um Fotos für Präsident Ho Chi Minh, Premierminister Pham Van Dong, Staatspräsident Ton Duc Thang und Parteigeneralsekretär Truong Chinh zu machen.“

Vor kurzem hat das Dorf Lai Xa ein Museum eingeweiht. Das sei das erste Museum in Vietnam, das selbst von den Dorfbewohnern finanziert wurde, sagt Nguyen Van Thang, der Leiter des Fotografen-Klubs.

„Im Jahr 2003 haben wir den Fotografen-Klub Nguyen Dinh Khanh gegründet. Wir haben bestimmt, dass wir uns mit Kunstfotos und Pressefotos beschäftigen. Die Mitglieder des Klubs haben bereits an vielen Fotoausstellungen in Hanoi und anderen Provinzen teilgenommen“

Die Bewohner des Dorfes Lai Xa aus dem ganzen Land kommen immer im vierten Monat nach dem Mondkalender, dem Todestag des Vorfahrens Khanh Ky, ins Dorf zurück. Hier gedenken sie gemeinsam der Vorfahren und des traditionellen Berufs ihrer Vorgänger. 

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