(VOVworld) - Das Epos der Volksgruppe der Raglai ist eine folkloristische mündliche Erzählung, das bis heute im Gedächtnis der Raglai weiterlebt. Es wird oft bei gemeinsamen kulturellen Aktivitäten erzählt.
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Ein Künstler erzählt Kindern Epen. (Foto: baokhanhhoa.com)
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Wie viele ethnische Minderheiten im Hochland Tay Nguyen und im Südwesten verfügt die Volksgruppe der Raglai über eine vielfältige Kollektion von Epen. Im Tal To Hap des Kreises Khanh Son der zentralvietnamesischen Provinz Khanh Hoa können viele Menschen diese Epen erzählen. Darunter wird Mau Quoc Tien, der die Volkskultur der Raglai forscht, als der führende Mensch bei der Sammlung und Bewahrung dieser Epen betrachtet. Tien zufolge existiert das Epos der Raglai, eine Erzählung durch Gedichte schon lange. Bei den Festen des Dorfes versammeln sich alle Dorfbewohner rund um ein Feuer im Stelzenhaus, um das Epos zu erzählen. Dies sind Geschichten über Helden wie Udai-Ujàc, die Menschen im Tieraussehen wie Amã Chisa - Amã cuvau Vongcơi oder die Heldin Awơi nãi Tilơr, die gegen die Wald- und Seeheiligen gekämpft hat, um die Dorfbewohner zu beschützen. Durch die Geschichten im Epos der Raglai könne man sich die Helden vorstellen. Sie seien historische Figuren, die außergewöhnliche Dinge machen konnten, sagt Mau Quoc Tien:
“Jedes Epos ist ein großes Werk. Die Raglai haben keine Schrift. Deshalb wird das Epos von Generation zu Generation mündlich weitergegeben. Die Raglai bewahren ihr Epos im Gedächtnis. Dies unterscheidet die Raglai in der Erhaltung ihres Epos zu anderen Volksgruppen.”
Tien sagt, das Epos der Raglai sei nicht nur eine Kunst, sondern auch ihr Leben. Beispielsweise gehe es im Epos Amã Chi Maja um einen Jungen der Raglai, der die Wildtiere und die Aggressoren vertrieben habe, um seinem Dorf Frieden zu bringen. Es werde manchmal mit hoher oder tiefer Stimme erzählt, bei dem man auch die Körpersprache benutze. Bei der Erzählung benutzen die Raglai außerdem Gesänge, darunter der “Siri”. Er dient als Wiegenlied, das die Mütter oft für ihr Baby auf dem Weg zur Feldarbeit singen. Währenddessen werde der “Adoh” mit lebhaften Melodien bei gemeinschaftlichen Aktivitäten oder Festen gesungen.
Das ist die Stimme von Katơ Thị Sính bei der Erzählung des Epos “Udai”, in dem es um den Krieg sowie die Liebe geht. Dies ist eines der zwei langen typischen Epen der Raglai. Im Alter von 60 kann Katơ Thị Sính die ganze Geschichte genau erzählen. Sie sagt, dass sie bereits im Alter von sieben das Erzählung der Epen gelernt habe. Zum Beispiel zu Hause, im Wald sowie bei der Feldarbeit oder in der Freizeit, sagt Katơ Thị Sính:
“Ich habe den Gesang meiner Mutter bei der Erzählung des Epos gehört. Ich fand ihn sehr interessant und wollte ihn selbst lernen. Als ich noch ein Kind war, habe ich bei meinen Eltern gewohnt und keine Schule besucht. Ich habe die Epen viel zu Hause gesungen, so dass ich sie schnell auswendig erzählen konnte.”
In der Gemeinde Son Binh des Kreises Khanh Son ist die 90jährige Mau Thi Dien für die Erzählung von Epen bekannt. Sie kann Epen wochenlang ohne Unterbrechung erzählen. Dien ist die Älteste der Raglai, die solche Epen noch erzählen kann.
Mau Quoc Tien zufolge werden Kato Thi Sinh und Mau Thi Dien als die Seele und der lebende Schatz der Epen der Raglai betrachtet. Solche Menschen werden weniger. Sie werden älter und ihre Zahl liege lediglich bei acht bis zehn. Aus diesem Grund haben das Volkskomitee des Kreises Khanh Son und die betroffene Behörde die Erzählungen aufgenommen und in Dokumenten aufschreiben lassen. Die Provinz Khanh Hoa hat außerdem drei Kurse zum Lernen der Erzählung von Epen für die Kinder eröffnet. Dies sind Maßnahmen, die die Epen der Raglai rechtzeitig vorm Aussterben bewahren sollen.