(VOVWORLD) - Die Volksgruppen der Tay und der Nung betrachten die Giai han-Zeremonie als ein Ritual, bei dem sie für ein friedliches und wohlhabendes Leben beten. Gleich nach dem Neujahrsfest führen die Angehörigen der Tay und der Nung die Giai han-Zeremonie durch. Das ist eine einzigartige religiöse Ausübung der beiden Volksgruppen, die bis heute bewahrt wird.
 Opfergaben bei der Giai han-Zeremonie der Tay und Nung. |
Für die Giai han-Zeremonie muss man zuerst einen Then-Schamane oder einen Tao-Schamane darum bitten, einen guten Tag für den Hausbesitzer auszuwählen. Je nach Bedingungen jeder Familie fordert der Schamane zur Vorbereitung der Opfergabe für die Zeremonie auf. Zur Opfergabe gehört beispielsweise ein Tablett mit drei oder fünf Reisschüsseln, das unter den Altar gelegt wird. Auch ein anderes Tablett mit Opfergaben wie einem Schweinskopf und -schwanz, einem gekochten Hahn, Klebreis, Obst und Süßigkeiten wird vorbereitet. Dazu sagte die Angehörige der Volksgruppe der Nung, Dam Thi Sinh, im Kreis Thach An der Provinz Cao Bang:
„Jährlich im ersten Monat nach dem Mondkalender laden wir einen Then-Schamanen zur Giai han-Zeremonie ein, um für gute Gesundheit, gute Arbeit und ertragreiche Ernte zu beten. Außerdem beten wir für die Blumenmutter, mit dem Wunsch, dass unsere Kinder gute Gesundheit haben und gut wachsen können. Das ist die Identität unserer Volksgruppe.“
Laut der Auffassung hat der Schamane die Fähigkeit, mit der Welt der Heiligen, der Verstorbenen zu kommunizieren und das Schicksal anderer Menschen vorherzusagen. Während der Zeremonie trägt der Schamane eine Tracht und einen Drei-Berg-Hut. Außerdem bringt er andere Gegenstände für die Zeremonie wie ein Buch mit der Nho-Schrift und ein Tinh-Musikinstrument mit. Nong Van Tuyen ist ein langjähriger Tao-Schamane im Kreis Thach An der Provinz Cao Bang:
„Eine Giai han-Zeremonie kann auf verschiedene Art und Weise durchgeführt werden, die von jedem Schamanen und von dem Wunsch des Hausbesitzers abhängt. Jedoch besteht sie aus einigen bestimmten Schritten. Unter anderem wird der Hausbesitzer Räucherstäbchen anzünden, der Schamane den Tee und Schnaps in Tassen oder in Schüsseln auf den Tabletts eingießen, die Vorlage für die Vorfahren lesen und ein Gebet zum Vertreiben von Gespenstern, Unglücken und zur Bitte um Frieden und Wohlstand sprechen.“
 Der Schamane führt die Zeremonie. |
Die Volksgruppen der Tay und der Nung führen die Giai han-Zeremonie, um für ein friedliches Leben für die Lebenden, die Verstorbenen und auch für die spirituelle Welt zu ermöglichen. Sie brauchen eine geistige Stütze, es ist aber kein Aberglaube. Dazu sagte Vi Hong Nhan, der Forscher der Kultur der Tay und der Nung in Provinz Lang Son:
„Die Tay und die Nung haben die Tradition, eine Then-Zeremonie am Jahresanfang zu veranstalten, um für gute Dinge zu beten. Es ist eine Gelegenheit, bei der die Angehörigen zusammentreffen. Eine andere Bedeutung der Then-Zeremonie liegt in der Heilung von Krankheiten. Bei der Zeremonie will man für gute Dinge für die Kranken und die Familie beten.“
Die Giai han-Zeremonie der Volksgruppen der Tay und der Nung ist eine einzigartige traditionelle Kultur. In allen Dörfern der Tay und der Nung werden die Giai han-Zeremonie und viele andere Kulturidentitäten bewahrt und effektiv gefördert. Die Änderungen in der Denkweise der Behörden und Bewohner haben die Ewigkeit der Kultur des Volkes geschaffen.