Atomvereinbarung mit dem Iran: Ausweg aus der Krise

(VOVworld) – Nach elfjährigen Verhandlungen haben der Iran und die Weltmächte endlich eine umfassende Atomvereinbarung erreicht. Es ist sowohl für US-Präsident Barack Obama als auch für seinen iranischen Amtskollegen Hassan Rohani ein großer Erfolg. Diese historische Vereinbarung kann die Lage im Nahen Osten ändern.

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Vertreter des Iran und der P5+1-Gruppe bei der Verhandlung Ende März im schweizerischen Lausanne. (Foto: Press TV/vnexpress.net)


Laut der am Dienstag erreichten Vereinbarung wird der Iran die Zahl seiner Zentrifugen zur Urananreicherung für zehn Jahre um zwei Drittel reduzieren. Auch die Menge von angereicherten Uranium auf niedrigem Niveau wird verringert. Die Zentrifugen, die nicht mehr genutzt werden, werden im Lager unter Aufsicht der Internationalen Atomenergiebehörde IAEA aufbewahrt. Alle iranischen Atomanlagen werden regelmäßig von der IAEA überprüft. Im Gegenzug werden alle Sanktionen der USA, der EU und der UNO gegen  den Iran aufgehoben. Die Sanktionen können allerdings binnen 65 Tagen wieder aufgenommen werden, sollte der Iran gegen die unterzeichnete Vereinbarung verstoßen. Daneben wird ein Waffenembargo der UNO gegen den Iran in den kommenden fünf Jahren und ein Verbot zum Kauf von Atomsprengkörpern in den kommenden acht Jahren aufrechterhalten.

Sieg der hartnäckigen diplomatischen Anstrengungen

Die internationale Gemeinschaft reagierte positiv auf die Vereinbarung. Sie bezeichnete dies als ein historisches Abkommen. Es hilft dem Iran, sich schrittweise aus der Isolation zu befreien und durch den Verkauf von Erdöl seine Wirtschaft zu stärken. Diese Vereinbarung ermöglicht es der Regierung von Präsident Barack Obama, einen Militäreinsatz mit unvorhersehbaren Folgen, nicht nur im Nahen Osten, zu vermeiden.

Analytiker sehen das Atomabkommen zwischen dem Iran und den fünf Vetomächten sowie Deutschland als Sieg der hartnäckigen diplomatischen Anstrengungen. Dabei spielen vor allem US-Präsident Barack Obama und der iranische Präsident Hassan Rohani eine wichtige Rolle. Es war kein Zufall, dass Präsident Obama in seiner Vereidigungszeremonie in Washington erklärte, man müsse immer nach einer ausgeglichen Lösung zwischen der Isolation und der Zusammenarbeit suchen. Obama zufolge kann kein Erfolg erreicht werden, wenn man nur bestraft, ohne freundliche zukunftweisende Worte zu sprechen, oder nur kritisiert, ohne Diskussionen. Während sein Vorgänger auf dem harten Standpunkt gegenüber den Ländern, die zur Achse des Bösen gezählt wurden, beharrte, versucht Obama, sich diesen Länder zu nähern und sogar die rote Linie zu überschreiten. So führte er im September 2013 ein Telefonat mit dem neuen iranischen Präsident Hassan Rohani und ebnete damit den Weg für die 21monatige Verhandlungsrunde. Im Iran wurde Hassan Rohani, der als moderater Politiker bezeichnet wird, zum iranischen Präsidenten gewählt. In seiner Amtszeit ist die Beziehung zwischen Teheran und Washington in eine neue Phase gegangen.

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Das Atomabkommen mit dem Iran ist ein Erfolg des US-Präsidenten Barack Obama.
(Foto: White House/vnexpress.net)


Investitionsmöglichkeiten sind groß

Die Vereinbarung wird noch nicht umgesetzt. Sie gibt aber den internationalen Investoren bereits Impulse und wird von Firmen in China, Europa sowie in Russland begrüßt. Mit 77 Millionen Menschen ist der Iran ein vielversprechender Markt im Nahen Osten und in Nordafrika. Iran besitzt weltweit den viertgrößten Vorrat an Erdöl und zudem einen riesigen Vorrat an Naturgas. Nur in Russland gibt es noch größere Gasvorkommen. Viele Investoren wollen deshalb baldmöglichst den Zugang zu diesem Markt haben. Finanzexperten prognostizieren, dass schon im Jahr 2016 ein Kapital von bis zu einer Milliarde US-Dollar im Iran investiert werden kann.

Einfluss auf die Sicherheit im Nahen Osten

Die Atomvereinbarung zwischen dem Iran und der P5+1-Gruppe öffnet nicht nur neue Chancen der Zusammenarbeit zwischen dem Iran und der Welt, sondern beeinflusst auch die Sicherheit im Nahen Osten. Ein Atomabkommen mit dem Iran soll der Schlüssel für zukünftige politische Lösungen nicht nur in Syrien, sondern auch in vielen anderen Ländern, wie beispielsweise dem Irak und Jemen, sein. In der Tat spielt der Iran derzeit eine wichtige Rolle für die Regierung des syrischen Präsidenten Bascha al-Assad sowie für die Huthi-Rebellen im Jemen. Der Iran ist auch der Hauptfaktor im Kampf gegen den selbsternannten Islamischen Staat IS. Beobachtern zufolge ist mit der Unterstützung von Teheran eine Lösung in Richtung eines Machtwechsels in Syrien oder zur Eindämmung der Gewalt der Huthi-Rebellen im Jemen möglich. Eine Zusammenarbeit mit Teheran wird es Washington auch ermöglichen, sich im Nahen Osten in einer neuen Art und Weise einzumischen.

Die Atomvereinbarung mit dem Iran muss noch auf notwendige Formalitäten hin überarbeitet werden, bevor sie offiziell verabschiedet werden kann. Die ausreichende Umsetzung der Vereinbarung kostet auch viel Zeit und ihr Erfolg hängt davon ab, wie der Iran die Anforderungen der Vereinbarung erfüllt. Sie ist auf jeden Fall ein wichtiger Meilenstein und eröffnet eine neue Phase in den Beziehungen zwischen dem islamischen Land und der Welt. Wichtig ist jetzt, wie die Seiten die Chancen wahrnehmen werden, zusammenzuarbeiten und sich gemeinsam zu entwickeln.

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