Rückblick auf die diplomatische Krise im Nahen Osten

(VOVWORLD) - Die diplomatische Krise im Nahen Osten vergangenes Jahres, ist bisher die schlimmste Krise seit der Gründung des Rates für die Zusammenarbeit der Golfstaaten (GCC) im Jahr 1981. 


Bisher gibt es nur wenige Zeichen für eine Entspannung. Die Krise zeigt, wie schlecht es um die Solidarität unter den Golfstaaten bestellt ist.

Anfang Juni des vergangenen Jahres warfen die meisten Golfstaaten darunter, Saudi-Arabien, Bahrain und die Vereinigte Arabische Emirate (VAE) dem Emirat Katar öffentlich vor, den Terror zu unterstützen. In einer koordinierten Aktion brachten sie sämtliche diplomatische Beziehungen zu Katar ab, verboten ihren Bürgern und den Bürger aus Katar die gegenseitige Einreise und riefen sämtlich Touristen aus Katar dazu auf, innerhalb der zwei Wochen aus ihren Ländern zu verschwinden. Andere GCC-Staaten folgten die Verbote. Die Arabische Liga unter der Leitung von Saudi-Arabien schloss Katar aus der Liga aus. Sie forderten das Öl-Emirat dazu auf, Mitglieder der “ Muslimbruderschaft” und der Hamas-Bewegung abzuschieben, den international berichtenden Fernsehsender Al Jazeera zu schließen, sowie sämtliche diplomatischen Beziehungen zu Iran abzubrechen.

Lang-schwelende Gründe

Die anderen GCC-Staaten warfen Katar ferner vor, die Ideologie des Islamischen Staates (IS) zu unterstützen. Die wahren Gründe der Konfrontation sind aber im Verhältnis der GCC mit dem Iran zu suchen. Die GCC-Staaten und vor allem Saudi-Arabien wollten nicht länger akzeptieren, dass Katar die Norm der GCC-Staaten nicht einhielt und nicht nur aktiv gegen den Einfluss des Iran in der Golfregion ankämpfte, sondern auch Diplomatische Beziehungen zu dem Nachbarstaat auf der anderen Seite des Persischen Golfes unterhält.

Seit vielen Jahren schwelt der Konflikt zwischen den Sunnitisch geführten Staaten Persiens mit dem Schiitisch-geführten Iran. Trotzdem pflegt Katar gute Beziehungen zum Iran. Beide Länder arbeiteten eng bei der Ölförderung zusammen. Ganz anders ist die Sicht Saudi-Arabiens, für das größte und mächtigste Land westlich des Golfes ist der Iran der Erzfeind.

Die Meinungsverschiedenheiten zwischen Saudi-Arabien und Katar über den Umgang mit dem Iran spitzen sich im letzten Sommer nach dem Besuch des US-Präsidenten Donald Trump in Saudi-Arabien zu. Die USA und Saudi-Arabien warfen den Iran gemeinsam vor, den Terror zu unterstützen. Katar rief daraufhin die GCC-Länder dazu auf, die Kritik am Iran zu reduzieren und stattdessen ihre Beziehungen zu dem Iran zu verbessern.

Die Rivalität der beiden Regionalmächte hat den Nahen Osten bereits seit längerem im Griff und wird in den vergangenen Jahren auch verstärkt in Drittstaaten ausgetragen. So unterstützen Saudi-Arabien und der Iran in den beiden Bürgerkriegen in Syrien und im Jemen, jeweils unterschiedliche, rivalisierende Konfliktparteien.Bei einer Eskalation des Konfliktes droht eine weitere Verschärfung der Instabilität im Nahen Osten mit potentiell weitreichenden Folgen für  die Lage in der Region und in der Welt.

Keine guten Aussichten

Jüngst Ende des vergangenen Dezembers bemühten sich die Länder in der Region, die Diplomatische Krise in der Golf Region zu lösen. Bislang sind die Bemühungen jedoch ergebnislos und die Länder rüsten weiter im Rahmen Milliarden schwer Waffendeals auf.

Auch auf einem weiteren Gipfeltreffen der GCC-Staaten im Dezember in Kuweit konnten und wollten die Länder die Krise nicht lösen. Der König von Katar Sheikh Tamim bin Hamad Al Thani war zwar anwesend, Saudi-Arabien und seine Verbündeten schickten jedoch nur Vertreter. Für den möglichen zukünftigen Verlauf der Krise gibt es zwei denkbare Varianten. Erstens könnte sie sich wie in den vergangenen Monaten fortsetzen. Die Achse Saudi-Arabien, Bahrain und die VAE würde weiter ihre Grenzen dicht halten. Katar sucht deswegen bereits länger nach Schutz und Unterschätzung für die Sicherheit und die Wirtschaftsentwicklung außerhalb der Region, bisher auch erfolgreich. Für viele Arabische Länder ist es schwer zu haben, sich zu entscheiden, auf welcher Seite sie letztendlich stehen wollen. Die Zweiten, und sicherlich wünschenswerte, Alternative ist eine endgültige Lösung der Krise zumindest zwischen Katar und seinen Nachbarstaaten. Doch selbst dann wird es lange dauern, bis sich die Wirtschaft der GCC-Staaten wieder eindeutig erholt. Zu viel Vertrauen zwischen den Mitgliedsländer ist in den vergangenen Monaten zerstört worden.


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