Zehn Jahre Euro

Seit dem ersten Januar 2012 ist der Euro ein Jahrzehnt die gemeinsame Währung der Europäischen Länder. Die Feiern dürften allerdings sehr gedämpft ausfallen, denn der Euro ist aktuell das Symbol für die Schuldenkrise Europas, und gleichzeitig auch durch die Krise in seiner Existenz bedroht.


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Zerfall des Euros? (info.kopp-verlag.de)



Eigentlich gab es den Euro schon vor seinem Geburtstag im Januar 2002. Denn schon seit 1999 wurde er als virtuelle Währung auf dem Finanzmarkt benutzt. 2002 dann wurde er in zwölf Ländern offiziell mit Münzen und Scheinen ins Leben gerufen. Heute sind knapp 900 Milliarden Euro im Umlauf, und zwar in mittlerweile 17 Ländern mit 332 Millionen Einwohnern.

 

Vor der Finanzkrise im Jahr 2008 wurde der Euro noch als ein großer Erfolg gefeiert. Die Währung hat der europäischen Wirtschaft geholfen. Sie erleichterte den Handel, weil die Umtauschkurse wegfielen. Die Europäische Zentralbank hielt viele Jahre lang Inflationsrate bei zwei Prozent. Der Euro machte die EU sowohl wirtschaftlich stark als auch einflussreicher.

 

Pünktlich zur Zehn-Jahres-Feier allerdings drohen verheerende Folgen: 14 von 20 befragte Experten äußerten in einer Reuters-Umfrage Zweifel, ob der Euro weiter existieren könne. Viele große Konzerne bereiten sich schon auf den schlimmsten Fall vor. In der EU sorgen sich die Bürger um Preiserhöhungen, hohe Arbeitslosenzahlen und ein insgesamt schlechteres Leben.

 

Wie es dazu gekommen? Es gibt darauf mehrere Antworten, aber der vielleicht wichtigste Grund stammt aus einem Vorteil der Eurozone: Sie konnte die Zinsen niedrig halten. Dies hat viele Euro-Länder und Bürger dazu veranlasst, Kredite aufzunehmen, die ihre Finanzkraft überstiegen. Inzwischen fehlt der EU eine politische Orientierung für ihre Mitgliedsstaaten und eine gemeinsame Regel für das Budget. Nach Griechenland mussten Irland und Portugal die Welt um Hilfe bitten, um ihre Schulden zu zahlen. 2011 dehnte die Schuldenkrise auf andere Länder der Eurozone aus. Italien und Spanien gerieten in Schwierigkeiten, und sogar Frankreich schien der Verlust der höchsten Kreditglaubwürdigkeit AAA zu drohen.

 

Gleichzeitig gingen in Europa die Menschen auf die Straßen, um gegen die Arbeitslosigkeit und Haushaltskürzungen zu protestieren. Sogar zu Regierungsrücktritten kam es: Der griechische Premierminister Giorgos Papandreou stürzte genauso wie Italiens Premierminister Silvio Berlusconi. Auch in Irland, Spanien und Portugal gab es Regierungswechsel. Zudem ist die Europäische Union gespalten in der Frage, wie man mit den Schulden anderer Länder umgehen soll. Fast wöchentlich kam es zu EU-Gipfeln und Sparplänen. Noch immer aber hat der Euro seine alte Glaubwürdigkeit nicht zurück gewonnen.

 

Der Euro war das Symbol für die EU-Eingliederung. Jetzt, zehn Jahre nach dessen Entstehung ist er ein Symbol für Schuldenkrise und Wirtschaftsrezession. Laut einer Umfrage im November des französischen Marktforschungsunternehmens Ipsos sind 45 Prozent der Franzosen der Meinung, dass der Euro Schuld an der Krise sei. 85 Prozent der Deutschen gaben dem Euro Schuld für die Erhöhung der Preise.

 

Noch nie zuvor stand der Euro also vor einem so großen Überlebensrisiko. Die Europäische Union muss an seinem zehnten Geburtstag für den Euro teuer bezahlen.

                                                                   
                                                                                                                 Doan Trung

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