Dorf Thuy Tram: Karpfenzucht für Küchenkönige

Genau sieben Tage, bevor das Neue Jahr beginnt, feiern die Vietnamesen ein ganz besonderes Fest: Sie schicken die Küchenkönige auf ihre Reise in den Himmel. Die Küchenkönige, das sind ehrwürdige Schutzgeister, die dem Himmelsgott über die Arbeit und das Leben der Familie berichten. Der Feiertag folgt ganz bestimmten Regeln: Zum Beispiel müssen die vietnamesischen Hausfrauen zahlreiche Opfergaben vorbereiten, um die Küchenkönige gnädig zu stimmen. Außerdem sind drei roten Karpfen die traditionellen Opfergaben an diesem Tag. Denn auf diesen Karpfen, so sagt es der Volksglaube, fliegen die Küchenkönige in den Himmel. Karpfen kann eine vietnamesische Hausfrau zum Beispiel im Dorf Thuy Tram bekommen.  


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Fischzucht im Dorf Thuy Tram. (Foto: dothi.net)


Der rote Karpfen wurde erst vor 30 Jahren nach Thuy Tram gebracht. Die Dorfälteren erzählen, damals habe Tran Van Sau, ein Fischverkäufer vier roten fingergroßen Karpfen ins Dorf gebracht und hier gezüchtet. Die Dorfbewohner seien erstaut gewesen über die kleinen Fische. Einige aber rieten, die Fische frei zu lassen, weil sie selten sein, und weil ihnen die roten Fische unheimlich waren. Als dann aber der Tag der Küchenkönige nahte, kamen einige Dorfbewohner auf die Idee, die roten Fische zu kaufen. Anfangs verschenkte Sau die Fische einfach seinen Nachbarn. Aber plötzlich wollten so viele die Fische kaufen, dass er anfing, Fische zu züchten. Heute züchten fast alle Familien im Dorf rote Karpfen. Dorfbewohner Quan sagt, eine Familie habe sogar zehn Teiche angelegt, um diese Fische zu züchten.

“Im Vergleich zu Reisanbau bringt uns die Fischzucht dreimal so viel. Einige Dorfbewohner versuchen, Fische an andere Provinzen zu verkaufen, damit können sie sogar noch mehr verdienen. Einwohner, die ihre Fische vor Ort verkaufen, können in diesem Monat mit durchschnittlich 160 Euro rechnen.”

Thuy Tram befindet sich in der Bergprovinz Phu Tho. Der Weg ins Dorf ist unzugänglich. Wer zum ersten Mal hierher kommt, käme gar nicht auf die Idee, dass hier in den Bergen ein guter Ort ist, um Fische zu züchten. Der rote Karpfen sieht hier allerdings auch ganz anders aus anderswo. Er ist dunkelrot und seine Schwanzflosse ist länger, als gewöhnlich. Jedes Haus im Dorf ist mit einer Handvoll Teichen umgeben. So ein Teich ist relativ klein, vielleicht so groß wie drei Tischtennisplatten. Fischzüchter Duc erzählt, viele Bauern wollten nicht, dass ihre Fische zu schnell zu groß werden:

“Wir züchten absichtlich möglichst viele von diesen Fischen auf engem Raum, damit sie nicht zu schnell wachsen. Denn der Fisch soll ja auf den Hausaltar zum Tag der Küchenkönige gelegt werden, und dann sollte nur etwa fingergroß sein.”

Ein Kilogramm rote Karpfen kostet normalerweise umgerechnet fünf Euro. Sechs Monate alt ist dann der Fisch. Nach sechs Monaten Zucht kann jede Familie etwa rund 3000 Euro verdienen. Die Bauern in Thuy Tram züchten Fische fast ein ganzes Jahr lang, verkaufen sie aber nur an den wenigen Tagen vor dem Neujahrsfest Tet. Trotzdem wollten sie diese Zucht fortsetzen, sagt Quan:

“Der rote Karpfen bringt uns viel Geld. Dadurch haben wir ein regelmäßiges Einkommen. Deshalb wollen wir diesen Fisch auch weiterhin züchten.”


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Rote Karpfen frei lassen.

 
Kurz vor dem vietnamesischen Neujahr ist die Stimmung im Dorf immer besonders hektisch. Überall sind Geräusche zu hören, von Autos, Pumpen und Wasser. Zum Tag der Küchenkönige versorgt das Dorf ganz Vietnam mit rund 40 Tonnen roten Karpfen. Nach dem Gebet an die Schutzgeister, die Küchenkönige, lassen die Vietnamesen die Karpfen frei. Sie werfen sie in Flüsse, oder in Teichen. Und sie hoffen, dass die Küchengötter auf dem Rücken der Fische in den Himmel fliegen, und dort nur Gutes über die Familie zu berichten wissen.  

                             

                                                                                                To Tuan  

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