Handwerksproduktion ist ein wichtiger Wirtschaftszweig in Vietnam. Viele Handwerker haben sich darauf spezialisiert, gemeinsam in bestimmten Vierteln oder Dörfern zu leben. Das führt bei einigen Handwerken allerdings auch zu einer hohen Umweltbelastung. Ein Thema, das nun auf der Tagesordnung der Parlamentssitzung in Hanoi stand.
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Es gibt in Vietnam aktuell mehr als 2000 sogenannter Handwerksdörfer. Das sind Gegenden, in denen der Großteil der Bewohner ein und demselben Beruf nachgeht. Manche der dort ausgeführten Handwerke aber belasten die Umwelt. Das ist umso problematischer, weil sie Werkstätten oft mitten zwischen Wohngebieten liegen. Nicht immer ist ein Dorf tatsächlich ein Dorf. Oft ist es auch schon längst eingemeindet, und liegt mitten in der Stadt. Handwerksdörfer, die sich mit Metallarbeiten beschäftigen, verzeichnen im Umkreis einen starken Anstieg von Atemwegserkrankungen. Um bis zu 60% ist die Rate derer erhöht, die Probleme mit der Lunge haben, oder sogar vorzeitig an Krebs erkranken. Viele Handwerksdörfer sind allerdings gar nicht in der Lage, ihre Abfälle selbst zu beseitigen, beschreibt Nghiem Vu Khai, Vize-Wissenschaftsminister:
Die Produktion in vielen solcher Dörfer ist eigentlich sehr gering. Wir reden hier von kleinen Familienbetrieben. Diese sind nicht in der Lage, sich moderne Maschinen zu kaufen. Viele Arbeiter sind auch gar nicht fachlich ausgebildet. Aber gleichzeitig kämpfen viele dieser Betriebe um ihr Überleben, weil die Konkurrenz durch moderne Wirtschaftszweige haben. In solch einer Situation denkt man als Handwerker nicht auf den Umweltschutz.
Vize-Umweltminister Bui Cach Tuyen erklärt, der Staat habe das Problem bereits erkannt und gehe schrittweise dagegen vor. In einem Dorf zur Schnapsbrennerei und in anderen Dörfern zur Verarbeitung von Meeresfrüchten wurden Abwasseranlagen gebaut. Eine solche Anlage kann auch schon mal bis zu einer Million Euro kosten. Hinzu kommen die Kosten, diese Systeme auch zu verwalten und zu pflegen. Dafür hätten die Provinzen oft gar nicht genug Geld, mahnt der Vize-Umweltminister.
Die Kosten zur Abwasserbeseitigung betragen zwischen 5% und 25% des Investitionskapitals. Der Staat wird deswegen genau schauen müssen, welche Dörfer dringend geschützt werden sollen. Handwerksbetriebe, die industrienahen Berufen nachgehen, sollten vielleicht besser in Industriegebiete umziehen.
Komplette Handwerksdörfer an andere Wohnorte umzusiedeln ist mittlerweile keine Seltenheit mehr. Die Regierung macht immer wieder von diesem Instrument Gebraucht. Manchmal seien die Ergebnisse allerdings ernüchternd, sagt Vu Quoc Tuan, der Präsident der vietnamesischen Handwerksdörfer:
Wir verstehen, dass man an manchen Orten neue Handwerksdörfer aufbauen muss. So lässt sich Umweltverschmutzung in Wohngebieten vermeiden. Der Mangel an Flächen zum Bau solcher neuen Handwerksdörfer ist aber ein Problem.
Bac Ninh ist derzeit die einzige Provinz in Vietnam, die einen eigenen Entwurf zur Beseitigung der Umweltschäden verabschiedet hat. In der Provinz liegt Phong Khe, ein Dorf, das sich mit der Herstellung von Papier beschäftigt. Andere Provinzen machen allerdings deutlich weniger, und setzen auch nicht die Hilfsgelder des Staates ein. Die Regierung stellt jedes Jahr 1 Prozent ihres Haushalts für den Umweltschutz zur Verfügung.
Schwierigkeiten aber bleiben. Vielen Einwohnern ist das Problem nicht bewusst, und selbst wenn, dann scheuen sei vor den teilweise zu komplizierten Formalitäten. Umweltschutz bleibt also in Vietnam ein Problem, das auf sehr viele verschiedene Arten angegangen werden muss.