(VOVWORLD) - Auf dem Weg durch die Gemeinde Nam Pung des Kreises Bat Xat der nordvietnamesischen Provinz Lao Cai kann man leicht die moosbedeckten Häuser der Volksgruppe Ha Nhi Den, die auch schwarze Ha Nhi genannt wird, sehen. Die Häuser sehen wie riesige Pilze aus und liegen normalerweise am Berghang. Die Mitglieder der Ha Nhi Den haben eine besondere Bautechnik, um diese einzigartigen Pilz-Häuser zu bauen.
 Die Pilz-Häuser schaffen die einzigartige Attraktion für das Hochgebirge. (Foto: tienphong.vn) |
Die Einwohner der schwarzen Ha Nhi in Lao Cai leben in einer bergigen Region, die mehr als 2000 Meter über dem Meeresspiegel liegt. Das ganze Jahr über ist es hier kalt. Die Sonnenstunden sind gering. Die Ha Nhi bauen deshalb Häuser mit dichten Wänden aus Lehm, um sich gegen den kalten Winter zu schützen.
Der Bauprozess eines solchen Hauses wird gewissenhaft vorbereitet. Zum Beispiel muss man bereits ein Paar Monate vor dem Baubeginn Hölzer auswählen. Auch der Zeitpunkt für die Holzernte müsse sorgfältig gewählt werden, sagt Doktor Tran Huu Son, Vize-Vorsitzender des Verbands für volkstümliche Kultur:
“Man muss Hölzer in der Trockenzeit ernten. Wenn man auf dem Weg zur Holzernte eine Schlange oder auf schlechte Erscheinungen trifft, wird man nach Hause zurückkehren. Man wählt gerne alte und große Bäume. Nur die Leiter der Familien oder Menschen mit hohem Ansehen dürfen diese Bäume fällen.”
 Der Bau eines Trinh Tuong-Hauses der Volksgruppe Ha Nhi. (Foto: tienphong.vn) |
Der Hausbau ist ein großes Ereignis im Leben der Ha Nhi. Mitglieder der schwarzen Ha Nhi sind deshalb vorsichtig, um das Tabu nicht zu verletzen. Laut Ly Mo Xa im Dorf Kin Chu Phin 2 der Gemeinde Nam Pung werden die Bäume, die vom Blitz getroffen wurden, nicht für den Hausbau genutzt:
“Man beginnt normalerweise am 2. und 3. Tag von Februar an damit, nach den Hölzer für den Hausbau zu suchen. Der Auffassung der schwarzen Ha Nhi nach sind dies gute Tage. Sie nutzen keine Bäume, die vom Blitz getroffen wurden, für den Bau der Häuser, weil die Hölzer dieser Bäume, ihnen zufolge, unglückliche Dinge verursachen.”
Die Ha Nhi sind der Auffassung, dass ihr Glück von dem Ort des Hauses abhängt. Die Position, wo das Haus gebaut wird, wird deshalb sorgfältig gewählt. Das Haus muss nahe der Wasserquelle am Waldrand liegen. Es muss sich an den Berg lehnen und auf das Feld schauen. Es muss vermieden werden, dass die Richtung des Hauses sich den Gräbern zuwendet.
Die Pilz-Häuser werden aus Lehm gebaut. Sie müssen deshalb in der Trockenzeit, vom 8. Monat bis 12. Monat nach dem Mondkalender errichtet werden. Das Haus von Ly Di Go im Dorf Kim Chu Phin 1 wurde vor fast zehn Jahren gebaut. Go ist sehr stolz auf das traditionelle Haus seiner Volksgruppe:
“Die Wände der Pilz-Häuser der schwarzen Ha Nhi sind etwa 40 Zentimeter dick. Sie werden mit einer Mischung aus Lehm und Stein gebaut. Die Lehmerde muss klebrig, aber nicht matschig sein.”
Für den Bau der Wände braucht man eine Holzform mit einer Länge von etwa zwei Metern und einer Breite von etwa 50 bis 70 Zentimetern. Man gießt Lehmerde und Stein in die Form und diese Mischung wird durch einen Holzmörser so zerstoßen, dass sie zusammenhält. Die Wände sind vier bis fünf Meter hoch. Sie helfen dabei, dass die Häuser der Ha Nhi im Winter immer warm sind. Dazu Ly Mo Xa weiter:
“Das Zerstoßen ist eine besondere Technik. Man muss stark und gleichmäßig zerstoßen. Nur so können feste Wände geschaffen werden.”
 Die meisten Haushalten im Dorf Lao Chai gehören der ethnischen Minderheit Ha Nhi. (Foto: thegioidisan.vn) |
Die Hausdächer werden mit Gräsern gedeckt. Je dichter die Gräser sind, desto haltbarer die Dächer. Ein 30-Zentimeter-Dach kann für fünf bis sechs Jahre genutzt werden.
Das Pilz-Haus der schwarzen Ha Nhi in Lao Cai hat normalerweise nur eine Eingangstür. Es hat zweischichtige Wände, die den Ha Nhi helfen, sich gegen Kälte zu schützen und sich selbst zu verteidigen. Doktor Tran Huu Son sagt weiter:
”Die Häuser der Ha Nhi sind quadratisch. Sie sehen aber rund aus. Weil es um die vier Wände herum Löcher gibt. Jedes Haus ist wie eine Festung. Durch den Bau der Wände kann man sehen, wie gut sich die Ha Nhi an die natürliche Umwelt anpassen. Der Wohnort der Ha Nhi hat eine hohe Luftfeuchtigkeit und es hat häufig dichten Nebel. Mit solchen Wänden können Haushaltartikel nicht verschimmeln. Es ist im Haus immer warm im Winter und kühl im Sommer.”
In diesen Pilz-Häusern werden viele traditionelle und gute Sitten und Bräuche der schwarzen Ha Nhi bewahrt. Wenn man hierher kommt, wird man die Chance haben, nicht nur die wunderschöne Landschaft mit einzigartigen Häusern zu besichtigen, sondern auch die Kulturschönheit der Einheimischen entdecken.