Rituale bei der Brautabholung der Volksgruppe San Diu

(VOVWORLD) - Die ethnische Minderheit San Diu in Vietnam verfügt über einzigartige Sitten und Bräuchen. Darunter sind das Fest für den neuen Reis und das Fest zur Ehrung der Waldheiligen. Diese werden alle bis heute bewahrt. Vor allem drücken sich in den Hochzeitsbräuchen der San Diu nicht nur die spirituelle Kultur, sondern auch die Moral, die Lebensweise und die Verhältnisse zwischen Menschen und Natur aus Sicht der Volksgruppe aus. Die Brautabholung zählt zu einem der wichtigsten Rituale der Volksgruppe San Diu. 
Rituale bei der Brautabholung der Volksgruppe San Diu - ảnh 1 Die Brautabholung. (Foto: baodantoc.com.vn)

Die Hochzeiten der ethnischen Minderheit San Diu dauern drei Tage. Die Delegation des Bräutigams kommt normalerweise am Nachmittag mit den Hochzeitsgaben zur Familie der Braut. Die Delegation besteht aus einem Leiter, einer Brautführerin und fünf Jungen. Dem Brauch zufolge werden alle Hochzeitsgaben mit rotem Papier umwickelt. Nach Auffassung der Volksgruppe San Diu verkörpert die rote Farbe Glück, Freude und Wohlstand. Dazu sagten Schamane Lam Van Quang und die Angehörigen der Volksgruppe San Diu in der Provinz Thai Nguyen, Lang Thi Tam und Truong Thi Sinh, Folgendes:

„Es muss für die Hochzeit unbedingt einen Vermittler geben. Alle Hochzeitsgaben, wie beispielsweise zwei Schweine, Schnaps, Silberhalsringe und eine Geldsumme, werden zum Haus der Braut gebracht.“

„Zu den Hochzeitsgaben gehören außerdem drei Hühner und Betelnüsse. In der Vergangenheit war das genauso.“

„Zusammen mit den Hühnern müssen wir etwa 1,5 Kilogramm Klebreis mitbringen, um die Braut abzuholen.“

Bei der Brautabholung der San Diu darf der Bräutigam nicht dabei sein. Anders als andere Minderheiten führt die Volksgruppe San Diu dieses Ritual außerdem am Nachmittag durch, um nach ihrer Auffassung Pech und Risiken zu minimieren.

„Laut unseren Hochzeitsbräuchen muss die Brautabholung am Nachmittag stattfinden. Nachdem die Sonne untergeht, darf die Braut ins neue Haus hineintreten.“

„Nach unserer Auffassung soll die Braut nachmittags zur Familie des Bräutigams gehen. Dann ist sie eine fleißige Frau. Wenn sie früher am Tag abgeholt wird, wird sie nicht so fleißig.“

Bevor die Braut ihr Haus verlässt, wird ihr Kopf mit zwei Schalen, einer roten Schale der Brautfamilie und einer grünen Schale der Bräutigamfamilie, bedeckt. Wenn sie bei der Familie ihres Ehemanns ankommt, werden die beiden Schalen vertauscht. Dann soll die Grüne die Rote bedecken. Laut den Sitten und Bräuchen der San Diu heißt dies, dass das Ehepaar sich einig werden soll. Der interessante Augenblick dabei, ist der Eintritt der Braut ins Hochzeitszimmer. Die rote Schale werde von den Freunden der Brautfamilie schnell heraus gezogen, erzählt Schamane Lam Van Quang.

„Wenn die rote Schale nicht von den Gästen der Brautfamilie, sondern von den Freunden des Bräutigams weggezogen wird, müssen die Angehörigen der Braut einen Gegengesang anstimmen. Wenn sie nicht singen können, dürfen die Brautführerinnen nicht im Zimmer schlafen. Nach der Brautabholung dürfen die Freunde der Braut im Haus des Bräutigams übernachten und kommen erst am nächsten Morgen wieder nach Hause. Nur acht Brautführerinnen dürfen weiterhin bleiben, um mit den Freunden des Bräutigams mitzusingen.“

Die Braut muss Gesichtshandtücher für alle Mitglieder der Familie ihres Ehemannes mitbringen. Am letzten Tag der Hochzeit muss sie früh aufstehen, das Wasser kochen und Tee für die Angehörigen des Bräutigams machen. Vor allem übergibt die Braut dann die neuen Gesichtshandtücher als Geschenk an die Verwandten und bringt Wasser mit, damit diese sich ihre Gesichter waschen können. Schamane Lam Van Quang erzählt, dass die Verwandten, nachdem sie sich ihre Gesichter gewaschen haben, Geld in das Becken hineinlegen, um dem jungen Ehepaar Glück zu wünschen.

„Die Braut muss für Großeltern, Eltern und Verwandte des Bräutigams das Wasser holen, um sich das Gesicht zu waschen. Dieses Ritual zeigt die Akzeptanz der Familie des Bräutigams gegenüber der jungen Frau. Ohne dieses Ritual wird die Braut noch nicht in der Familie akzeptiert.“

Auch an diesem Tag besuchen die Mutter, Schwestern und Tanten des Bräutigams zusammen mit der Braut wieder die Familie der Braut. Sie bringen Hühner, Schweineschenkel und Klebreis-Kuchen als Geschenk mit. Die Familie der Braut legt Opfergaben auf den Altar und läd die engen Verwandten herzlich zu einer Familienfeier ein. Die Brautabholung der Volksgruppe San Diu ist in einigen Provinzen grundsätzlich ähnlich. Die Hochzeitsbräuche der San Diu zeigen bis heute von ihrer einzigartigen Kultur. Durch die Bräuche können wir Etwas über die soziale und geistige Kultur der San Diu erfahren.

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