(VOVworld) – Die Volksgruppe der Nung hat eine Entwicklungsgeschichte, die eng mit ihrem Lebensraum, Sitten und Bräuchen verbunden ist. Die Nung wohnen zusammen, sind solidarisch und sich immer bewusst, ihre kulturellen Eigenschaften zu bewahren.
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Nung-Familie beim Essen. |
Die Nung siedelten vor hunderten Jahren nach Vietnam um. Sie leben meist in bergigen Regionen im Norden Vietnams. Bei der Entwicklung wurde die Volksgruppe je nach Region in kleinere Gruppen unterteilt, wie Nung An, Nung Lai, Nung Chao und Nung Din. Obwohl sie in verschiedenen Provinzen wohnen, bleiben die Nung miteinander in Kontakt. Sie behalten noch viele traditionelle Sitten und Bräuche bei. Dazu Hoang Van Pao, ein Kulturbeamter der Provinz Lang Son, in welcher viele Nung leben:
„Die Nung wohnen in Stelzenhäusern oder normalen Häusern. Jede Familie hat ein Haus. Sie wohnen dicht beieinander. Manche Dörfer umfassen sogar einhundert Familien. Normalerweise leben in jedem Dorf 30 bis 40 Familien. Bei den Nung herrscht das Patriarchat.“
Das Leben in einer Nung-Familie spiegelt das Patriarchat sehr klar wider. Der Vater oder der Mann hat eine sehr wichtige Rolle. Die Männer entscheiden über die Teilung des Vermögens und nur Söhne haben ein Anrecht auf die Erbschaft. Der älteste Sohn bekommt mehr Vermögen, wohnt bei den Eltern und ist verantwortlich, die Eltern zu pflegen. Wenn die Eltern sterben, muss der älteste Sohn die Trauerfeier sowie die Feier zum Todestag durchführen.
In den Dörfern leben ausschließlich Nung. Dazu Trieu Thuy Tien, eine Kulturbeamtin der Provinz Lang Son:
„In ihrer Gemeinschaft brauchen die Nung einander. Sie wohnen zusammen, um sich einander zu schützen und miteinander bei der Arbeit zu kooperieren. Auch bei Kulturaktivitäten sind sie zusammen. Die Nung denken, dass man im Leben engen Kontakt mit Geschwistern und Verwandten haben muss. Dies schafft eine enge Verbindung in der Arbeit und auch im Gemeinschaftsleben.“
In jedem Dorf bauen die Nung einen gemeinsamen Tempel, in dem sie den Heiligen des Dorfes ehren. Dort treffen sich die Bewohner des ganzen Dorfes zu Festen oder wenn es besondere Ereignisse gibt. Die Nung sind immer bereit, einander zu helfen. Heute wird diese Tradition weiterhin gepflegt. Dazu Hoang Van Son, ein Nung im Kreis Cao Loc in Lang Son:
„Wir sind solidarisch, deshalb werden alle Arbeiten im Dorf erledigt. Zum Beispiel beim Bau meines Hauses: wenn es keine Hilfe von den anderen Dorfbewohnern gibt, dauert der Bau sehr lange. Alle Arbeiten, vom Transport der Baumaterialien bis hin zum Bau des Hauses, haben die anderen Dorfbewohner mir geholfen.“
Jede Familie der Nung ist ein wirtschaftlich unabhängiger Haushalt mit eigenem Vermögen. Bei der Arbeit sowie im Alltagsleben werden die Arbeiten nach dem Geschlecht aufgeteilt. Männer erledigen körperlich schwere Arbeiten und umgekehrt. Die Nung-Frauen sind bekannt für das Stricken und Weben. Um die Viehzucht kümmern sich meist Frauen und Kinder.
Seit einigen Jahren hat sich das Leben im Dorf der Nung sehr verändert. Viele Stelzenhäuser wurden durch moderne Häuser ersetzt. Aber ihre Sitten und Bräuche pflegen die Nung weiterhin.