“Willkommensfeier fürs Baby” bei der Volksgruppe der Thai in Son La

(VOVWORLD) - Die Volksgruppe der Thai in der Bergprovinz Son La begeht das Willkommensritual für das Baby, einen Monat nach seiner Geburt aus. Das Ritual wird zwar einfach und sparsam stattfinden aber beinhaltet eine große kulturelle Tradition der Volksgruppe der Thai.
 
“Willkommensfeier fürs Baby” bei der Volksgruppe der Thai in Son La - ảnh 1Mutter mit Kind auf Rücken. (Foto: VOV)

Laut der Tradition müssen die Frauen der Volksgruppe der Thai nach der Geburt des Babys neben dem Herd für zehn Tage im Stelzenhaus bleiben, bevor sie ins Schlafzimmer umziehen können. Wenn Mutter und Baby neben dem Herd liegen, wird ihre Gesundheit besonders im kalten Winter geschützt. Wenn das Baby einen Monat alt  ist, wird die Familie einen Schamanen nach Hause einladen, um das Willkommensritual für das Baby auszuführen. Der 80-jährige Tong Van Hia im Dorf Mong erzählt:

„Laut den Sitten und Bräuche der Thai sollen wir das Ritual für Mutter und Baby ausüben, damit sie beide gesund sind. Wenn die Mutter gesund ist, kann sie das Baby gut stillen und das Baby kann gut wachsen. Wenn der Schamane das Ritual ausführt, muss die Familie eine Schlinge und eine Wiege für das Baby machen lassen.“

Vor dem Ritual sollte die Großmutter mütterlicherseits die Schlinge für das Baby machen. Die Schlinge sollte aus Brokatstoff angefertigt und mit bunten Ornamenten bestickt sein. Der Großvater mütterlicherseits sollte eine Wiege aus Bambus flechten. Außerdem sollte der Großvater zwei Körbe aus Bambus handwerklich anfertigen. Nach Auffassung der Volksgruppe der Thai symbolisieren diese Körbe die Seele der Menschen. Ein Korb wird unter das Dach gehängt. Die Angehörigen der Thai denken, wenn die Seele oben gehängt wird, kann sie den Körper schützen. Der andere Korb hält einen Bogen, eine  kleine Tasche und Fächer. Alles wird unter das Dach gehängt. Wenn man eine Familie der Thai besucht, kann man am Dach erkennen, wie viele Mitglieder diese Familie hat. Beim Tag des Willkommensrituals soll die Familie Opfergaben vorbereiten. Dazu sagte der Schamane Tong Thi Vinh aus dem Dorf Mong:

„Opfergaben sind Kleidung der Eltern und des Babys, ein Hahn, ein Ei, ein Fisch und Schweinefleisch. Die Schlinge, die Wiege und die Körbe müssen unbedingt vor dem Ritual fertigt gestellt sein, weil sie alle, nach der Auffassung der Thai, eine Seele haben, die das Baby schützen können.“

Nach dem Ritual wird die Mutter das Baby mit der Schlinge auf der Rücken tragen. Die Wiege wird mit zwei langen Schnüren aufgehängt, damit das Baby in der Wiege sicher schlafen kann. Nur wenn ein Mitglied in der Familie gestorben ist, werden die Körbe herunter genommen. Nach dem Ritual wird die Familie Verwandte und Freunde zu einer Party einladen, die zusammen dem Baby das Beste wünschen. Dazu spricht der Schamane Tong Thi Vinh Texte zum Ritual:

„Wir wünschen der Mutter und dem Baby viel Gesundheit. Wir bedanken uns auch bei den Großmüttern, die das Baby wiegen. Danach werden die Körbe aufgehängt. Die aufgehängten Körbe werden das Baby schützen.“

Das Willkommensritual der schwarzen Thai und der weißen Thai in Son La ist etwas unterschiedlich, das aber von Generation zu Generation übertragen wird. Es ist eine spirituelle Kulturidentität, die nicht mehr wegzudenken ist, wenn die Familie ein neues Mitglied bekommt.

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