Meister Phung Dinh Giap. (Foto: Diep Anh/ Vietnam+)

Tonfiguren sind nicht nur Spielzeuge für Kinder. Sie werden auch in Pagoden und Tempeln für Gebete aufgestellt. Tonfiguren behalten in sich die traditionellen Kulturwerte und spiegeln die Seele von vietnamesischen Dörfern wider. Tonfiguren werden nur zum Mittherbstfest und zum Neujahrsfest verkauft. Der Beruf existiert schon Jahrhunderte. Im Gedächtnis vieler Menschen gab es auf einem traditionellen Tablett zum Mittherbstfest neben Obst und Kuchen unbedingt ein Set von Tonfiguren, eine Doktorfigur aus Pappe und eine Sternlaterne. 

Tonfiguren werden aus Lehm und Bambuspapier hergestellt. Tonfiguren werden nicht gebrannt, sind aber langlebig. Tonfiguren sehen einfach aus. Dafür müssen die Handwerker aber eine gute Modellierungstechnik haben. Tonfiguren haben nicht viele komplizierte Details. Die Malfarben der Tonfiguren sind nur weiß, gelb, blau, rot und schwarz. Doch sind die Figuren sehr lebendig. Dazu Meister Phung Dinh Giap:

„Ein Set von Tonfiguren sieht einfach aus. Es ist aber sehr zeitaufwendig, um dieses herzustellen. Schwierige Phasen sind die Suche nach Lehm, Modellierung und Malen. Wir müssen 2,5 bis 3 Meter tief graben, um guten Lehm zu finden. Danach wird der Lehm getrocknet und gelagert. Vor dem Mittherbstfest bringen wir den getrockneten Lehm in einen Mörser und zerstoßen den Lehm. Das Lehm-Pulver wird durch ein feines Sieb geschüttet. Bambuspapier muss in Wasser für eine Woche eingetaucht werden. Das nasse Papier wird mit dem Lehm-Pulver gemischt und mit einem Stock geschlagen. Die Lehm-Mischung ist dann gut zu modellieren. Die gerade modellierten Tonfiguren müssen zuerst in der Sonne getrocknet werden. Wir kochen eine Mischung von Klebreismehl und Muschelschalenpulver. Die Tonfiguren werden mit dieser weißen Mischung glasiert und trocken gelassen. Als letzten Schritt bemalen wir die Figuren mit Farben.“

Ein Set Tonfiguren für das Mittherbstfest besteht aus einem Vogel, einer Schildkröte, einem alten Mann, einem Kind und Buddha. (Foto: Diep Anh/ Vietnam+)

Ein Set Tonfiguren für das Mittherbstfest besteht aus einem Vogel, einer Schildkröte, einem alten Mann, einem Kind und Buddha.

Mit der Entwicklung der modernen Spielzeuge gehen die Tonfiguren schrittweise in Vergessenheit. Die Anzahl der Menschen, die sich mit der Herstellung von Tonfiguren beschäftigen, wird immer weniger. Um den Handwerksberuf der Vorfahren beizubehalten, bemüht sich Meister Phung Dinh Giap, seinen Kindern und Enkelkindern den Beruf beizubringen. Dazu Phung Khanh Linh, eine Enkelin des Meisters Giap:

„Ich mag den Beruf zur Herstellung von Tonfiguren meines Großvaters sehr. Jedes Mal, wenn er die Figuren modelliert, komme ich und lerne von ihm. Ich will später diesen Beruf betreiben und weiter entwickeln.“

Neben den traditionellen Tonfiguren stellt die Familie von Meister Giap auch neue Produkte her, wie Puppen, Dinosaurier, Autos, Flugzeuge und zwölf Tiere im vietnamesischen Tierkreis. In den Sommerferien empfängt seine Familie zahlreiche Delegationen von Schülern und Besuchern, die sich über diesen traditionellen Handwerksberuf informieren wollen. Der Meister wird oft zu Museen und Ausstellungen eingeladen, um die Modellierung von Tonfiguren zu zeigen. Dazu Phung Dinh Giap:

„Ich betreibe diesen Beruf, seitdem ich ein Kind war. Ich lernte den Beruf von meinem Vater und meinem Großvater. Ich habe den Beruf an meinen Sohn weitergegeben. Ich möchte diesen traditionellen Beruf unserer Vorfahren für nächste Generationen bewahren, damit sie mehr von der kulturellen Tradition der Nation wissen.“

Weil der Beruf nicht viel Geld einbringt, geht er langsam verloren. Jedoch ist der Beruf wichtig für Menschen, die die traditionellen Künste der Nation lieben. Tonfiguren sind nicht nur ein Teil des Kindheitsgedächtnisses vieler Generationen, sondern beinhalten die langjährigen Kulturwerte. Der Beruf zur Herstellung von Tonfiguren im Dorf Dong Khe im Kreis Thuan Thanh in Bac Ninh ist ein schöner folkloristischer Kulturzug geworden.