Iranisches Atomprogramm – Keine einfache Lösung

(VOVworld) – Nach vier Jahren erfolgloser Verhandlungen haben die fünf UN-Vetomächte und Deutschland (P5+1) am Dienstag und Mittwoch die Atomgespräche mit dem Iran wieder aufgenommen. Es sind die ersten Verhandlungen seit dem Amtsantritt des neuen iranischen Präsidenten Hassan Rohani. Trotz der positiven Atmosphäre vor den Gesprächen ist die Weltgemeinschaft vorsichtig mit ihrer Einschätzung der Situation.

      
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Eine Atomanlage im Iran. (Foto: AP/ VOVonline)


Teherans Teilnahme an diesen Verhandlungen, bekräftigt das Ziel des Iran, die Sanktionen gegen das Land so bald wie möglich zu lockern. Währenddessen will der Westen die Sanktionen gegen den Iran verwenden, um das iranische Atomprogramm vollständig aufzulösen. Damit wird der Einfluss und das Interesse der USA im Nahen Osten gewährleistet.

Derzeit besitzt der Iran fast 7000 Kilogramm niedrig angereichertes Uran, etwa 186 Kilogramm 20 Prozent angereichertes Uran und fast 190 Kilogramm pulverförmiges Uranoxid. Atomexperten zufolge brauchen Atomkraftwerke nur niedrig angereichertes Uran. Der Iran erklärte allerdings, er brauche das 20 Prozent angereicherte Uran für medizinische Forschungen. Der Westen und Israel fürchten, dass die Regierung in Teheran das Uran geheim auf höhere Stufe anreichert. Deswegen erwartet man, dass auf den bevorstehenden Verhandlungen zwischen P5+1 und dem Iran zwei wichtige Fragen gelöst werden. Es handelt sich um den Aufbau des gegenseitigen Vertrauens und eine endgültige Vereinbarung.

Vor den neuen Verhandlungen lehnte Teheran allerdings Forderungen ab, bereits angereichertes Uran zu exportieren. Man werde über Form und Menge der Urananreicherung diskutieren, aber das angereicherte Uran ins Ausland zu bringen, sei die Grenze des Iran, sagte der stellvertretende Außenminister Araghchi.

In den USA bekräftigte US-Außenminister John Kerry, dass sein Land den iranischen Atomprozess sorgfältig beobachte. Keine Vereinbarung sei besser als eine schlechte Vereinbarung, so Kerry. Auch zahlreiche US-Republikaner im Repräsentantenhaus blicken pessimistisch auf die Politik der iranischen Regierung. Vor kurzem verschärfte das US-Repräsentantenhaus sogar Ölsanktionen gegen den Iran. Auch US-Senatoren warnten davor, dass wenn das Weiße Haus bis Ende Oktober keinen Fortschritt bezüglich des iranischen Atomprogramms erreiche, werde der Senat einen neuen Sanktionsentwurf gegen den Iran diskutieren.

Währenddessen wurden diese Atomgespräche von äußeren Einflüssen unter Druck gesetzt. Der israelische Premierminister Benjamin Netanjahu warnte die Weltgemeinschaft davor, die  Lockerung der Sanktionen gegen den Iran sei ein “historischer Fehler”. Der Iran habe seine Taktik geändert, aber das Endziel, in den Besitz von Atomwaffen zu gelangen, nicht aufgegeben. Netanjahu rief die Weltgemeinschaft auf, die Iraner zur totalen Einstellung der Urananreicherung zu bewegen. Dabei wies er darauf hin, dass der Iran von einer 3,5-prozentigen ganz leicht auf eine 90-prozentigen Urananreicherung umstellen könnte, was für den Bau einer Atombombe nötig sei.

In den vergangenen vier Jahren waren zahlreiche Verhandlungen zwischen der Gruppe P5+1 und dem Iran über das iranische Atomprogramm gescheitert. Die diesmalige Verhandlungsrunde erweist sich auch als schwierig. Um eine weitere Niederlage zu vermeiden, sollten alle Seiten ihre Zugeständnisse äußern.

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