Handelsstreit zwischen der EU und China

(VOVWORLD) - Der Handelsstreit zwischen der Europäischen Union (EU) und China signalisiert eine Eskalation, da beide Seiten kontinuierlich Antidumping-Untersuchungen gegen die Produkte des jeweils anderen einleiten. Dies löst die Sorge über einen groß angelegten Handelskrieg aus.
Handelsstreit zwischen der EU und China - ảnh 1Die EU erhöht die Zölle gegen Elektroautos aus China auf 38 Prozent. (Foto: Reuters)

Das chinesische Handelsministerium hat am Montag angekündigt, eine Antidumping-Untersuchung gegen bestimmte Schweinefleisch-Produkte aus der Europäischen Union (EU) einzuleiten. Dies gilt als Reaktion Chinas auf frühere Maßnahmen der EU.

Gefahr von eskalierenden Spannungen

Die EU-Kommission hatte am 12. Juni zusätzliche, vorläufige Zölle von bis zu 38 Prozent auf Elektroautos aus China angekündigt. Fünf Tage später hat das chinesische Handelsministerium Vergeltungsmaßnahme beschlossen. Die EU-Kommission wirft chinesischen Herstellern von Elektrofahrzeugen vor, hohe staatliche Subventionen zu erhalten. Die EU setzte eine Frist bis zum 4. Juli, um neue Strafzölle bei der Einfuhr von E-Autos aus China. Je nach Hersteller sind diese unterschiedlich. Geplant ist ein Zollsatz von 17,4 bis 38,1 Prozent. Die EU sei bereit, begründete Beschwerden aus China zu prüfen.

Die Frage ist, wie wird China darauf reagieren? Das chinesische Handelsministerium hat wiederholt bekräftigt, dass das Land entschlossen handeln wird, um die Interessen chinesischer Unternehmen zu schützen. Zuvor leitete China im Januar dieses Jahres eine Untersuchung zu französischem Brandy ein, nachdem die Europäische Kommission eine Untersuchung zu chinesischen Elektrofahrzeugen, Solarmodulen und medizinischen Geräten eingeleitet hatte. Die Landwirtschaft ist der Sektor, dem das größte Risiko von Vergeltungsmaßnahmen ausgesetzt ist, da es sich für einige EU-Länder um einen wichtigen und politisch sensiblen Sektor handelt. Jens Eskelund, Präsident der Europäischen Handelskammer in China, warnte davor, dass die EU und China, die beiden Handelssupermächte der Welt, in einen groß angelegten Handelskrieg geraten würden, wenn dies geschehe. Die deutschen Automobilhersteller sind besonders über dieses Szenario besorgt. Simon Schütz, Sprecher des Verbands der deutschen Automobilindustrie, sagt:

„Die deutsche Automobilindustrie unterstützt die Besteuerung nicht, weil sie, unserer Meinung nach, kein guter Weg zur Streitbeilegung ist. Die Verhängung der Strafzölle könnte der Beginn eines Handelskonflikts sein und dann würden Hersteller auf beiden Seiten verlieren. Bei einem Handelsstreit gibt es nie eine Win-Win-Situation.“

Die Zukunft europäischer Elektrofahrzeuge

Die Steuererhöhung der EU-Kommission für in China hergestellte Elektrofahrzeuge wird erhebliche Auswirkungen verursachen. In Europa ist die Entwicklung von Elektrofahrzeugen eine der strategischen Prioritäten im Grünen Pakt der EU, weil die EU, dem Plan zufolge, ab 2035 alle Autos mit Verbrennungsmotoren verbietenwird. Wenn der Steuersatz für aus China importierte Elektrofahrzeuge steigt, ist auch der Preis, den europäische Verbraucher für den Kauf von Elektrofahrzeugen zahlen müssen, höher. Dies verlangsamt die Ersetzung von Fahrzeugen mit fossilen Brennstoffen durch Elektrofahrzeuge in Europa und beeinträchtigt damit das höchste strategische Ziel der EU, bis 2050 klimaneutral zu sein. Daher sind viele Umweltschutzorganisationen in Europa skeptisch, was die Auswirkungen dieser Entscheidung auf die Umsetzung anderer EU-Umwelt- und Klimaziele angeht.

Wirtschaftlich gibt es auch Zweifel. Laut einer Erklärung in der letzten Woche von Volkswagen, dem größten Automobilhersteller in Europa, ist die Entscheidung der EU-Kommission, die Zölle auf importierte chinesische Elektrofahrzeuge zu erhöhen, eine Maßnahme, die den Trend des zunehmenden Protektionismus und Isolationismus unterstütze. Volkswagen zufolge sind die negativen Auswirkungen dieser Entscheidung weitaus größer als die Vorteile, die Europa erhält. Es sei auch für Europa schwierig, durch Zollschranken die Markteinführung chinesischer Elektrofahrzeuge zu stoppen, sagte Joe Mazur, Analysten der Trivium China Group:

„Die Zölle, die die EU auf chinesische Elektrofahrzeuge erheben will, liegen im prognostizierten Rahmen. Obwohl es Auswirkungen geben wird, ist dies keineswegs das Ende der chinesischen Elektrofahrzeuge in Europa. In den vergangenen Jahren haben chinesische Elektrofahrzeughersteller wettbewerbsfähige Preise angeboten. Wenn neue Zölle angewendet werden, können sie möglicherweise ihren Gewinn senken oder die Preise für Verbraucher erhöhen, oder beides.“

Nach Berechnungen des Unternehmens für Wirtschaftsforschungs- und -analyse Rhodium sind fünf von sechs Automodelle der Marke BYD, Chinas größtem Elektrofahrzeughersteller, in Europa auch bei einem Steuersatz von 30 Prozent noch profitabel. Währenddessen wird das in China hergestellte Model 3 von Tesla durch die neuen EU-Zölle Einbußen erleiden.

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