Weltwirtschaft steht vor Risiken durch Handelsbarrieren und Instabilität

(VOVWORLD) - Die Handelshemmnisse im Zusammenhang mit Zollkriegen und zunehmender geopolitischer Unsicherheit beginnen, sich auf die Weltwirtschaft auszuwirken. Dies führt dazu, dass die Wachstumsaussichten in diesem Jahr weniger optimistisch als viele frühere Wirtschaftsprognosen sind.

In ihrem jüngsten Wirtschaftsausblick hat die Organisation für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung (OECD) ihre Prognose für das globale Wachstum in diesem Jahr auf 3,1 Prozent gesenkt. Das sind 0,2 Prozentpunkte weniger als in ihrer Prognose vom Dezember.  

Auswirkungen des Zollkriegs

Als Gründe führte die OECD höhere Handelsschranken in einigen Staaten der Gruppe der 20 führenden Industrie- und Schwellenländer (G20) an. Außerdem setzen zunehmende geopolitische und politische Unsicherheit Investitionen und Haushaltsausgaben unter Druck. Diese Organisation prognostizierte außerdem, dass die Inflation weiterhin höher sein werde als bisher erwartet, da die Produktionskosten in vielen Volkswirtschaften aufgrund der Unterbrechung der Lieferketten steigen.

Laut OECD-Generalsekretär, Thomas Cormann, haben die Veränderungen in der US-Handelspolitik seit dem Amtsantritt von Präsident Donald Trump am 20. Januar, insbesondere der Start des Zollkrieges mit wichtigen Wirtschaftspartnern, enorme Auswirkungen auf die Weltwirtschaft, einschließlich der US-Wirtschaft, verursacht. Für die weltgrößte Volkswirtschaft USA wurde die Wachstumsprognose für das laufende Jahr von 2,4 auf 2,2 Prozent gesenkt, für das nächste Jahr von 2,1 auf 1,6 Prozent. 

Zwei der wichtigsten Wirtschaftspartner der USA und zugleich zwei Nachbarländer, Kanada und Mexiko, sind ebenfalls von den Auswirkungen der US-Zölle von 25 Prozent betroffen. Für Kanada wurde die OECD-Wachstumsprognose für dieses und nächstes Jahr von jeweils 2,0 auf 0,7 Prozent gekürzt, während die mexikanische Wirtschaft sogar um 1,3 und 0,6 Prozent schrumpfen soll. Für die Eurozone senkte die Organisation ihre Wachstumsprognose für 2025 von 1,3 auf 1,0 Prozent, für 2026 von 1,5 auf 1,2 Prozent. Dieses Wachstum könnte sogar noch niedriger ausfallen, wenn der Zollkrieg zwischen den USA und Europa eskaliert, nachdem die Europäische Union auf die US-amerikanischen Stahl- und Aluminiumzölle reagiert hat. Der OECD-Generalsekretär Thomas Cormann betonte, dass Handelskonflikte keinem Land wirtschaftliche Vorteile verschaffen und ruft Länder zum Dialog statt Handelsbeschränkungen auf.

„Ich will den Regierungen weltweit eine Botschaft senden: Für künftiges Wachstum, für einen höheren Lebensstandard und ein höheres Haushaltseinkommen ist es unbedingt erforderlich, die Märkte offen zu halten, damit ein globaler Markt auf Regeln eines Handelssystems funktionieren kann. Es gibt immer Probleme beim Betrieb des globalen Handelssystems. Der beste Weg zur Lösung dieses Problems sind jedoch Dialog und internationale Zusammenarbeit.“

Geopolitische Instabilität

In ihrem Ende letzten Jahres veröffentlichten Bericht zur Weltwirtschaftsaussichten zeigte sich die OECD vorsichtig über das globale Wirtschaftswachstum, betonte jedoch Risiken im Zusammenhang mit geopolitischer Instabilität. In dem neuen Bericht erklärte die OECD, dass neben Handelsbarrieren die geopolitische Unsicherheit das Hauptrisiko für das globale Wachstum darstelle.

Rebecca Christie, Expertin am Bruegel-Institut im belgischen Brüssel war der Meinung, dass Europa noch keine geeignete Strategie zur Reaktion auf die neue Politik der USA erstellt habe. Sie sagt:

„Wir sollten uns die tatsächlichen Handlungen von Präsident Donald Trump ansehen und nicht nur auf seine Aussagen reagieren. Europa muss entscheiden, was wirklich im Interesse Europas ist, und darf nicht sofort darauf reagieren.“

Beobachtern zufolge ist die Wahrscheinlichkeit, dass die gegenseitigen Handelszölle zwischen den USA und ihren Wirtschaftspartnern bald aufgehoben werden, relativ gering. Die anhaltende geopolitische Unsicherheit wird das globale Wachstum in der kommenden Zeit noch stärker beeinträchtigen.
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