Treffen mit dem Mann, der den General De Castries festgenommen hat

(VOVworld) – Das kleine Haus in einer Gasse hinter dem Bahnhof Thi Cau in der nordvietnamesischen Provinz Bac Ninh ist seit langem eine bekannte Adresse für jene, die mehr über den Sieg Dien Bien Phu erfahren wollen. Das Haus gehört Oberst Hoang Dang Vinh. Er ist der einzige noch Lebende der fünfköpfigen Soldatengruppe, die am Nachmittag des 7. Mai 1954 den französischen General De Castries festgenommen hatte. Dieser historischer Moment hat den Einsturz der Festung der französischen Kolonialisten bei Dien Bien Phu markiert und zugleich ihren Eroberungskrieg in Indochina beendet.

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Oberst Hoang Dang Vinh.



Bereits als Kind hat Hoang Dang Vinh gesehen, wie die französischen Kolonialisten die Dörfer in Vietnam zerstörten und die Dorfbewohner töteten. Er fand, dass die Revolutionsteilnahme der beste Weg war, um das Land zu retten. 1952 ist Vinh im Alter von 17 Jahren der Division 312 beigetreten und sich an der Dien Bien Phu-Offensive beteiligt.

Oberst Hoang Dang Vinh erzählt, dass er den Zeitraum nie vergesse, in dem er und seine Kameraden die Operation in Dien Bien durchführten. Sie erlebten harte Tage, um Artilleriegeschütze auf die Berge rings um die Front zu postieren. Sie bekamen anschließend aber den Befehl, diese aus der Front zu bringen. Er und seine Kameraden waren damals ratlos, sagte Vinh. Sie vertrauten aber nach wie vor auf den Sieg. Vinh bezeichnete den damaligen Befehl als eine richtige Entscheidung des Generals Vo Nguyen Giap. Dass die Artilleriegeschütze danach tief in der Front und auf hohen Stellen positioniert wurden, hätten den Artilleriesoldaten dabei geholfen, genauer zu schießen, erzählte Vinh:

“Weil die Geschütze in hohe Stellungen mit großem Beobachtungswinkel gelegt wurden, erreichte die Exaktheit 100 Prozent. Nach dem Beschuss haben wir die Geschütze spurlos wieder aus der Front gebracht. Wir organisierten zudem falsche Artillerieschlachtfelder. Für jedes Schlachtfeld waren lediglich zwei Pioniersoldaten zuständig. Sie machten dort Explosionen wie echt. Die französischen Soldaten haben überwiegend diese falschen Schlachtfelder angegriffen.”

Am Nachmittag des siebten Mai 1954 drangen Vinh und seine Kameraden ins Zentrum der Dien Bien Phu-Festung ein. Sie sahen vorne einen Erdhaufen. Vier Panzer fuhren um ihn herum. Vinh hat anschließend einen französischen Soldaten festgenommen, der sagte, dass der Haufen der Bunker des Generals De Castries sei. Die vietnamesischen Soldaten haben mit Handgranaten einen Panzer attackiert. Ein anderer wurde von einer Militäreinheit Vietnams vernichtet. Die zwei restlichen Maschinen ergriffen die Flucht. Vinh ging in Richtung Haufen und sagte seinen Kameraden, Handgranaten vor der Tür einzuschlagen. Ziel war es, die Gegner zu erschrecken. Nach der Explosion hatte ein französischer Offizier ein Stück weißen Stoff in der Hand, ein Zeichen der Ergebung. Oberst Hoang Dang Vinh weiter:

“Wir sahen im Bunker etwa 20 Offiziere. Kompaniechef Ta Quoc Luat forderte auf Französisch alle auf, die Hände zu heben und sich zu ergeben. Allein General De Castries saß unbeweglich dort. Ich habe mit einer Thompson-Maschinenpistole in den Bauch von De Castries gestossen und ihn angeschrien: Hand hoch! De Castries hob dann seine Hände und sagte: Bitte nicht schießen. Wir ergeben uns.”

Mehr als zehn Tage später hatten Vinh und einige Offiziere und Soldaten, die sich an der Dien Bien Phu-Offensive beteiligten, die Chance, den Präsident Ho Chi Minh an seinem Geburtstag am 19. Mai 1954 zu treffen und ihn über die Ergebnisse der Offensive zu informieren. Am 20. Mai traf Vinh auf Anforderung des Filmermachers Roman Karmen aus der ehemaligen Sowjet Union zum zweiten Mal General De Castries in einem Wald in der nordvietnamesischen Provinz Thai Nguyen:

„Es fragte ein Vertreter der vietnamesischen Kinobehörde De Castries, ob er wisse, wer ich sei. De Castries antwortete, dass er mich bereits getroffen habe. Der Filmmitarbeiter sagte dann dem französischen General, dass ich die Person sei, die ihn festgenommen habe.“

Vinh erzählt weiter:

“De Castries sagte mir damals, es sei ihm eine große Ehre, mutige Soldaten wie mich leiten zu können. Über sein Wort habe ich mich empört und erwiderte, dass er mich nicht leiten könne, da ich ihn in seinem Bunker festgenommen hätte. De Castries konnte anschließend kein Wort mehr sprechen.”

60 Jahre sind vergangen. Vinh hat viel Lob bekommen, das er aber an seine Kameraden weiter gibt. Das sind Kompaniechef Ta Quoc Luat, Nam, Nho und Hieu Diec. Sie haben ihr Leben für die Unabhängigkeit und die Freiheit des Landes geopfert. Ihr Opfer habe ihn und seine anderen Kameraden ermutigt, die Gegner zu besiegen und den historischen Sieg in Dien Bien Phu zu erringen.

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