(VOVWORLD) - Sich als Schlammgeist zu verkleiden, ist ein heiliges Ritual beim Fest zur Verabschiedung der Seelen von Verstorbenen (auch bekannt als Po Thi-Fest) der ethnischen Minderheit Jrai im zentralen Hochland Tay Nguyen. Die Volksgruppe der Jrai nennt den Schlammgeist Bram. Dies ist eine einzigartige Form der Verkleidung, bei der lebende Menschen sich als Geister verkleiden, indem sie ihren Körper mit Schlamm beschmieren.
Kinder in Rolle von Schlammgeist. |
Nach Auffassung der Volksgruppe der Jrai verweilt die Seele eines Verstorbenen immer noch irgendwo und es besteht immer noch eine Beziehung zwischen den Verstorbenen und den Lebenden. Deshalb besuchen die Lebenden jeden Tag die Gräber ihrer verstorbenen Verwandten und bringen ihnen Essen und Wasser. Diese Arbeit endet erst, nachdem das Fest zur Verabschiedung der Seelen von Verstorbenen - das Po Thi-Fest - durchgeführt wird.
Um sich als Schlammgeister zu verkleiden, beschmiert man ihren Körper mit dem schönen, sanften Schlamm. Dazu Siu Thoi, eine Angehörige der Jrai in der Gemeinde Ia Mo Nong im Kreis Chu Pah in der Provinz Gia Lai:
„Gemäß den Bräuchen der Jrai müssen Schlammgeister beim Po Thi-Fest anwesend sein. Wir beschmieren unsere Gesichter mit Schlamm, um uns als Schlammgeister zu verkleiden.“
Die Volksgruppe der Jrai glaubt, dass Schlammgeister oder Brams sanfte Geister sind, die die Toten vor bösen Geistern schützen. Schlammgeister sind auch die Verkörperung der Verstorbenen, die sich mit den Dörfern rund um die Gräber freuen. Dazu Ro Cham H’Xuyet in der Gemeinde Ia Mo Nong im Kreis Chu Pah in der Provinz Gia Lai:
„Wenn man sich als Schlammgeist verkleidet, muss man sein Gesicht und seinen Namen verbergen. Man schmiert sich Schlamm ins Gesicht oder trägt eine Maske aus einem Bananenbaumstamm, um sein Gesicht zu bedecken. Schlammgeister stellen Verstorbene dar.“
Grabhäuser der Jrai. |
Menschen, die als Bram ausgewählt werden, müssen gesund sein und hohes Ansehen haben. Sie müssen sich sehr geschickt verkleiden, um von den anderen nicht erkannt zu werden. Wenn sie erkannt werden, bedeutet dies auch, dass die Brams die Aufgabe nicht erfüllen und von Geistern gefangen genommen werden. Cham Ha in der Gemeinde Ia Mo Nong im Kreis Chu Pah in der Provinz Gia Lai sagt:
„Nur Männer spielen Schlammgeister. Je nach Wunsch des Organisatoren des Po Thi-Festes kann es sich bei der als Schlammgeist verkleideten Person um einen Erwachsenen oder ein Kind handeln. Die Person, die den Schlammgeist spielt, ist normalerweise jemand, dessen Frau verstorben ist oder unverheiratet ist.“
Nachdem das Po Thi-Fest beendet ist, essen, tanzen und unterhalten sich die Brams und Dorfbewohner. H’ Uyên Niê, stellvertretende Vorsitzende des Frauenverbands der Gemeinde Ia Mo Nong, sagt:
„Brams symbolisieren die Seelen von Verstorbenen. Diese Seelen werden zum letzten Mal mit den Lebenden essen und trinken. Das bedeutet, dass man nach dem Po Thi-Fest nicht mehr Essen und Wasser zum Grab des Verstorbenen bringen darf. Während des Festes gehen Schlammgeister um das Grab herum, um das letzte Mal Familienmitglieder zu treffen, bevor sie ins Jenseits gehen.“
Die Jrai glaubt, dass zwischen den Verstorbenen und den Lebenden immer noch eine Verbindung besteht. Sich während des Po Thi-Festes als Schlammgeist zu verkleiden, zeigt die Liebe und den Respekt der Lebenden für den Verstorbenen. Man wünscht sich, dass die Seelen der Verstorbenen die Lebenden beschützen und die Dorfbewohner mit einem friedlichen, wohlhabenden und glücklichen Leben segnen werden.