Das Bild des globalen Wirtschaftswachstums im zweiten Halbjahr

(VOVWORLD) - Große Investmentbanken und globale Finanzkonzerne haben vor kurzem eine Verlangsamung des globalen Wachstums im zweiten Halbjahr 2025 prognostiziert. Grund dafür seien wirtschaftliche Unsicherheiten infolge der Zollspannungen und geopolitischen Spannungen. Dennoch zeigen einige große Volkswirtschaften positive Wachstumssignale. 
Das Bild des globalen Wirtschaftswachstums im zweiten Halbjahr  - ảnh 1Menschen kaufen in einem Supermarkt in Foster City im US-Bundesstaat Kalifornien ein. (Foto: Xinhua/VNA)

Laut den jüngsten Prognosen von weltweit führenden Investmentbanken wie UBS, Goldman Sachs und Morgan Stanley wird das globale Wachstum voraussichtlich zwischen 2,5 Prozent und 2,9 Prozent liegen. Diese Zahl fällt weniger optimistisch aus als die früheren Prognosen des Internationalen Währungsfonds (IWF).

Wenige optimistische Prognosen für die USA und Europa

Die USA, die größte Volkswirtschaft der Welt, wird für dieses Jahr ein Wirtschaftswachstum zwischen 1 Prozent und 2 Prozent erwartet. 

Laut mehreren Ökonomen hat die Phase der Unsicherheit – von Anfang April bis Anfang August – infolge der neuen Zollpolitik der Regierung von US-Präsident Donald Trump das Investitions- und Geschäftsklima in den USA negativ beeinflusst. Der US-amerikanische Ökonom Gary Hufbauer vom Peterson Institute for International Economics sagt: 

„Ich denke, die US-Wirtschaft verlangsamt sich ohnehin, weil viele Haushalte hoch verschuldet sind. Ich weiß, dass Präsident Trump viele Deals ankündigt, aber tatsächlich waren die Investitionen von Unternehmen in der ersten Jahreshälfte nicht gut, weil viele Unternehmen einfach nicht wissen, was als nächstes passieren wird. Also zögern sie. Ich denke, wir steuern auf eine Phase langsameren Wirtschaftswachstums und vielleicht sogar auf eine kleine Rezession zu.“

Neben den USA sind auch die Wachstumsaussichten für die Mitgliedsländer der Europäischen Union (EU) wenig positiv. Das Bruttoinlandsprodukt der 20 Länder in der Euro-Zone stieg im zweiten Quartal dieses Jahres nur noch um 0,1 Prozent im Vergleich zum Vorquartal und um 1,4 Prozent im Vergleich zum Vorjahreszeitraum, wie das EU-Statistikamt Eurostat mitteilte. 

Eurostat bewertete die Wachstumsperspektiven für die kommenden Monate als wenig vielversprechend. Gemäß dem mit US-Präsident Donald Trump vereinbarten Rahmenabkommen gilt in der weltgrößten Volkswirtschaft inzwischen ein Zollsatz von 15 Prozent für die meisten EU-Produkte. Dieser Zollsatz wird voraussichtlich zu höheren Exportkosten führen und europäische Unternehmen dazu zwingen, entweder ihre Verkaufspreise in den USA anzuheben oder sinkende Gewinne zu akzeptieren. 

Positive Aussichten für China und Großbritannien

Im Gegensatz zu den wenig optimistischen Prognosen für die USA und die EU werden einige andere große Volkswirtschaften deutlich positiver eingeschätzt. Für Chinas Gesamtjahreswachstum 2025 erhöhte der Internationale Währungsfonds (IWF) in seinem „World Economic Outlook Update“ die Prognose um 0,8 Prozentpunkte auf 4,8 Prozent im Vergleich zur Prognose im April. Gleichzeitig hat der IWF seine Prognose für Chinas Wachstums im nächsten Jahr um 0,2 Prozentpunkte auf 4,2 Prozent nach oben korrigiert. Laut dem IWF ist die Anhebung der Prognosen vor allem auf eine stärkere Binnennachfrage, Exporte und Innovationen zurückzuführen.

Auch große Banken wie UBS, Goldman Sachs und Deutsche Bank prognostizieren für das laufende Jahr ein Wirtschaftswachstum von 4,5 Prozent bis 4,7 Prozent für China.

Auch Großbritannien, die sechstgrößte Volkswirtschaft der Welt, verzeichnete ein erfreuliches Wachstum. Nach Angaben der britischen nationalen Statistikbehörde ONS lag das britische Wirtschaftswachstum im zweiten Quartal bei 0,3 Prozent – deutlich mehr als die vorherige Prognose von 0,1 Prozent. Damit war Großbritannien im zweiten Quartal die am stärksten wachsende Volkswirtschaft innerhalb der G7-Staaten. Die britische Finanzministerin Rachel Reeves erklärte dazu:

„Das Wachstum im ersten Halbjahr dieses Jahres stützte sich auf Zuwächse im verarbeitenden Gewerbe und im Dienstleistungssektor, dem größten Teil unserer Wirtschaft und auch im Baugewerbe. Dies spiegelt den Fokus der britischen Regierung wider, die Bürger wieder zum Bauen zu bewegen.“

Trotz dieser positiven Signale sehen Beobachter auch Herausforderungen für die britische Wirtschaft in der zweiten Jahreshälfte. Ruth Gregory, stellvertretende Chefvolkswirtin für Großbritannien bei der Forschungsgruppe Capital Economics, ging davon aus, dass die schwache Weltwirtschaft das britische BIP-Wachstum weiterhin dämpfen werde. Ihr zufolge haben sich zudem die Auswirkungen der seit April geltenden Steuererhöhungen auf die Unternehmensinvestitionen bislang nicht vollständig entfaltet.

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