(VOVWORLD) - Angesichts einer Reihe von jüngsten Terrorangriffen in Europa und in den USA haben Experten Angst vor dem Aufstieg des globalen Terrorismus. Die Unruhe und Konflikte im Nahen Osten haben ein Machtvakuum für Extremisten geschaffen.
Der Fahrzeugangriff am Tag des Neujahrs 2025 in New Orleans in den USA. (Foto: AP/VNA) |
In der US-Südstaatenmetropole New Orleans ist ein Mann in der Silvesternacht mit einem Pick-Up-Truck in eine Menschenmenge gerast. 14 Menschen wurden getötet und 30 verletzt. Aufgrund dieses jüngsten Terroranschlags steigt die Angst vor instabiler Sicherheit in vielen Ländern weltweit.
Terrorgefahr durch „einsame Wölfe“
Der Angriff auf New Orleans hat nicht nur schweren Personenschaden am Jahresbeginn verursacht, sondern auch den Sicherheitskräften Sorgen bereitet. Kurz vor seiner Todesfahrt hatte der Attentäter von New Orleans Videos in den sozialen Medien gepostet: An der Anhängerkupplung seines gemieteten Trucks wehte die schwarz-weiße Flagge der Terrorgruppe des Islamischen Staates (IS).
Dies zeige den IS-Einfluss auf die Welle des sogenannten „Einsamen Wölfe“-Angriffs, sagte Experte Colin Clarke aus dem Sicherheitsberatungsunternehmen Soufan Group. Das bedeute, dass die Täter allein operieren und zu keinen Netzwerken auf beiden Seiten des Atlantiks gehören. Der IS sei eine anhaltende Bedrohung und verschwinde nicht, so Clarke weiter.
Kurz zuvor hatte sich ein ähnlicher Fahrzeugangriff auf dem Weihnachtsmarkt im deutschen Magdeburg ereignet. Dabei kamen fünf Menschen ums Leben und mehr als 200 Menschen wurden verletzt. Laut dem Direktor des Programms für irreguläre Bedrohungen und Terrorismus am Zentrum für strategische und internationale Studien (CSIS), Daniel Byman, ist dies eine Weise, die die IS-Milizen bei Angriffen vor einigen Jahren im britischen London und im deutschen Berlin durchgeführt hätten. Am schlimmsten sei der Fall in der französischen Stadt Nizza im Juli 2016, der das Leben von 86 Menschen gekostet habe, so Byman weiter:
„In den vergangenen zehn Jahren haben die IS-Milizen Fahrzeugangriffe durchgeführt. Solche Auto-Attacken haben wir in einigen Ländern in Europa und in New York erfahren. Es handelt sich also eindeutig um eine Taktik des IS und bei der Tragödie in New Orleans war es mit dieser Methode möglich, in relativ kurzer Zeit viele Opfer zu fordern.“
Zuvor hatten das Terrornetzwerk IS und der „Islamische Staat - Provinz Khorasan“ (ISPK) zahlreiche große Terroranschläge durchgeführt. Dazu zählten der Bombenangriff in der iranischen Stadt Kerman im Januar und der Anschlag auf das Moskauer Theater in Russland Ende März 2024.
Laut dem Direktor der Nichtregierungsorganisation Counter Terrorism Project (CTP), Hans-Jakob Schindler, sind die Sicherheitsbedrohungen größer geworden und schwieriger zu bewältigen:
„Wir befinden uns derzeit in einer Zeit der starken Polarisierung, die durch Konflikte im Nahen Osten und das Wiederaufleben der Terrorgruppen IS und Al-Qaida weltweit noch verstärkt wird. Wir befinden uns in einer schwierigen Situation.“
Die Polizisten sperren den Tatort nach dem Angriff auf den Weihnachtsmarkt in Magdeburg in Deutschland. (Foto: Xinhua/VNA) |
Terror-Hotspot in Syrien oder in der Sahelzone ?
Aus Besorgnis um das Wiederaufleben der Terrorgruppen im Nahen Osten nach dem Sturz der Regierung von Baschar al-Assad in Syrien hat das US-Verteidigungsministerium am vergangenen 20. Dezember mehrere US-Soldaten in Syrien eingesetzt. Laut dem Pentagon-Sprecher Pat Ryder sind momentan etwa 2.000 amerikanische Soldaten in Syrien. Zuvor hatte das Ministerium von 900 Soldaten gesprochen. Dazu sagt US-Sicherheitsberater Jake Sullivan:
„Wir müssen zugeben, dass der Moment, in dem Damaskus zusammenbruch, auch der Moment gewesen ist, in dem der Islamische Staat nach einer Chance suchte, seine Kräfte wieder zu vereinen und zu vergrößern. Damit wollte er ein Netzwerk aufbauen, um die USA und die US-Bürger weltweit zu bedrohen. Deshalb hat Präsident Joe Biden die US-Armee aufgefordert, Militäroperationen gegen die IS-Milizen und -Stellungen durchzuführen. Dies werden wir fortsetzen.“
In Syrien halten sich bislang etwa 3000 IS-Kämpfer auf. Experten zufolge wird diese Terrorgruppe von anderen ansässigen Kräften – von der neuen Regierung in Syrien, den Kurden bis hin zur türkischen Armee und deren Verbündeten – unter Kontrolle gebracht. Laut dem Direktor des Nationalen Zentrums für Terrorismusbekämpfung der USA, Brett M. Holmgren, könnte der neue Terror-Hotspot wahrscheinlich die Sahelzone und Westafrika sein. Dort haben seit vielen Jahren neben dem IS zahlreiche Rebellen- und Terrorgruppen ihre Aktivitäten verstärkt.