Weltwirtschaft 2025: Stabil aber immer noch riskant
Quang Dung -  
(VOVWORLD) - Die meisten großen Wirtschafts- und Finanzinstitute weltweit haben die Weltwirtschaft in diesem Jahr als stabil bewertet. Doch die Weltwirtschaft ist weiterhin mit großen Risiken im Zusammenhang mit Handelskonflikten und geopolitischer Instabilität konfrontiert.
Der Internationale Währungsfonds (IWF) hat in einem Bericht über die globalen Wirtschaftsperspektiven Ende Oktober 2024 prognostiziert, dass die Weltwirtschaft in diesem Jahr um 3,2 Prozent wachsen wird. Auch die Organisation für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung (OECD) und die Weltbank (WB) gaben ähnliche Prognosen ab. Demnach könnte das Weltwirtschaftswachstum im Jahr 2025 etwa 3 Prozent erreichen, möglicherweise sogar bis zu 3,3 Prozent.
Sanfte Landung
Die Grundlage für die Erwartung eines stabilen Wachstums der Weltwirtschaft in diesem Jahr sind die relativ positiven Ergebnisse im Jahr 2024. Laut dem OECD-Generalsekretär, Mathias Cormann, hat die Weltwirtschaft im vergangenen Jahr eine bemerkenswerte Erholung bewiesen. In vielen großen Volkswirtschaften sank die Inflation allmählich auf das gesetzte Ziel von zwei Prozent der Zentralbanken, während das Wachstum stabil blieb. Derzeit schwankt die Inflationsrate in den USA um 2,7 Prozent, in der Eurozone um 2,2 Prozent und in Großbritannien um 2,6 Prozent.
Die Zinserhöhung zur Bekämpfung der Inflation in den letzten zwei Jahren hat nicht zu einer starken Rezession geführt, was die meisten Prognostiker befürchtet hatten. Ab der zweiten Hälfte des vergangenen Jahres senkten die US-Notenbank (Fed) bzw. die Europäische Zentralbank (EZB) schrittweise die Zinsen. Und eine „sanfte Landung“, also eine Abkühlung der Wirtschaft ohne eine Rezession, ist machbar.
Einige Experten sagten jedoch, dass die Inflationsrate in vielen großen Volkswirtschaften das gesetzte Ziel von zwei Prozent noch nicht erreicht sei und in den letzten Monaten des Jahres sogar tendenziell leicht angestiegen sei. Daher muss die Zinspolitik weiterhin vorsichtig gesteuert werden. Gleichzeitig sollen die Wachstumsrisiken genau überwacht werden. Dazu Rebeca Grynspan, die Generalsekretärin der UN-Konferenz für Handel und Entwicklung (UNCTAD):
„Unsere Weltwirtschaft befindet sich in einer Situation, in der wir uns zwar die Möglichkeit einer sanften Landung begrüßen, aber wir können auch sagen, dass wir auf der falschen Landebahn landen. Wir landen in einem Umfeld von langsamem Wachstum, hoher Schulden, schwachen Investitionen und fragmentiertem Handel.“
„Variable“ USA
In Bezug auf das Wachstum des globalen Bruttoinlandsprodukts in diesem Jahr prognostizierte die OECD, dass das Wachstum der Weltwirtschaft 3,3 Prozent erreichen kann. Der IWF gab unterdessen eine Prognose von 3,2 Prozent. Zwei führende US-Banken, Morgan Stanley und Goldman Sachs, prognostizierten 3 Prozent bzw. 2,7 Prozent. Beobachtern zufolge hängt die „Variable“ jedoch immer noch von den USA ab. Seth Carpenter, Chefökonom von Morgan Stanley, stellte fest, dass die US-Präsidentschaftswahl mit dem Sieg von Donald Trump zu politischen Veränderungen führen werde, die sich auf die Weltwirtschaft auswirken werden. Goldman Sachs teilt diese Ansicht und geht davon aus, dass das BIP der Eurozone in diesem Jahr aufgrund der neuen Zollpolitik und -vorschriften der USA nur um 0,8 Prozent steigen könnte. Auch China wird voraussichtlich von den Zöllen der neuen US-Regierung betroffen sein, so dass das BIP dieses Landes in diesem Jahr laut S&P Global möglicherweise nur um 4,1 Prozent steigen wird. Umgekehrt wird aber auch die US-Wirtschaft beeinträchtigt, wenn Donald Trump hohe Zölle gegen Wirtschaftskonkurrenten erhebt, was zu großen Handelskonflikten führt. Joseph Stiglitz, der den Nobelpreis für Wirtschaftswissenschaften erhielt, warnte:
„Die meisten Menschen glauben, dass die diesmalige US-Besteuerung effektiver als zuvor sein wird, weil Donald Trump mit höheren Zöllen gedroht hat. Trump hat gesagt, er möge Zollerhebung. Die US-Amerikaner befürchten jedoch, dass dies negative Auswirkungen auf die US-Wirtschaft haben könnte.“
Laut Goldman Sachs könnte das BIP der USA um 0,3 Prozent sinken, wenn die Handelsinstabilität wie im Zeitraum 2018-2019 zunimmt. Währenddessen könnte das Wachstum der Eurozone und Chinas um 0,9 Prozent bzw. 0,7 Prozent zurückgehen. Die britische Forschungsorganisation Capital Economics geht allerdings davon aus, dass das Risiko eines Handelskonflikts derzeit nur moderat ist, da Vergeltungsmaßnahmen anderer Länder so gestaltet werden, um eine Eskalation der Spannungen mit den USA zu verhindern.
Quang Dung