Zollspannung: Globaler Handel steht vor Gefahr eines starken Rückgangs

(VOVWORLD) - Laut der aktuellen Prognose der Welthandelsorganisation (WTO) kann der globale Warenhandel in diesem Jahr stark sinken. Zugleich warnt die Organisation davor, dass die Auswirkungen wegen der US-Zollpolitik zur schlimmsten Rezession der Weltwirtschaft seit dem Höhepunkt der Covid-19-Epidemie führen könnte. 
Zollspannung: Globaler Handel steht vor Gefahr eines starken Rückgangs - ảnh 1Die WTO warnt vor möglichen Konsequenzen, wenn die beiden größten Volkswirtschaften der Welt weiterhin Zölle gegeneinander erheben. (Foto: Reuters)

Im Bericht „Global Trade Outlook and Statistics“ gehen die WTO-Experten davon aus, dass das Volumen des Welthandels 2025 um mindestens 0,2 Prozent zurückgehen wird. Das ist eine drastische Senkung, da die WTO im Oktober im vergangenen Jahr ein Wachstum von drei Prozent prognostizierte.

Drastische Senkung

Der Hauptgrund für die pessimistische WTO-Bewertung ist die neue US-Zollpolitik. Vor einem Monat startete die US-Regierung einen „Zollkrieg“ und erhob Zölle von 10 Prozent auf Importe aus aller Welt sowie von 25 Prozent auf Stahl, Aluminium und Autos. Trotz der 90-tägigen Aussetzung der Zölle für Verhandlungen durch US-Präsident Donald Trump könnten die Gegenzölle von 10 bis 39 Prozent auf mehr als 180 Volkswirtschaften noch umgesetzt werden. Besonders eskaliert der Handelsstreit zwischen den USA und China, nachdem beide Großmächte „unvorstellbare“ Zölle auf gegenseitige Waren erhoben haben. Dass die USA 90-tägige Zollpause gewähren, könnte die Unsicherheit des globalen Handels nicht mindern, sagt die Exekutiv-Direktorin des Internationalen Handelszentrums im schweizerischen Genf, Pamela Coke-Hamilton:

„Eine unbefristete Verlängerung um 90 Tage bringt eigentlich keine Stabilität. Es ist unwichtig, ob diese Frist noch verlängert wird oder nicht. Es gibt tatsächlich keine Stabilität und keine Prognose, die sich auf den Handel und die Entscheidung der Unternehmen auswirken wird.“

Neben dem Rückgang des globalen Warenhandels wird auch der Dienstleistungshandel beeinträchtigt. Infolgedessen erwartet die WTO, dass das Wachstum im kommerziellen Dienstleistungshandel mit 4 Prozent im Jahr 2025 und 4,1 Prozent im Jahr 2026 niedriger ausfallen wird als die vorherigen Prognosen von 5,1 Prozent bzw. 4,8 Prozent. Dazu der WTO-Chefökonom Ralph Ossa:

„Obwohl der Dienstleistungshandel nicht direkt von Zöllen betroffen ist, wird er sich aber auswirken. Der Rückgang des Warenhandels wird den Bedarf an Dienstleistungen wie Transport und Logistik verringern. Gleichzeitig bremst die die größere wirtschaftliche Unsicherheit den Tourismus und Investitionen.“

Zollspannung: Globaler Handel steht vor Gefahr eines starken Rückgangs - ảnh 2Der WTO-Chefökonom Ralph Ossa. (Foto: wto.org)

Besorgnis um die US-Wirtschaft

Auch die Besorgnis um die US-Wirtschaft nimmt zu. Vor dem Economic Club of Chicago sagte der Vorsitzende der US-Notenbank (Fed) Jerome Powell:

„Die US-Regierung führt derzeit politische Veränderungen durch, die sich besonders auf den Handel fokussieren. Wegen der Auswirkung dieser Änderungen könnten wir wahrscheinlich von unseren festgelegten Zielen abweichen. Die Arbeitslosigkeitsquote könnte steigen, wenn sich das Wachstum der US-Wirtschaft verlangsamt. Nach dem Inkrafttreten der Zölle könnte auch die Inflation steigen und ein Teil dieser Zölle wird sich auf das Einkommen der Menschen auswirken.“

Laut dem Fed-Vorsitzenden hat die US-Notenbank solche Situation in den vergangenen 50 Jahren so noch nie erlebt. Dies habe die Arbeit dieser Organisation erschwert. Powell zufolge wird die Fed zu diesem Zeitpunkt ihre Politik nicht umgehend regulieren. Sie werde mehr Daten sammeln, um die Auswirkungen der neuen Zollpolitik auf die Wirtschaft zu bestimmen. 

Die Aussage des Fed-Chefs gilt bislang als die größte Warnung gegenüber der Zollpolitik der Regierung von Donald Trump. Laut dem Direktor für globale Marktstrategie von Trade Station, David Russell, wird die US-Notenbank die Zinssätze trotz des Appells des Weißen Hauses nicht senken. Dies könnte, den Beobachtern zufolge, die ohnehin angespannten Beziehungen zwischen der Regierung von Donald Trump und der Fed verschlechtern.

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